Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne - Michael Schenk страница 23
»Woher habt Ihr das Gefäß?«
»Von den Grauen Zauberern, die das Haus Deshay mit ihrem Bann
belegten«, erwiderte Jalan. »Aber nicht einmal das vermag ich genau zu
sagen. Wir fanden das Gefäß, nachdem das Haus befreit war. Ich erkannte die
Flüssigkeit anhand der alten Schriften unseres Hauses.«
»Von den Grauen? Und die elfischen Schriften enthalten Hinweise dazu?«
Nedeam schöpfte neue Hoffnung. Im Kampf um das Haus Deshay hatte er mit
Llaranyas Hilfe einen der Grauen Magier bezwungen. Und er würde sich
erneut einem dieser schrecklichen Wesen stellen, wenn er dadurch Larwyns
Leben retten konnte.
»Die Hinweise sind nur undeutlich«, erklärte Jalan. »Ihr versteht bestimmt,
dass dieses Lebenswasser für uns Elfen nicht sonderlich von Belang war. Wir
sind unsterblich und benötigen derartige Mittel nicht.«
»Ja, das verstehe ich. Doch was sagen denn nun Eure Schriften?«
»Nur, dass es das Lebenswasser gibt und sich seine Quelle irgendwo im
Süden befinden soll.«
»Das ist nicht gerade viel«, brummte Nedeam enttäuscht.
»Die Grauen kannten die Quelle, doch wir können sie schwerlich danach
fragen.«
Nein, das konnten sie nicht. Die Grauen Zauberer, die so lange
wohlwollend die Geschicke der Menschen begleitet hatten, waren
verschwunden oder dem Schwarzen Lord verfallen. Selbst die Weißen
Zauberer schienen Vergangenheit zu sein. Sollte sich die Hoffnung, Larwyn
mit dem Lebenswasser retten zu können, nun doch wieder zerschlagen?
Enttäuscht ging er zu dem Stuhl hinüber, den Larwyn wohl in dieser Nacht
benutzt hatte, und setzte sich. Er wollte sich gerade anlehnen, als Elodarion
aufschrie. Der Elf sprang vor, packte Nedeam am Arm und zerrte ihn von
dem Sitzmöbel herunter. Nedeam stieß unwillkürlich einen leisen Fluch aus,
bis er Elodarions entsetzte Miene sah.
»In der Lehne«, ächzte der leichenblasse Elf. »In dem Polster steckt
etwas.«
Nedeam wandte sich erschrocken um. Und als Elodarion auf die Stelle
wies, sah er es auch. »Bei den Finsteren Abgründen. Welch eine
Niedertracht!«
Im Rückenpolster des Stuhls steckte ein spitzer Gegenstand, den man nur
bei genauem Hinsehen erkennen konnte. Larwyn hatte ihn sicher nicht
bemerkt, als sie Platz genommen und sich angelehnt hatte, wobei sie sich die
Spitze dann selbst ins Fleisch gestoßen haben muss.
»Nicht berühren«, warnte Elodarion. »Es ist einer der Stachelpfeile der
Sandmenschen.«
»Ja, ohne Zweifel.«
Nedeam blickte auf, als im vorderen Hof der Burg ein Hornsignal ertönte.
Das Klappern von Hufen und Kommandos waren zu hören. Es war nur eine
kleine Schar, und er ahnte, wer dort zu früher Morgenstunde in die Burg
einritt. Sein Gespür sollte ihn nicht täuschen.
Einen Augenblick später pochte es an der Tür, und Kormund blickte
herein. »Der Hohe Lord Garwin ist soeben eingetroffen.«
Das Gesicht des alten Kämpen war von Sorge um die Herrin gezeichnet.
Wahrscheinlich würde er sich noch zusätzlich Vorwürfe machen, wenn er von
dem feigen Mordanschlag erfuhr, obwohl er ihn kaum hätte verhindern
können.
Als der Pferdefürst die Treppe emporkam, fuhr Kormund herum. Er
machte eine knappe Ehrenbezeugung und verließ den Raum. Garwin
bevorzugte wie sein Vater Garodem schlichte Gewänder. Er trug ein
einfaches blaues Wams und helle lederbesetzte Reithosen. Dazu die typischen
rotbraunen Stiefel und ein ebensolches Wehrgehänge, in dem Dolch und
Schwert steckten. Statt des üblichen Grüns hatte er für seinen Umhang einen
blauen Farbton gewählt, der dem der elfischen Überwürfe glich.
»Die Torwache berichtete mir, meine Mutter sei ernsthaft erkrankt«, sagte
er anstelle einer Begrüßung. Rasch trat er zu Larwyn, die noch immer am
Boden lag und von den Elfen umsorgt wurde. »Wie ernst steht es um sie?«
Leoryn bedeckte rasch den halb entblößten Körper der Hilflosen. »Wenn
kein Wunder geschieht, wird die Hohe Dame …«
Garwin schnitt ihr das Wort ab. »Ich verstehe. Nun, ich bin mir sicher, sie
ist bei Euch Elfen in den besten und kundigsten Händen.« Wenn die beiden
Ältesten der elfischen Häuser über diese unhöfliche Behandlung verstimmt
waren, so zeigten sie es nicht. Zudem war Garwins Verhalten nur
verständlich, da er in Sorge um seine Mutter sein musste. Er wandte sich zu
Nedeam und Llaranya. »Meine Glückwünsche zu Eurer Vermählung, Hoher
Herr und Hohe Frau.« Sein Blick heftete sich auf den Ersten Schwertmann.
»Wie ich vernahm, hält sich diese Bestie in der Burg auf. Das geschieht ohne
meine