Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne - Michael Schenk страница 32
keinen Feind erblicken. Wisst Ihr etwas von den Orks der Finsternis, das noch
nicht nach Alneris gedrungen ist?«
»Keine Orks, obwohl diese Bedrohung stets über uns schwebt. Im
vergangenen Reich Jalanne formiert sich eine andere Gefahr.«
Natürlich wusste ta Andarat längst von den gepanzerten Bestien. Livianya
hatte mehrere Berichte an ihren Vorgesetzten ta Enderos geschickt. Da die
Irghil das Reich jedoch noch nicht direkt bedrohten, konnte dieser ihr keine
Verstärkungen schicken. In einem solchen Fall entschied der Kronrat, und
dieser hatte als Bevollmächtigten ta Andarat gesandt.
Geduldig berichtete Livianya dem Mann von ihren Befürchtungen. Am
Gesichtsausdruck des Adligen war sein wachsender Widerwille abzulesen.
Schließlich unterbrach er ihre Ausführungen. »Schön, schön, sie mögen
gefährlich sein, diese Schalentiere. Aber sie bedrohen nicht das Königreich,
nicht wahr? Bleibt dem vergangenen Reich Jalanne fern, dann sind auch Eure
Reiter sicher.«
»Und die Lemarier?«
Er betupfte abermals sein Gesicht. »Sie sind uns willkommen. Wenn sie
denn kommen wollen.«
»Es wurde ihnen bereits angeboten, Hochgeborener.«
»Nun, so scheinen mir diese Bestien doch ausschließlich das Problem der
Lemarier zu sein. Es besteht keine Veranlassung, dass sich die tapferen
Männer der Garde ihretwegen in Gefahr begeben. Oder deren schöner
Kommandant«, fügte er hinzu.
»Eines Tages könnten diese Bestien unsere Grenze direkt bedrohen«, gab
Livianya zu bedenken. »Jetzt sind sie vielleicht noch zu schwach dazu.«
Er wedelte mit dem Tuch. »Wenn dies wirklich einmal der Fall sein sollte,
so wird Euch der Kronrat die erforderlichen Truppen bewilligen. Aber dieser
Tag scheint mir doch noch sehr weit entfernt zu sein.« Er seufzte. »Bedenkt,
Hochgeborene, der Unterhalt der Garde kostet eine Menge goldener
Schüsselchen. Ich bin dem Kronrat und Ihrer Majestät gegenüber
verantwortlich, sie nicht zu verschwenden.«
Einer der Gardisten schnaubte verächtlich, und als ta Andarat den Mann
ansah, erwiderte dieser trotzig seinen Blick. Ta Andarat räusperte sich und
sah erneut in das Land von Jalanne hinunter. »Wie ich es bereits erwähnte,
wenn sich eine wirkliche Bedrohung ergibt, so werden König und Kronrat
Euch sofort zur Seite stehen.« Abermals bemühte er sein feines Tuch. »Doch
nun sollten wir uns zurückziehen. Es ist ein wenig zugig hier, und ich
verspüre ein Kratzen in der Kehle.«
Er ging zum Aufzug und blickte dann noch einmal zu dem
Vergrößerungsrohr zurück. »Ein beachtenswertes Gerät. Vielleicht sollte ich
es mit mir nehmen. Um es, äh, herumzuzeigen. Es könnte auch den anderen
Festungen nützlich sein.«
Livianya sah ihn abweisend an. »Nun, das müsst Ihr den Hochgeborenen
Lord ta Enderos fragen. Er hat es geschenkt bekommen.«
»Ja, sicher. Nun, es ist auch nicht von besonderem Belang.«
Die Plattform glitt wieder nach unten. An der Basis des Turms setzte sie
inmitten des Podestes auf, das einen bequemen Zutritt ermöglichte.
»Wir haben ein bescheidenes Mahl und ein Quartier für Euch vorbereitet,
Hochgeborener«, sagte Livianya mit gezwungener Freundlichkeit. Das Mahl
war in der Tat bescheiden, ebenso wie das Quartier. Nicht besonders schlecht,
aber auch nicht das Beste, was Maratran zu bieten hatte. Er erhielt die gleiche
Behandlung wie ihre Männer. Sie sah keinen Grund, ta Andarat mehr
zuzubilligen, als er verdiente. Mochten andere ihm das Gesäß ausputzen, um
seine Gunst zu gewinnen, sie würde das nicht tun.
»Ich bedauere zutiefst, Hochgeborene, doch in Alneris erwarten mich
dringende Amtsgeschäfte.«
Wohl eher die Schenkel eines Weibes, dachte Livianya verächtlich und
war erleichtert, den ungeliebten Gast so schnell wieder los zu sein.
Zusammen mit einer Ehrenwache begleitete sie den Adligen zum Tor. Als
er und seine Eskorte ihren Blicken entschwanden, trat Hauptmann Bernot ta
Geos zu seiner Kommandantin. Als er ihren grimmigen Gesichtsausdruck sah,
nickte er lächelnd. »Ich ahnte, dass wir von ihm nichts zu erwarten haben.«
»Nein, nicht von einem wie dem. Aber ich musste es wenigstens
versuchen«, gestand sie ein. »Kommt mit, Bernot, wir haben einiges zu
besprechen.«
Einst hätte sich die Hochgeborene Livianya nicht träumen lassen, jemals
eine Rüstung zu tragen und gemeinsam mit der Garde zu kämpfen. Ihr
Gemahl ta Barat war stellvertretender Kommandeur eines Regiments gewesen
und hatte in der Festung von Dergoret gedient, die den Großen Wall im
Norden versperrte. Vor vielen Jahren hatten