Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk

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Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne - Michael Schenk Die Pferdelords

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geschlagen. Dann waren Stein und Geröll bewegt und Erde

      herbeigeschafft worden, bis neben dem Signalturm ein beachtliches Plateau

      entstanden war. Der zu kleine Brunnen war sorgsam ausgeschachtet und

      verkleidet worden. Dann hatte man mit dem Bau der eigentlichen Anlage

      begonnen. Alles Material, vom Felsquader bis zum Getreidekorn, musste

      hinauftransportiert werden. Es dauerte viele, sehr viele Jahre und forderte das

      Leben manchen Arbeiters. Doch dann erhob sich Maratran in neuer Größe

      und neuem Glanz über dem Großen Wall.

      Bewusst hatte man für den Bau der Festungsmauern den weißen Stein

      gewählt, aus dem auch die Bollwerke der Hauptstadt Alneris bestanden.

      Einem Leuchtfeuer gleich, mahnte er jeden Feind, dass hier die Garde des

      Königreiches stand.

      Die Mauern waren extrem dick, obwohl sie kaum von einem Katapult

      erreicht werden konnten. Man hatte Ställe und Unterkünfte darin integriert,

      und auch die Vorratslager und Waffenkammern befanden sich dort. Inmitten

      der Anlage erhob sich der Signalturm. Er war weit größer als sein Vorgänger

      und hatte kaum noch Ähnlichkeit mit ihm. An der Basis erinnerte er an eine

      plumpe Tonne, über der er sich wie eine sich nach oben stark verjüngende

      Nadel erhob. An der Spitze befanden sich das Signalfeuer und eine

      Beobachtungsplattform, die eine weite Aussicht über das umliegende Land

      bot. Obwohl man den Turm über die innen liegende Treppe ersteigen konnte,

      hatte es der frühere Kommandant Maratrans, ein verdienstvoller, doch am

      Ende seiner Laufbahn gebrechlicher Adliger, erreicht, dass einer jener

      Aufzüge installiert wurde, für die der Königsturm in Alneris berühmt war.

      Über eine Vorrichtung aus Winden, Rollen und Seilen konnte man eine

      hölzerne Plattform durch das Innere des Turms nach oben bewegen und

      wieder herabsenken.

      Der neue Kommandant von Maratran hielt nur wenig von solchen

      Errungenschaften, doch an diesem Tag gebot es die Höflichkeit, den Aufzug

      zu benutzen. Die Hochgeborene Livianya, die neben der stehenden Besatzung

      der Festung auch das hier stationierte Regiment der siebenten Gardekavallerie

      befehligte, hatte Besuch aus der Königsstadt Alneris erhalten.

      Der Hochgeborene Welbur ta Andarat hatte die Statur eines Kriegers, doch

      er kämpfte lieber mit Worten als mit der Klinge. Er war Mitglied des

      Kronrates und sicherlich kein Freund der Hochgeborenen Livianya. Nach

      seiner Meinung gehörte eine Frau nicht in die Reihen der Kämpfer, schon gar

      nicht in einer verantwortlichen Position. Frauen hatten die Aufgabe, einem

      Mann Freude zu bereiten und die Bettstatt mit ihm zu teilen. Vorzugsweise

      die des Adligen ta Andarat.

      Livianya kannte die Geschichten, die sich um den Weiberhelden rankten,

      und auch die Reden, die er gegen sie, die Kriegerin, führte. Sie hätte ihn am

      liebsten von der Plattform des Turms geworfen, wobei sie sich der

      Unterstützung durch die meisten ihrer Gardisten hätte sicher sein können.

      Aber sie musste den Mann mit Höflichkeit behandeln. Er war es, der im

      Kronrat darüber entschied, welche Mittel und Truppen welcher Festung

      zugedacht wurden. Es hieß, er habe diese Position durch harte Arbeit

      zwischen den Schenkeln der Frau des Kronkanzlers erreicht. Livianya war

      bereit, diesem Gerücht zu glauben, als sie die abschätzenden Blicke des

      Adligen bemerkte. Sie hätte lieber ihre Rüstung getragen, anstelle des

      formellen Gewandes. Sie nahm sich vor, versehentlich auszurutschen und ihn

      dort zu treten, wo es richtig schmerzte, wenn er sie noch länger auf solche

      begehrliche Weise begutachtete.

      Unten an der Winde drehten zwei Gardisten an der Kurbel und ließen die

      Plattform dadurch langsam aufsteigen. Sie bemühten sich um gleichmäßige

      Bewegungen, aber es ließ sich beim besten Willen nicht vermeiden, dass die

      hölzerne Konstruktion gelegentlich wackelte.

      Welbur ta Andarat räusperte sich nervös, als dies erneut geschah. »Diese

      Plattform ist doch stabil, Hochgeborene?«

      »Das ist sie, Hochgeborener.« Livianya erlaubte sich ein schmelzendes

      Lächeln. »Für den Fall, dass doch einmal etwas entzweigehen sollte, hat man

      unter der Plattform einige mit Luft gefüllte Hornviehmägen befestigt. Sie

      sollten die Wirkung eines Sturzes dämpfen.«

      Ta Andarat wurde eine Spur blasser und lachte dann nervös. »Nun, wir

      sind ja gleich oben. Ich hoffe doch, die Mühsal lohnt sich.«

      »Das wird sie, Hochgeborener ta Andarat«, versicherte sie. Hatte er

      Mühsal gesagt? Die einzigen Schweißtropfen wurden von den beiden

      Männern an der Kurbel vergossen. Und jetzt zückte ta Andarat auch noch ein

      feines Tuch und betupfte sich geziert den Mund und die Stirn. Livianya

      senkte angewidert den Blick, um sich nicht zu verraten. Sie war froh, fern der

      Königsstadt und ihren verweichlichten Adligen zu sein. Männern, die kaum

      eine

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