Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne - Michael Schenk страница 33
äußerst geschickt vorgegangen und hatten die Garde aus der Festung gelockt.
Dann waren sie über sie hergefallen und hatten die Männer abgeschlachtet.
Nur eine Handvoll entkam und zog sich nach Dergoret zurück. Darunter
Livianyas schwer verwundeter Gemahl. Man hatte das Signalfeuer entzündet
und gehofft, die Truppen des Königs würden rechtzeitig kommen, um die
Besatzung der Festung zu retten. Ununterbrochen rannten die Orks an, und
die Moral der Gardisten sank. Livianyas Gemahl gelang es, trotz seiner
Wunden, den Kämpfern ein Vorbild zu sein. Doch es überforderte seine
Kräfte. In der Nacht vor dem letzten Ansturm der Legionen starb er in
Livianyas Armen. Wäre sein Tod bekannt geworden, hätte der Mut die letzten
Verteidiger verlassen. Als der Morgen dämmerte, trat Livianya in der
Rüstung ihres toten Gemahls in die Reihe der Männer. Sie hielten stand. Trotz
allen Elends und ihrer Verzweiflung. Sie hielten stand, bis die Truppen des
Königs kamen.
Als offensichtlich wurde, wer in der Rüstung ta Barats gekämpft und
Orkblut in Strömen vergossen hatte, gewährte der König ihr einen Wunsch.
So trat sie der Garde bei, gegen den Widerstand vieler Adliger und Gardisten,
die den Traditionen verhaftet waren. Sie diente als Führer eines Halbberitts,
stieg zum Hauptmann und Berittführer auf und gewann in Kämpfen den
Respekt ihrer Soldaten. Sie wurde zu einer Heldin, und das einfache Volk
liebte seine Helden. Als der alte Kommandant von Maratran starb und sie sich
um den Posten bewarb, genoss sie die Unterstützung des Volkes und der
Garde. So erhielt sie das Kommando über Maratran und handelte sich
zugleich die Gegnerschaft jener ein, die es ihr neideten oder ihr die Rüstung
nicht zuerkannten. Livianya war dies gleich. Sie vermisste die Hohe
Gesellschaft in Alneris nicht und empfand Verachtung für jene, die ihre
Soldaten leiden ließen, um den eigenen Wohlstand zu mehren.
Sie hatte sich nie wieder an einen Mann gebunden, obwohl es manche
Angebote gegeben hatte. Von einer gezackten Narbe am Schulterblatt
abgesehen, war ihr Körper von makelloser Schönheit, und trotz aller Härte
besaß sie jene Weiblichkeit, die die fürsorglichen Gefühle eines Mannes
weckte. Im Grunde war die Hochgeborene nicht abgeneigt, sich erneut zu
binden. Doch es hätte ein Kämpfer sein müssen, und sie kannte die Sorge, die
man empfand, wenn ein Geliebter dem Feind entgegenritt. Sie scheute davor
zurück, diese Sorge erneut zu erleben oder gar der Grund dafür zu sein. Aber
niemand konnte die Zukunft weissagen.
Ihre Empfindungen gegenüber Hauptmann ta Geos waren eher
freundschaftlicher Art. Jedenfalls sagte sie sich dies immer wieder, denn es
hatte einige Nächte gegeben, in denen sie diesem Grundsatz untreu geworden
war. Nächte, in denen die Einsamkeit zu groß wurde, um nicht die Nähe eines
anderen Menschen zu suchen. Ta Geos mochte im Gefecht nicht sonderlich
fantasievoll sein, dennoch hatte er seine Qualitäten. Er war ein Meister im
Kampf, ein ausgezeichneter Berittführer und auf der Bettstatt ein exquisiter
Liebhaber. Vor allem aber, und dies schätzte Livianya besonders, nutzte er
diese sehr persönlichen Begegnungen niemals, um einen Vorteil daraus zu
ziehen. Manchmal erwog die Hochgeborene tatsächlich, sich mit ihm zu
verbinden. Er war ebenfalls adlig, wie die Bezeichnung »ta« verriet, und
somit eine standesgemäße Partie. Es mochte durchaus sein, dass sie ta Geos
sogar liebte. Die Garde hingegen liebte sie in jedem Fall. Sie konnte sich
nicht vorstellen, jemals die Rüstung abzulegen und nicht mehr mit ihren
Männern hinauszureiten. Doch wenn sie sich vermählte, musste sie dem
entsagen. Für Livianya war das unvorstellbar.
Als sie und Bernot ta Geos nun über den Vorplatz vor dem Turm schritten,
war die Anlage von der üblichen Betriebsamkeit erfüllt.
Die Pferde wurden gefüttert und getränkt, und einige der Tiere standen an
der Schmiede, da sie neu beschlagen werden mussten. Zwei von ihnen
wurden am Zügel über den Platz geführt und dabei kritisch von einigen
Gardisten und dem Heiler Maratrans beäugt, da sie ein wenig lahmten.
»Wir haben zwanzig neue Pferde aus Nerianaris bekommen«, erläuterte
Bernot. »Einige davon sind nur halb zugeritten. Der Hauptmann des Beritts
hat es bei der Abnahme nicht bemerkt.« Er registrierte Livianyas Blick und
lächelte. »Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Das nächste Mal wird er mehr
Sorgfalt walten lassen.«
Aus der Waffenschmiede drang rhythmisches Hämmern. Die Laute
klangen etwas dumpfer als gewöhnlich. Offensichtlich versah der
Waffenmeister die Tellerlanzen nun ebenfalls mit der Quetschspitze. »Wir
werden mehr Weichmetall benötigen«, meinte Bernot. »Auch wenn ta
Andarat sich dagegen ausgesprochen hat, gehe ich davon aus, dass Ihr
weiterhin Jalanne bestreifen