Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes - Michael Schenk страница 23
entschieden hatten. So waren auch die Frauen auf den einsam gelegenen
Gehöften durchaus wehrhaft und verstanden sich auf den Umgang mit Pfeil
und Bogen. Sie mussten Heimstatt und Kinder und auch die kleinen Herden
schützen, wenn ihre Männer vom Pferdefürsten durch die Losung gerufen
wurden. Diese verpflichtete jeden Pferdelord, sich auszurüsten und sich zu
versammeln, um dem Fürsten seiner Mark in den Kampf zu folgen.
Garodem war dieser Tradition immer verpflichtet gewesen, auch damals,
als er die Isolation gesucht hatte. Sein Vater, der König, war gestorben und
die Königswürde war auf seinen Bruder übergegangen, dem Garodem den
Treueid der Pferdelords geleistet hatte. Dann hatten die Horden der Orks die
Reiche der Menschenwesen überfallen. Garodem hatte den Treueid erfüllt,
doch war er seinem Bruder nicht mehr begegnet, da dieser in der großen
Schlacht vor der weißen Stadt des Reiches der weißen Bäume gefallen war.
Garodem litt noch immer darunter, sich nicht mehr mit dem Bruder versöhnt
zu haben. Bereitwillig verzichtete er auf den Thronanspruch, der damit auf
den Sohn seines Bruders überging, und so war nun Reyodem der König der
Pferdelords. Garodem vermisste die unteren fruchtbaren Marken des
Pferdevolkes nicht, denn hier in der Hochmark hatte er Larwyn kennen und
lieben gelernt.
Larwyn war eine Frau von außergewöhnlicher Anmut und Schönheit, die
jünger an Jahren war und allein durch den Blick ihrer Augen Frieden und
Liebe in sein Herz senkte. Ja, sie war sanft und anmutig, seine Larwyn, doch
zugleich auch stark und beharrlich.
Sie war eine echte Frau des Pferdevolkes und scheute vor keiner
Auseinandersetzung und keinem Kampf zurück. Manchmal glaubte Garodem,
sich nicht wirklich bewusst zu machen, welches Glück er mit ihr gefunden
hatte. Sein Herz wurde weich, als er an seinen eigenen Sohn Garwin dachte,
den Erben der Hochmark, den Larwyn ihm geschenkt hatte. Garwin würde ein
rechter Pferdelord werden, dafür wollte Garodem sorgen. Er war nun fast fünf
Jahre alt und erkundete die Welt bereits auf eigenen Füßen. Nicht immer zur
Freude seiner Umwelt und oft zur Sorge der Eltern, denn Garwin ließ keine
Gelegenheit aus, seine vorwitzige Neugier unter Beweis zu stellen.
Auf halbem Weg nach Eternas erreichten Garodem und seine Schar den
Quellweiler. Es war schon fast dunkel, und so beschloss der Pferdefürst, hier
zu übernachten. Seine Knochen schmerzten ein wenig, doch er redete sich
ein, es würde ihm nichts ausmachen, wie früher unter freiem Himmel zu
übernachten. Er sagte sich, dass er den Weiler nur deshalb ansteuerte, um den
Bewohnern die Möglichkeit zu geben, von ihren Sorgen und Nöten und von
ihren Freuden zu berichten. Er legte sein Ohr gerne an die Lippen der
Menschen, um ihre Bedürfnisse zu erfahren, denn er war für sie
verantwortlich und fühlte sich ihnen verbunden.
An diesem Abend hatte Garodem die unerwartete Gelegenheit, einer
Hochzeit beizuwohnen. Während das Brautpaar traditionell Wasserflasche
und Zügel teilte, dachte er an seine eigene Zeremonie zurück, und eine
unbändige Sehnsucht nach Larwyn erfüllte ihn.
Vielleicht trieb ihn dies in aller Frühe von der strohgefüllten Bettstatt.
Kormund sah seinen Fürsten überrascht an, als dieser zu unerwartetem
Zehnteltag in den Wohnraum des Hauses trat, das der Älteste ihnen für die
Nacht überlassen hatte. Die meisten Bewohner des Weilers schliefen noch
unter der Einwirkung des am Abend zuvor reichlich genossenen Alkohols,
und so bat Garodem den Ältesten, die Menschen nochmals von ihm zu
grüßen, bevor er dann mit seiner kleinen Schar weiter nach Eternas zog.
Er ritt scharf und konnte es kaum erwarten, wieder zu Larwyn und seinem
Sohn Garwin zu kommen. In seinem Rücken knatterte der Berittwimpel an
Kormunds Lanze im Reitwind. Erst als sich die Ebene von Eternas vor ihnen
öffnete, zügelte Garodem sein Pferd und ließ den Anblick auf sich einwirken.
Die Ebene von Eternas zog sich zwischen den zu beiden Seiten
aufragenden Bergrücken entlang. In der Mitte wurde sie durch den
Gebirgsfluss Eten geteilt, der in sanftem Bogen von Süden nach Norden floss.
Zunächst an der Stadt Eternas vorbei, dann an der gleichnamigen Burg, bevor
er am nördlichen Pass die Hochmark verließ. In der Ebene gab es fetten,
kostbaren Mutterboden, der zusammen mit dem Wasser des Flusses für
fruchtbare Weiden sorgte. Beinahe um die gesamte Ebene zog sich ein dichter
Ring der seltenen Gebirgswälder, die unter dem strengen Schutz Garodems
standen. Vielleicht wäre dies nun, da die Hochmark Holz aus den anderen
Marken erhielt, nicht mehr erforderlich gewesen, aber Garodem wollte
unabhängig bleiben. Denn niemand wusste, ob nicht irgendwann ein erneuter
Krieg gegen die Orks den Handel zum Erliegen bringen würde und die
Hochmark