Von Weiten und Zeiten. Josef Mugler
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Von Weiten und Zeiten - Josef Mugler страница 5
![Von Weiten und Zeiten - Josef Mugler Von Weiten und Zeiten - Josef Mugler](/cover_pre1096517.jpg)
Hier ist die Krümmung wieder!
Doch wüst und dürr die Fluren,
auch dort und da und überall.
Lass uns ein wenig rasten!
Sturm und Sonne
Kalt gefühlter Sturm,
du treibst die weiße Herde
hierher und wieder fort.
Kindermorgentraum wird wahr
und straft die Alten Lügen,
die dich als Schreckgespenst
erleben in ihrem Abgesang.
Das dumpfe Flehen erstickt
im dichten Flockentreiben.
Die Jungen hören uns nicht.
Warm gefühlte Sonne,
du machst nach außen blind
und zugleich inwärts sehend,
senkst deine Strahlen
direkt ins Herz hinein
und dehnst es aus
und immer praller
über den Horizont
zu neuen Weiten,
Unendlichkeit verheißend.
Vorschlummer
Driftet Schlummer nachtwärts,
fällt plump auf tönerne Masken,
zerreißt in tausend Fratzen
zu durstiger Wipfel Ruh,
zerschellt am Felsen Wahrheit,
hängt sehnend Vorgedachtes
an krumm geschlag’ne Nägel
im Vorraum zur Unendlichkeit.
Faselt von Sein und Werden
auf fein gesiebtem Humus,
kracht schallend auf Asphalt,
pflügt Furchen in die Haut.
Geläut der heiligen Glocken
benebelt im buchtigen Luxus
Fratzen von gaffend Greifenden,
stöhnend in wallender Gier.
So dehnt sich Grelles in Fahles
vergessend die sehrende Sendung.
Vorbei am Pendel der Uruhr
beschleunigt das Wort sein Ziel.
Auf wolkigen Polstern schwebend
zerfließt es in deutende Bilder,
wirft Anker auf brechender Woge
und schwappt über dein Deck.
Rast
Zur Herberge drängte mein Schritt,
als ich über gischtendes Wasser
hinüber wollte auf festes Land.
Dein Garten samt kühlem Gemäuer
nahmen mich auf: den Flüchtigen
des Lebens aus der weiten Prärie,
die im glimmenden Licht ferne liegt,
mir die sanfte Oase widerspiegelnd,
über die ich hinausgewachsen bin
hoch über den Sand in das Paradies,
das verheißene, ersehnte, vermeintliche.
Nun harre ich hier im kahlen Geviert,
behütet, gefangen, befangen, behangen
mit dem Ballast aus verlassenem Leben,
den ich, geschleppt auf krummem Rücken,
nicht abkippen konnte auf die Deponie,
die ihre Arme lüstern danach streckte
und aufheulte, als ich meuchlings floh.
Ob sich der Klunker wieder belebe,
auf dass ich was vorzuweisen hätte
im nächsten Quartier, das mir gebucht?
Wenn ich es nur fänd‘ ohne Umweg,
wie ich hierher gelangte so forsch.
Jetzt kann ich nicht länger weilen:
Zu Ende die Rast! Macht auf!
Zwickmühle
Mittendrin war ich euer Kind,
glücklich, voll Lust und Drang.
Doch als ich aufwuchs und ging,
sah ich euch näher kommen bang.
Von beiden Seiten, Schritt für Schritt,
habt ihr mich eingesperrt dazwischen.
Du gibst von hinten mir ´nen Tritt
und aus deinem Maul ein Zischen.
Und dich seh‘ ich vor mir, immer breiter,
sperrst mir den Weg zu meinem Glück.
Schreie euch an: Wo geht es weiter?
Kann nicht mehr vor und nicht zurück!
Nehmt mir die Luft zum Atem Holen,
nehmt mir den Raum zum Fliehen,
presst meine Füße auf glühende Kohlen.