Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
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Nedeam hörte ein unterdrücktes Hüsteln und blickte kurz zum Haupthaus
hinüber. Dort standen Elbort und seine Familie und erwiesen ihm ihren
Respekt. Trotz der Kälte harrten sie aus, denn sie wussten, dass der erfahrene
Kämpfer nun endgültig Abschied von den Jahren seiner Kindheit nahm.
Elbort war ein Pferdelord, aber kein Schwertmann. Daher stand er nicht
ständig unter Waffen, sondern ergriff diese nur, wenn die Losung des
Pferdevolkes gegeben wurde und die Mark verteidigt werden musste. Nedeam
unterdrückte ein leises Seufzen. Der Anblick der kleinen Familie erinnerte ihn
an die glücklichen Jahre seiner Kindheit, und er hoffte, dass ihr das Leid
erspart blieb, dem er schon zu oft gegenübergestanden hatte. Denn mit seinen
siebenunddreißig Jahren hatte Nedeam schon manchen Kampf gefochten.
Die Sorge um die Zukunft der Hochmark bedrückte ihn. Zu dem alten
Feind im Osten, dem Schwarzen Lord und seinen orkischen Legionen, war
ein neuer und heimtückischer Gegner hinzugekommen: Garwin, der Sohn der
Hohen Dame Larwyn, ein Verräter und Renegat.
Er zuckte zusammen, als seine Hand gegen einen Splitter in dem
verwitterten Holz stieß. Instinktiv zog er sie zurück, entfernte den Splitter und
ließ ihn achtlos fallen. Nedeam wusste, dass sich diese Wunde sehr rasch
wieder schließen würde.
Er seufzte erneut und versuchte, die schwermütigen Gedanken
abzuschütteln. Vielleicht wäre er besser nicht hergekommen, um von dem
alten Gehöft Abschied zu nehmen. Aber er fühlte sich dazu verpflichtet,
zumal der Abschied auch einem treuen alten Gefährten galt. Stirnfleck, einst
das Pferd seines Vaters, hatte Nedeam über viele Jahre treu gedient, doch nun
war endgültig die Zeit gekommen, da sich ihre Wege trennen mussten.
Nedeam stützte sich leicht auf das Gatter und blickte zu dem Hengst hinüber,
der ein wenig abseits auf der Koppel stand und ihn noch nicht bemerkt hatte.
Stirnfleck war hager geworden und auf einem Auge fast blind. Es betrübte
den Ersten Schwertmann zu sehen, wie kraftlos das Tier an den Halmen
zupfte. Für einen Moment war er versucht, zu dem alten Gefährten
hinüberzugehen. Doch es war wohl besser, es nicht zu tun. Die Trennung war
ihnen beiden schwergefallen, und ein Wiedersehen mit erneutem Abschied
würde den Schmerz nur vergrößern.
Nedeam nickte Stirnfleck schweigend zu und wandte sich dann ab.
Langsam ging er zum Haupthaus zurück, wo Elbort und seine Familie noch
immer ausharrten. Elbort wusste, was in dem Mann vor sich ging. Jeder
Reiter des Pferdevolkes hätte es nachempfinden können.
»Wir werden uns gut um Stirnfleck kümmern, Hoher Herr Nedeam«,
versicherte der Pferdelord. »Seid unbesorgt. Er wird in Ehren und in Frieden
altern.«
»Dessen bin ich mir gewiss«, erwiderte Nedeam leise. »Bei Euch ist er in
guten Händen, und das gilt auch für das Gehöft. Ich sehe, Ihr habt den Stall
ausgebaut, guter Herr Elbort.« Der Erste Schwertmann nickte anerkennend.
»Das Dach wird jeder Schneelast standhalten.«
»Wir bekommen noch ein paar Schafe vom Horngrundweiler.« Elbort
lächelte Frau und Kindern zu. »Enyana versteht sich darauf, gute Wollfäden
zu spinnen. Das bringt noch immer Gewinn, trotz der feinen Tücher, die man
inzwischen aus dem Reich Alnoa erhält.«
»Ja, das Pferdevolk weiß gutes Wolltuch zu schätzen.« Nedeam strich
unbewusst über seinen grünen Umhang, der bis fast auf den Boden reichte.
»Nun, guter Herr Elbort, es ist an der Zeit zurückzureiten. Mir bleibt nur
noch, Euch für die Gastfreundschaft der Nacht zu danken. Somit ist dies nun
Elborts Gehöft, und ich wünsche Euch und den Euren ein langes und
glückerfülltes Leben.«
Nedeam wollte das Unvermeidliche nicht länger hinauszögern. Mit diesem
Gehöft waren schöne, doch auch schmerzhafte Erinnerungen verbunden. Vor
allem jene an Dorkemunt. Nein, er musste die trüben Gedanken abstreifen,
denn seine Zukunft lag in Eternas und an der Seite seiner geliebten Elfin
Llaranya.
Er trat neben Duramont, den großen braunen Hengst mit den schwarzen
Fesseln, den er jetzt ritt. Das Pferd schnaubte leise und scharrte mit den
Hufen. Es war begierig, sich endlich wieder bewegen zu können. Nedeam
hatte Duramont vor zwei Jahren ausgewählt und seine Ausbildung selbst
übernommen, ganz wie es der Tradition des Pferdevolkes entsprach. Der
Hengst war gelehrig und voller Temperament, und Nedeam war gespannt
darauf, wie sich sein neuer Gefährte bewähren würde, wenn er eines Tages
vom Lärm und Blut einer Schlacht umgeben war. Nedeam strich ihm sacht
über die Nüstern und flüsterte ein paar jener elfischen Worte, die Llaranya ihn
gelehrt hatte. Duramont schnaubte erneut, als Nedeam in den Sattel stieg und
sich vergewisserte, dass seine Waffen und der runde Schild mit dem Zeichen