Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk
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Unterhalb der Bauten klebten schalenförmige Gebilde am Fels. In ihnen
wurden Dung und organische Abfälle gesammelt und fermentiert, die
Grundlage für eine bescheidene Getreidezucht. Vier besonders große Schalen
waren rund um den Horst verteilt und dienten der Speicherung von Wasser.
Da sich jedoch die meisten Regenwolken unterhalb des Horstes entluden,
mussten Schnee oder Eis von den Gebirgsgipfeln geholt werden, um sie zu
befüllen. Doch davon gab es reichlich, sodass kein Wassermangel herrschte
und eine der Zisternen den Schwingen sogar als Badegelegenheit diente. An
der Felsnadel befand sich das einzige Gebäude, dessen Beschaffenheit an die
Häuser der anderen Menschenvölker erinnerte. Es hatte eine rechteckige
Grundform und war niedriger als die übrigen Bauten, erstreckte sich aber
stärker in die Breite. Das Dach erinnerte in seiner Form an ausgebreitete
Flugschwingen und war sorgfältig mit Erde und Steinplatten gedeckt. Die
Schwingenreiter nannten es das Arsenal, denn hier bewahrten sie ihre
Ausrüstung, Werkzeuge und die Waffen auf. In einem abgeteilten Raum
befand sich auch das bedenklich schrumpfende Lager mit Gelbstein.
Außer Anschudar und dem Streifenreiter war keine andere Lederschwinge
in der Luft, und sie beide setzten nahezu gleichzeitig auf dem Plateau auf.
Nachdem der andere Reiter seiner Schwinge den Sattel abgenommen hatte,
hastete diese mit wenigen Sätzen zu ihrem Unterschlupf hinüber. Showaa war
unruhig und bewegte ihren langen Hals nervös hin und her, sodass Anschudar
Mühe hatte, den Sattelgurt zu öffnen. Ihre noch weichen Krallen bohrten sich
in den Boden, und die beiden Pupillen suchten instinktiv nach einer Zuflucht
vor dem Unwetter. Ihr Reiter berührte eine der Lenkschwingen ihres Kopfes
und deutete zu einem der künstlich geschaffenen Bauten. »Dort, Showaa.
Dort ist es sicher.«
Das Flugwesen stieß einen heiseren Schrei aus und trabte im wiegenden
Schritt ihrer Art auf das riesige Ei zu. Anschudar hatte Mühe, ihr zu folgen.
Normalerweise hätte er sich bei den anderen Schwingenreitern im Arsenal
eingefunden, aber Showaa war gerade erst geschlüpft und daher unerfahren.
Der Horst war ihr noch fremd, und so versuchte ihr Reiter, das nervöse Wesen
zu beruhigen.
Die Donnerschläge hallten übermächtig und schmerzten in den Ohren.
Schatten der Wolken hatten den Horst der Lederschwingen erreicht und
hüllten ihn in Dunkelheit. Eine Finsternis, die immer wieder vom grellen
Aufflackern eines Blitzes erhellt wurde. Anschudar drängte Showaa in ihren
Unterschlupf und strich ihr besänftigend über die Lenkschwingen. Die beiden
Schlitzpupillen in ihrem Auge schienen aufeinander zuzulaufen und dann
wieder auseinanderzustreben. Anschudar kannte dieses Anzeichen der Angst.
Instinktiv versuchte das Flugwesen, die Gefahr zu fokussieren, um ihren
Brennstrahl auszulösen, obwohl sie spürte, dass ihre Macht dem
Gewittersturm nicht gewachsen war.
»Ganz ruhig, Showaa, ganz ruhig«, schrie Anschudar gegen den Lärm des
Sturms an. »Es wird bald vorüber sein. Dir wird nichts geschehen.«
Der junge Schwingenreiter spähte durch die Öffnung des Unterschlupfes
über das Plateau hinweg. Es war ein ungewöhnlich schwerer Sturm, und die
Blitze zuckten waagrecht und senkrecht durch die Wolken, als wollten sie ein
Netz aus gleißendem Licht in die Dunkelheit weben. Es war noch kälter
geworden, doch es blieb trocken. Die Wolken regneten schon in den tieferen
Gebirgsregionen ab. Anschudar konnte das Gewitter riechen und ebenso die
Furcht der unerfahrenen Schwinge. Showaa legte ihren riesigen dreieckigen
Kopf an seinen Leib und hätte ihn beinahe zu Fall gebracht. Unbewusst strich
er mit der Handfläche über ihre Haut. Trotz der ledrigen Schuppen fühlte sie
sich glatt und angenehm warm an.
Anschudar zuckte zusammen, als ein Blitz in die Felsnadel fuhr.
Blauweiße Flammen umhüllten den Stein und wanderten daran hinunter. Erst
kurz über dem Dach des Arsenals verloren sie an Kraft. Der junge
Schwingenreiter biss die Zähne aufeinander. Es war ein heftiger Einschlag
gewesen, und es hätte nicht viel gefehlt, und der Blitz hätte sogar das Arsenal
erreicht. Das war noch nie zuvor geschehen, und Anschudar fragte sich, was
wohl passieren mochte, wenn das Gebäude getroffen würde.
Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gesponnen, als es tatsächlich
geschah.
Es waren zwei Blitze, die aus verschiedenen Richtungen herabfuhren, sich
über der Felsnadel vereinten und sich erneut trennten. Irrlichtern gleich
umtanzten sie den Felsen. Rasend schnell glitten sie tiefer, und direkt über
dem Arsenal vereinten sie sich zu einer krachenden Entladung. Das Bauwerk
erstrahlte in bläulichem Licht, und Funken spritzten über den Boden des
Plateaus.
Von Entsetzen