Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge - Michael Schenk страница 29
Barus bemerkte, dass Malvins Aufmerksamkeit von einem Vorgang auf
der Straße abgelenkt wurde. »Was ist los?«
»Reiter«, murmelte Malvin irritiert und ließ seinen Lappen sinken.
Der Schankwirt war früher ein erfahrener Pferdelord gewesen, und aus
seiner Reaktion schloss Barus, dass an diesen Reitern etwas nicht stimmte. Er
wandte sich um und erkannte den Grund für Malvins Irritation. Einer der
Reiter, der von ungewöhnlich kleiner Statur war, trug einen anderen Mann
vor sich im Sattel.
»Es scheint Ärger gegeben zu haben«, sagte Malvin und trat hinter seinem
Tresen hervor. »Das muss eine der Scharen sein, die an der Grenze
patrouillieren.«
»Vielleicht sind sie dort auf Barbaren gestoßen?«, mutmaßte Barus.
Auch andere Gäste waren auf das Geschehen aufmerksam geworden und
traten nun zu den Fenstern an der Stirnseite des Schankraums, um noch einen
Blick auf die vorbeireitende Gruppe zu werfen. Malvin schob den Lappen
nervös von einer Hand in die andere. »Sie haben Verwundete, und es fehlt ein
Pferd. Es hat offenbar eine Menge Ärger gegeben.«
Sie traten hinaus unter das kleine Vordach der Schenke und sahen der
Gruppe nach, die langsam zwischen den Häusern verschwand.
»Ich glaube, der Kleine war Dorkemunt«, sagte Esyne. »Den kenne ich.
Für den habe ich ein paar wirklich feine Stiefel gemacht.«
»Wir alle kennen Dorkemunt«, brummte Barus. »Er hat damals den
Anführer der orkischen Legion erschlagen. Aber wer, bei den Goldenen
Wolken, war denn bloß der andere Kleine auf seinem Sattel?«
Das hätte Malvin auch zu gerne gewusst. Es sah ganz nach Neuigkeiten
und durstigen Kehlen aus.
Sie wollten sich gerade wieder in die Schenke begeben, als Barus in
südlicher Richtung erneut eine Bewegung auf der Straße wahrnahm. »Da
kommt noch jemand. Sieht aber nicht nach einem Pferdelord aus.«
Sie sahen eine einsame Gestalt, die drei Packpferde hinter sich herzog,
welche mit Bündeln und kleinen Kisten beladen waren. Es war ungewöhnlich,
dass der Mann kein Reittier dabeihatte, denn kein vernünftiger Mensch
machte sich allein auf einen weiten Fußweg. Und dass dieser Mann weit
gewandert war, erkannte man an seiner Erschöpfung und an der Staubschicht,
die Mensch und Tiere gleichermaßen bedeckte. Die drei Pferde waren an den
Zügeln miteinander verbunden und trugen keine Sättel, sondern die typischen
Tragegestelle mit ihrer ledernen Verschnürung.
»Bei den Goldenen Wolken, wer ist das?«, knurrte Malvin und musterte
den Neuankömmling, der den »Donnerhuf« nun fast erreicht hatte,
interessiert. »Hallo, Fremder, möge Euer Pferd Euch weit tragen«, grüßte
Malvin den Mann. »Und Euch zu einem guten Heim führen.«
»Oh, es hat mich bereits weit getragen.« Der Mann lächelte. »Oder besser
gesagt, ich habe es weit geführt.«
»Willkommen in Eternas«, sagte Malvin eifrig und wies auf die offene Tür
seiner Schenke. »Ihr könnt sicher eine kleine Erfrischung gebrauchen.«
»Das ist wohl wahr«, bestätigte der Fremde. Seine Stimme klang
angenehm sanft, doch war sein Gesicht von der Kapuze seines langen
Gewandes verborgen, die er trotz der Wärme übergestreift hatte. Jetzt trat der
Mann an den Vorbau des »Donnerhufs« heran und schlang die Zügel des
Führungspferdes an einen der metallenen Ringe, die für diesen Zweck dort
eingelassen waren. Als er nun die Kapuze nach hinten streifte, kam ein
freundliches Gesicht zum Vorschein. Es war schmal geschnitten und von
grauem Haar umkränzt. Über seinem rechten Auge hob sich deutlich eine
Narbe ab. »Mein Name ist Lomorwin«, stellte er sich vor. »Ich bin Händler
und komme aus der Südmark.«
»Händler?« Esynes Stimme hatte diesen unterschwelligen Ton, den sie
immer dann annahm, wenn ihre Besitzerin bereit war, einen Streit vom Zaun
zu brechen. »Was denn für ein Händler?«
»Feinste Handelswaren, gute Frau«, sagte Lomorwin lächelnd und deutete
auf die zahlreichen Bündel an seinen Pferden. »Stoffe und feine Nadeln und
Schmuck aus der weißen Stadt Alneris …«
»Alneris«, unterbrach Malvin überrascht. »Ihr wart in der weißen Stadt des
Königreichs Alnoa?«
Lomorwin nickte. »Mein Weg führte mich weit, guter Herr.«
»Dann solltet Ihr Euch stärken, guter Herr Lomorwin«, sagte Malvin
hastig. Ein Mann, der das ferne Königreich der weißen Bäume gesehen hatte,
würde viele interessante Geschichten zu erzählen haben. Viele Geschichten
für viele durstige Kehlen. »Kommt herein in mein bescheidenes Haus. Der
›Donnerhuf‹