Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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An diesem Abend nagte Einohr lustlos am Schenkelknochen des
Rundohrs, und das Gesicht des Getöteten zeigte noch immer einen
verwunderten Ausdruck. Nach wenigen Bissen warf Einohr den Knochen von
sich. Das Fleisch der Orks war sehnig und zäh und stellte nur gegenüber Brot
oder dem getrockneten Nährbrei eine Alternative dar. Einohr sehnte sich nach
dem saftigen Fleisch eines Menschenwesens oder eines Zwerges. Am
schmackhaftesten waren die Weiber, wenn sie kurz vor dem Kalben standen.
Es war an der Zeit, wieder in die Zwergenstadt zu kommen. Der Brutmeister
würde ja wohl kaum alle Zwerge zum Arbeiten benötigen.
Einohr zupfte an seinem Ohrstummel, dann zog er seinen Dolch aus der
Kehle des Rundohrs und säuberte ihn, indem er ihn einige Male in den
Erdboden stieß. Er dachte erneut an Blutfang. Er würde dem Legionsführer
einen vernünftigen Bericht liefern und dann endlich wieder vernünftiges
Fleisch zwischen die Kiefer bekommen.
Einohr floss Speichel zwischen den Fängen hervor, als er sich im raschen
Trott der Spitzohren auf den Weg in die grüne Kristallstadt der Zwerge
machte. Ja, er würde Blutfang einen guten Bericht abliefern und dann gutes
Fleisch verzehren.
Kapitel 8
Kormunds Schar hatte in der Stadt bereits Aufmerksamkeit erregt, und viele
der Bewohner hatten dem Scharführer besorgte Fragen zugerufen. Es war
offensichtlich, dass die Pferdelords einen Kampf bestritten hatten, und der
Anblick der Verwundeten rief böse Erinnerungen an den Überfall der Orks
vor knapp vier Jahreswenden in ihnen wach. Kormund versuchte die
Menschen zu beruhigen, während sie die Pferde durch die Straßen lenkten,
aber er war doch erleichtert, als sie endlich den breiten Weg erreichten, der
zur Burg hinüberführte.
Eigentlich hätten sie von Norden aus direkt die Burg ansteuern müssen,
ohne die Stadt selbst zu berühren, aber Kormund hatte trotz des Risikos für
den verwundeten Zwerg einen Umweg nach Westen genommen, um in einem
Weiler Männer zu rekrutieren, welche die Nordgrenze sicherten, solange sie
in der Stadt waren. Daher waren sie nun auf ihrem Weg zur Burg von Süden
her in die Stadt gekommen. Korwin hoffte, dass Larwyn und Tasmund für
sein Handeln Verständnis haben würden, doch seine erste Sorge galt der
Hochmark und nicht den Verwundeten.
Der Schatten des Haupttores fiel über die kleine Schar, und sie hörten die
Rufe der wachhabenden Schwertmänner, als die Hufe ihrer Pferde über den
vorderen Burghof klapperten.
»Was ist geschehen, guter Herr Kormund?«, rief eine der Wachen zu ihnen
hinüber. »Ihr macht den Anschein, als wäret ihr in ein Gefecht geraten. Und
was ist das für ein seltsamer kleiner Mann bei euch?«
»Ihr werdet alles erfahren«, erwiderte Kormund. »Doch zunächst muss ich
der Hohen Dame Larwyn und dem Ersten Schwertmann Tasmund Bericht
geben.«
Einer der beiden Schwertmänner vor dem Haupthaus eilte zu Kormund
hinüber und nahm die Zügel seines Pferdes, als sich der Scharführer aus dem
Sattel schwang. Kormund reichte einem weiteren hinzugekommenen
Schwertmann die Lanze mit dem Berittwimpel, und als dieser das geronnene
schwarze Blut daran erkannte, verengten sich kurz seine Augen, und er nickte
Kormund schweigend zu. Der Wimpel würde ohne viel Aufheben vom Blut
der Bestien gesäubert werden. Aus dem hinteren Burghof eilten nun Männer
und Frauen herbei, während eine aufgeregte Stimme bereits nach der Heilerin
Meowyn rief.
»Gebt acht«, murmelte Dorkemunt erschöpft, als man ihm den
verwundeten Zwerg aus den Armen nahm. »Er hat viel Blut verloren. Die
Heilerin soll sofort nach ihm sehen.«
Auch die anderen schwangen sich nun aus den Sätteln, und der verletzte
Pferdelord mit dem aufgerissenen Bein stöhnte schmerzerfüllt, als ein
herbeieilender Helfer versehentlich dagegenstieß. Einer der unverletzt
gebliebenen Reiter nahm die Zügel der Pferde, um sie zu den Stallungen zu
führen und zu versorgen. Indessen gingen Kormund und Dorkemunt auf das
Haupthaus zu, nicht ohne im Vorbeigehen hastig ihren Durst an dem großen
Brunnen zu stillen, der vor dem Gebäude stand. Kormund blickte zu den
Fensterbögen hinauf, hinter denen sich das Amtszimmer seines Pferdefürsten
Garodem befand, und er erkannte Larwyn, die dort mit ihrem Sohn auf dem
Arm stand und zu ihm hinuntersah. Kormund nickte ihr zu und richtete sich
seufzend auf.
»Komm, Dorkemunt, mein Freund«, murmelte er. »Wir haben schlechte
Nachrichten zu überbringen.«
»Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, Kormund, mein Freund,
dass