Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge - Michael Schenk страница 27
gestürmt, hatte Fenster und Türen demoliert und schließlich die
Inneneinrichtung in ihre Einzelteile zerlegt. Zu Malvins Verdruss hatte das
Rundohr auch noch die im Keller befindlichen Alkoholvorräte entdeckt, und
als die Orks bezwungen waren, waren dem Wirt nur zwei Fässer seines
berüchtigten, nach eigener Rezeptur angesetzten Blutweins geblieben, deren
Inhalt nun noch übler gerochen hatte als zuvor. Malvin hatte ernsthaft
vermutet, dass das betrunkene Rundohr sich in die Fässer erleichtert hatte,
aber er sagte sich auch, dass der Alkohol alle schädlichen Substanzen
vernichtet haben würde, und letztendlich hatten die Gäste auch dieses Zeug
anstandslos getrunken. Malvin hatte den »Donnerhuf« wieder aufgebaut,
sogar etwas größer als zuvor, denn der Angriff der Orks auf die Hochmark
lieferte eine Menge guter Geschichten, und gute Geschichten riefen guten
Durst hervor.
Die Geschichten und der Durst seiner Gäste hatten Malvin zu einem
gewissen Wohlstand verholfen, was an dem schmalen Gehweg und dem
Vordach aus echtem Holz erkennbar war, die der Wirt des »Donnerhufs«
hatte errichten lassen.
Barus stapfte schwerfällig neben Toslot her über die hölzernen Bohlen des
Gehwegs auf den »Donnerhuf« zu und stieß dann die Tür zum Schankraum
auf. Selbst zu dieser Tageszeit war der »Donnerhuf« halb voll mit Gästen. Die
Hochmark hatte sich schnell von dem Ansturm der Orks erholt, und
Zuwanderer aus anderen Marken strömten herbei, sodass die Zahl der
durstigen Kehlen gestiegen war. Insoweit konnte Malvin sehr zufrieden mit
den Entwicklungen sein. Aber inzwischen gab es auch unangenehme
Gerüchte. Sehr unangenehme Gerüchte, denn man erwog offenbar, eine
zweite Schenke in Eternas zu eröffnen. Immerhin kannte nur er das Rezept für
den echten Blutwein, und bei ihm waren die besten Geschichten zu hören. Er
schätzte daher vor allem jene Gäste, die eine gute Geschichte zu erzählen
wussten, wie Guntram, der alte Schmied, und vor allem Barus, der als
Nagerjäger weit herumkam. Doch leider hatte Barus in der letzten Zeit einen
zunehmenden Durst entwickelt, der dem Fluss seiner Erzählungen abträglich
war.
Malvin sah daher mit einem zwiespältigen Lächeln zu Barus hinüber,
während er mit einem Lappen über die polierte Steinplatte seines Tresens
wischte. Die Platte war mit wertvollen Intarsien aus Holz geschmückt, doch
Malvin ärgerte sich inzwischen über seine Angeberei, denn Blutwein,
Gerstensaft und der Mageninhalt betrunkener Gäste hatten Spuren auf dem
kostbaren Holz hinterlassen, die auch durch eifriges Reiben nicht mehr zu
entfernen waren.
»Barus, mein Freund«, grüßte er jovial und breitete die Arme aus. »Es hat
den Anschein, als brächtest du guten Durst mit. Einen Gerstensaft?«
»Was sonst.« Barus lehnte sich an den Tresen. »Und rühr vorher nicht so
darin herum. Du weißt, ich mag den Gerstensaft lieber als den Schaum.«
»Sicher, mein Freund, sicher.« Malvin beugte sich zu dem Fass hinunter,
ließ Gerstensaft in einen gebrannten Becher fließen und schüttelte ihn
unauffällig. Ein gewisses Maß an Schaum gehörte zum Gerstensaft einfach
dazu, das war besser für den Geschmack – und für Malvins Vorräte.
Barus hörte eine merkwürdig keifende Stimme aus dem Hintergrund der
Kneipe hervordringen. Er runzelte die Stirn. »Esyne?«
»Wer sonst«, seufzte der Wirt. »Ganz im Vertrauen, Barus, mein Freund,
manchmal frage ich mich wirklich, ob es nicht besser gewesen wäre, die
verdammten Orks hätten sie erwischt.«
»Ja«, stimmte Toslot zu, der an die Theke getreten war und ebenfalls einen
Gerstensaft bestellt hatte. »Es wäre zumindest besser für unsere Ohren.«
Barus zuckte die Achseln. »Sie macht gute Schuhe.«
Esyne war eine der Schuhmacherinnen von Eternas, und ihre
Kunstfertigkeit wurde geschätzt. Zudem war die blonde Frau überaus attraktiv
und zog die Blicke der Männer auf sich. Doch Esyne war auch für ihre
Streitlust und ihre scharfe Zunge bekannt, und sie schreckte auch nicht davor
zurück, ihre Argumente handgreiflich zu untermauern. Ihre Stimme war
unverkennbar. Offensichtlich stritt die blonde Frau gerade mit einem der
anderen Gäste, und viele hörten der hübschen Esyne belustigt zu, deren
Repertoire an unflätigen Bemerkungen beträchtlich war.
In jener Nacht, als Orks in die Stadt Eternas eindrangen und viele ihrer
Bewohner erschlugen, hatte Barus mit ansehen müssen, wie eine blonde Frau
von den Orks getötet wurde, und dabei geglaubt, Esyne erkannt zu haben.
Damals hatte er überrascht festgestellt, dass ein Verlust der Schuhmacherin
ihn schmerzen würde. Doch dann hatte sich herausgestellt, dass es eine andere
Frau gewesen war, und als Barus nun die keifende Stimme hörte, musste er
sich