Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 14
Noch während er den Raum verließ, sandte einer der Priester den Befehl an den Roboter.
Im Gang traf Alben Sur auf Deléman, einen weiteren Priester des Inneren Kreises. Beide gingen in Alben Surs Arbeitszimmer. Dort unterrichtete Alben Sur seinen Ordensbruder über das, was er erfahren hatte.
„Hm, dann kommen sie ihrem Ziel immer näher, wie mir scheint“, meinte Deléman.
„Davon bin ich noch nicht überzeugt. Denke an die Seemark.“
„Sicher, aber es scheint, dass wir selbst nicht mehr viel ausrichten können. Was hast du vor?“
„Beobachten, was sonst?“
Von Alben Surs Erkenntnissen, die zu diesem Entschluss geführt hatten, erfuhr er nichts.
Bei dem Rest der Unterredung handelte es sich um andere Angelegenheiten, als die Suche nach dem Chrysalkristall. In einer so großen Vereinigung wie dem Orden von Enkhór-mûl gab es immer mehrere Dinge, die beachtet werden mussten und Deléman hatte nur nebensächlich mit dem Kristall zu tun.
Noch behielt Alben Sur seine Gedanken über den möglichen Ausgang von Meneas´ Reise und die Folgen für den Orden für sich. Sie mochten unter Umständen für Unruhe im Inneren Kreis sorgen. Und wie er bei Deléman und den anderen bemerkt hatte, war ihre Ergebenheit gegenüber dem Volk der Ax´lán noch stark ausgeprägt, obwohl auch sie über die Entdeckungen im »Einsamen Posten« unterrichtet und ebenfalls erschrocken waren. Alben Sur musste warten, bis es um den Orden schlechter stehen würde, um sie von der Zweifelhaftigkeit der Ax´lán überzeugen zu können. Welche möglichen Auswirkungen das hatte, konnte er aber selbst noch nicht abschätzen, aber ihm war klar, dass dieser Gedanke umstürzlerisch war.
Er war erstaunt, dass ihn die Ankündigung der erkennbaren Veränderungen nicht mit heftigem Widerstand erfüllte, ja nicht einmal so beunruhigten, wie er es vor noch nicht langer Zeit erwartet hätte. Das war für ihn, der den Orden gegründet und so lange geführt hatte, und das bis vor nicht allzu langer Zeit sogar mit eiserner Hand, unfassbar. Vielleicht lag es an einem besonderen Umstand, über den er noch nicht einmal nachdenken wollte.
Am nächsten Tag erfuhr er, dass sich die Gruppe ein Boot angeheuert hatte und am nächsten Morgen nach Kaphreigh aufbrechen wollte. Als Alben Sur das Boot sah, zweifelte er für einige Zeit an dem Verstand von Meneas und seinen Freunden. Wie konnten sie glauben, dass sie mit einer solchen Nussschale bei diesem Wetter die Insel erreichen würden? Der Skipper musste ein Meister der Täuschung seiner Gäste sein, anders war das nicht zu erklären. Er war Tare und wahrscheinlich ein guter Seemann. Aber offensichtlich trug er sich mit Selbstmordgedanken. Und das Wetter würde sich die nächsten beiden Tage kaum ändern.
Aber nun gab es für den Roboter am Festland nichts mehr zu beobachten. An einer geschützten Stelle in der nahen Bucht tauchte er ins Wasser ein und bewegte sich erstaunlich zügig auf die Insel zu. Dort sollte er die Ankunft des Bootes abwarten. Aber nur zwei Tage. Wenn sie die Insel dann noch nicht erreicht hatten, waren sie untergegangen. Auf dem Weg zum Festland sollte Dragur dann nach Trümmern und Schiffbrüchigen oder Ertrunkenen Ausschau halten.
Falls die Suche nach dem Chrysalkristall auf diese Weise ein unerwartet triviales Ende finden würde, waren auch alle seine Gedanken über die Schicksalhaftigkeit der Ereignisse überflüssig gewesen.
Kurz bevor er Kaphreighs Ufer erreichte, geschah etwas Sonderbares. Plötzlich lief ein greller Blitz über den Bildschirm und setzte die Beobachtungsorgane Dragurs außer Betrieb. Alben Sur befürchtete schon, dass sie jetzt auch den zweiten Roboter verloren hatten, aber dann setzte das Bild wieder ein und mit ihm das Geräusch gluckernden Wassers.
„Könnt ihr feststellen, was das war?“, fragte er.
„Wir haben es versucht, aber das Einzige, was wir herausfinden konnten, war eine ungewöhnliche Entladung“, meinte einer der beiden Priester. „Wir wissen weder, um welche Art von Energie es sich handelte noch woher sie kam.“
„Könnte es eine Waffe sein?“
„Nicht auszuschließen, aber dann war sie wirkungslos.“
„Hm“, Alben Sur strich sich über seinen Kopf. „Habt ihr den Erinnerungsspeicher überprüft?“
„Nein, das erschien uns -.“
„Dann tut das jetzt.“
Die beiden Priester machten sich sofort ans Werk und an ihren Gesten und Worten konnte Alben Sur erkennen, dass er mit seiner Vermutung nicht falsch gelegen hatte.
„Nun, glaubt ihr immer noch, dass die Waffe wirkungslos war?“
„Das ist unglaublich“, sagte einer der Priester. „Der Speicher ist leer. Wie ist das möglich?“
„Ich weiß es nicht, ihr seid die Techniker. Wollen wir hoffen, dass der Inhalt nur gelöscht wurde und nicht übertragen. Sendet ihm noch einmal den Befehl, der Gruppe fernzubleiben und die wichtigsten Anweisungen. Ich wünsche keine vollständige Erneuerung des Speichers, vor allem nichts, was auf uns schließen lässt. Ich hoffe, diese Anordnung kommt nicht zu spät.“
Währenddessen setzte der Roboter munter seinen Kurs fort und näherte sich rasch dem Ufer von Kaphreigh. Als er aus dem Wasser auftauchte und sich ein Bündel Seetang aus dem Gesicht entfernte, war sein Speicher schon wieder mit dem wichtigsten Wissen gefüllt. Dragur bemerkte zwar, dass einiges fehlte, besonders der Teil, der seine Herkunft verraten konnte, aber als Maschine war ihm das gleichgültig. Er sandte eine kurze Nachricht an den Hauptstützpunkt der Priester, deren Erhalt sie auf gleichem Weg bestätigten. Damit war für ihn die Sache erledigt.
Für seine grundlegenden Aufgaben hatte der leere Erinnerungsspeicher keine Bedeutung. Roboter dieser Art besaßen noch zwei weitere, unzerstörbare Speicher, solange sie als Maschine unversehrt waren, die ihre Einsatzfähigkeit gewährleistete, selbst wenn der Erinnerungsspeicher teilweise oder vollständig gelöscht wurde. Aber sie verloren dann alles Wissen, das sie für besondere Einsätze und Bedingungen benötigten.
Ein Teil, der wieder hergestellt worden war, enthielt das Wissen um die Drachen, daher blieb er nach dem Verlassen des Wassers kurz in der Deckung eines Felsens, der in die Flut hineinragte, und erst, als er sicher war, nicht entdeckt worden zu sein, schlich er sich weiter ins Unterholz und stieg von dort in die Berge hinauf.
Nachdem der Roboter das Wasser verlassen hatte, blieb die Übertragung der Bilder und Geräusche ununterbrochen eingeschaltet. Unter Wasser war sie durch verschiedene Einflüsse beeinträchtigt gewesen. Zunächst sahen die Priester im Überwachungsraum nur Gestrüpp und ab und zu schlugen Zweige gegen die Linsen der Kameras im Kopf des Roboters.
„Wenn der so weitermacht, gehen sie noch kaputt“, meinte einer der Priester. „Ich werde ihm ein wenig mehr Vorsicht einprogrammieren.“
Der andere nickte nur.
Dragur drehte sich an einer freien Stelle einmal im Kreis und sondierte die Umgebung. Viel war nicht zu sehen. Der Sturm zerrte schwer an den Sträuchern und der Blick über das Meer wurde von den aufgepeitschten Gischtfontänen und Wasservorhängen beeinträchtigt. Da half auch die Tatsache nicht, dass er sich schon ein Stück über dem Meeresspiegel befand und bei gutem Wetter eine weite Sicht gehabt hätte. Doch plötzlich ruckte sein Kopf ein Stück zurück und das Gesicht mit den Kameralinsen wandte sich in den Himmel. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich auf