Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer страница 12
Einen Kristall zu zerschlagen und zu verstecken, das konnte Alben Sur noch mit einem guten Gewissen vereinbaren. Seine Gefährlichkeit rechtfertigte diese Tat. Aber Menschenversuche waren auch für ihn ein Verbrechen. Seitdem er selbst die unterste Ebene untersucht hatte und auf die grausigen Überreste dieser Machenschaften gestoßen war, hatte Alben Sur bewusst begonnen, sich von den Ax´lán abzuwenden. Die Entdeckung ihrer Unredlichkeit gegenüber dem Orden allein hatte noch nicht ausgereicht, wenn sie auch schmerzlich war, aber jetzt bekam auch das Gewicht. Was mochte dieses schändliche Volk noch alles angerichtet haben?
Alben Sur war schon am Anfang der Reise von Meneas und seinen Freunden nicht bereit gewesen, die letzten Mittel einzusetzen und obwohl es ihnen selbst nicht so vorgekommen war, hatte er nur mehr oder weniger halbherzig versucht, sie von ihrer Suche nach den Fragmenten abzuhalten. Diese zögernde Haltung konnte er zunächst durch die Überzeugung rechtfertigen, dass sie die Fragmente sicher nicht finden würden. Aber er behielt diese Haltung zum Unverständnis seiner Priester auch noch bei, als eins nach dem anderen entdeckt wurde. Vielleicht war dieses Versäumnis schon eine Folge seiner inneren und damals noch unbewussten Abkehr von den Ax´lán.
Die Todesfälle waren unglückliche Zufälle gewesen, und keinesfalls von ihm beabsichtigt.
[Weder Tjerulf noch Meneas wären davon zu überzeugen gewesen, dass die Selbsttötung der Priester eine Folge ihres eigenen Willens und ihnen nicht aufgezwungen worden war. Und auch, wenn die beiden es nicht wussten, es betraf bei weitem nicht alle, sondern nur diejenigen, die über den Hauptsitz Bescheid wussten. Bedauerlicherweise waren ihnen bei den Verhören aber immer solche Priester vorgekommen. Der Zweck war offensichtlich der Schutz des Ordens. Beide hätten aber niemals für möglich gehalten, dass die Treue der Priester bis zum Selbstmord reichen würde. Doch inzwischen gab es unter einer zunehmenden Anzahl dieser Priester einen wachsenden Widerstand gegen eine solche endgültige Loyalität, aber das Mittel dazu konnte ihnen nicht mehr entfernt werden].
Doch spätestens seit der Entdeckung der ax´lánischen Verbrechen erschien es ihm unangemessen, so weiterzumachen wie bisher. Auch kam er zu der Erkenntnis, dass mit der Suche nach den Fragmenten Erfolge einhergingen, die all die Jahrhunderte hindurch unmöglich schienen, was in ihm den Glauben eines schicksalhaften Verlaufes der Dinge nährte.
Alben Sur lächelte, und es war jetzt kein bitteres Lächeln mehr, sondern ein erkennendes. Zu seiner Überraschung fühlte er dabei sogar eine deutlich wahrnehmbare Erleichterung. Ihm war ein geradezu frevelhafter Gedanke gekommen, eigentlich waren es sogar zwei bis vor kurzem undenkbare Gedanken. Vielleicht war der Orden von Enkhór-mûl, mittlerweile eineinhalbtausend Jahre alt, einfach in die Jahre gekommen und so groß geworden, dass es zu Auflösungserscheinungen am Rande kommen musste. Und vielleicht hatte er sich nach dieser beinahe ewigen Existenz in dieser Zeit einfach überlebt und die jüngsten Ereignisse auf Elveran hatten von ihm nie beeinflusst werden können.
Falls es Meneas und seinen Freunden tatsächlich gelang, den Kristall zusammenzusetzen, dann mussten sie sich wohl eine neue Aufgabe suchen, mit einem verkleinerten Orden, wenn es ihn dann überhaupt noch gab. In diesem Fall würde es sich als eine weise Entscheidung herausstellen, dem Äußeren Kreis, dem die meisten Priester angehörten, nur wenig Wissen mitgeteilt zu haben. Alben Sur würde dann aber auch überlegen müssen, ob er überhaupt noch länger der Kopf des Ordens bleiben wollte, denn er spürte oft eine immer deutlicher werdende Müdigkeit.
Nach all diesen Gedanken war Alben Sur erleichtert, dass er entgegen seiner einst übernommenen Verpflichtung darauf verzichtet hatte, Meneas und seinen Leuten Mordkommandos nachzuschicken. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, aber er zweifelte an dem Sinn einer solchen Handlung. Erschrecken wollte er ihn, denn vielleicht hatten die Ax´lán ja es nicht richtig, andererseits war ihm klar geworden, dass dieses Volk den Orden von Anfang an hintergangen hatte, und für solche fragwürdigen Auftraggeber wollte er nicht töten. So viel Ehrgefühl hatte sich Alben Sur noch bewahrt.
Er fühlte sich in seinem Entschluss bestätigt, den Fortgang der Suche nur noch zu beobachten und nicht mehr einzugreifen. Mochte nun das Schicksal wirken und darüber entscheiden, ob Meneas schließlich Erfolg beschieden war oder nicht, denn der schwierigste Teil stand ihm und seinen Freunden noch bevor, die Seemark. Allerdings traf er diesen Entschluss nicht ganz freiwillig, denn die Suche war jetzt in ein neues Stadium getreten. Dorthin waren selbst die Priester nur selten vorgestoßen und dann oft mit unheilvollen Folgen für sie. Alben Sur wusste, dass der Orden dort keine Macht besaß, um auf die Ereignisse noch irgendeinen Einfluss ausüben zu können. Es war eine Tatsache, dass auch ohne seines Sinneswandels der Orden inzwischen nur noch wenige Möglichkeiten hatte, Meneas´ Vorhaben hinderlich zu werden. Die letzte Gelegenheit dazu wäre im »Einsamen Posten« gewesen.
Auf Kaphreigh lag der Fall wiederum ganz anders. Auf dieser Insel wirkten im Gegensatz zur Seemark keine Kräfte der Ax´lán und hatten es auch nie. Dort, wusste Alben Sur, war das Fragment von den Ax´lán einfach nur an einem unbekannten Ort, der von dem Orden auch nach gründlichster Suche, die allerdings bereits vor mehreren Jahrhunderten stattgefunden hatte, nicht entdeckt werden konnte. Schließlich hatten sie es aufgegeben in dem Bewusstsein, dass es auch kein anderer finden würde. [Wieder einmal würde sich aber zeigen, dass fast zweitausend Jahre eine lange Zeit sind, in der sich die Bedingungen für Verstecke ändern können. Dieses Fragment war zwar durchaus absichtlich auf Kaphreigh verborgen worden, aber die Ax´lán hatten von den sich entwickelnden Kräften nichts geahnt. Zu dieser Zeit hätten sie selbst keine Möglichkeit mehr gehabt, es wiederzuerlangen].
Alben Sur kam durch seine Überlegungen endgültig zu der Erkenntnis, dass der Orden bei diesem Spiel zu einem Beobachter geworden war, ohne die Möglichkeit, es noch zu gestalten. Und selbst, wenn Meneas und seine Freunde das gewusst hätten, ihre Aufgabe wäre dadurch keinen Deut einfacher geworden, denn jetzt betraten sie Boden, auf dem andere Mächte herrschten. Aber Alben Sur war entschlossen, die Gruppe weiterhin im Auge zu behalten, und deshalb hatte er einen weiteren Beobachtungsroboter hinter ihnen hergeschickt. Er musste die Gruppe in kurzer Zeit erreicht haben.
Dann fiel ihm eine Lösung ein, wie er manche Fragen, die ihn während seines Selbstgespräches beschäftigten, ohne dass er Antworten darauf gefunden hatte, vielleicht doch noch beantworten konnte. Es war eine Quelle, von der er schon lange Zeit wusste, er aber tatsächlich nie gewagt hatte, sie in Anspruch zu nehmen. Selbst im Inneres Kreis des Ordens gehörte er zu einer winzigen erlesenen Auswahl, die wusste, wie man sich ihr nähern konnte. Jetzt endlich wollte er den Versuch wagen. Dann, so war er überzeugt, würde er Klarheit bekommen über das Schicksal seines Ordens. Und plötzlich fürchtete er sie nicht mehr, beide, die Quelle und die Klarheit.
3. Landung auf Kaphreigh
Ein Summen an der Tür riss Alben Sur aus seinen Gedanken. Ein Priester trat ein.
„Meister, wir haben die Fährte der Verfolgten wieder aufgenommen. Sie sind in Landsende angekommen. Ihr hattet Recht. Wahrscheinlich werden sie versuchen, in Kürze nach Kaphreigh zu kommen.“
Alben Sur nickte.
„Dazu gehört kein besonderer Scharfsinn“, meinte er. „Viele Möglichkeiten haben sie nicht mehr. Gibt es Aufnahmen.“
„Ja, aus dem Wirtshaus. Aber sie haben Dragur entdeckt und er hat es verlassen, bevor sie ihm gefährlich werden konnten.“
„Sie haben ihn entdeckt?“, fragte Alben Sur. „Wie ist das möglich?“
Der Priester zuckte hilflos mit