Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer
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Meneas´ Gruppe war es nicht nur gelungen, fünf Kampfroboter zu zerstören, sie hatten es auch fertiggebracht, zwei der behaarten Tenglin-Schlangen, die sich unsichtbar machen konnten und schon von den Ax´lán als Wächter eingesetzt wurden, zu erschlagen. Außerdem hatten sie einen gehörigen Schaden hinterlassen. Und schließlich waren ihnen vier Formori zum Opfer gefallen. Für die Gruppe war es eine außerordentliche Leistung - für Alben Sur dagegen furchtbar und ein unersetzbarer Verlust. Die drei Priester hatten zweifellos versagt.
All das war jedoch nicht annähernd so erschütternd, wie die Entdeckung des medizinischen Laboratoriums im unteren, bisher unbekannten Teil der Anlage, und der Fund des Kristallfragmentes.
Natürlich war Alben Sur bekannt, dass sich in dem ehemaligen Stützpunkt der Ax´lán eines der Fragmente des Chrysalkristalles befand und mehr als einmal war unter seiner Leitung danach gesucht worden, aber es war ihnen nie gelungen, es zu finden. Es war wie die Suche einer Nadel in einem Heuhaufen und der Heuhaufen war verdammt groß. Und da kamen nun diese Leute daher, schlugen alles kurz und klein und entdeckten innerhalb kurzer Zeit, was ihm nie gelungen war. Das war unglaublich und noch dazu demütigend. Aber dass sie tatsächlich in dem Besitz des blauen Fragmentes waren, hatten die Kameraaufzeichnungen zweifelsfrei bewiesen. Es war das fünfte Fragment.
Das war der Stand der Kenntnisse Alben Surs über den Fortgang der Suche nach den Kristallfragmenten an diesem Tag und er war alles andere als zufrieden mit dem Verlauf. Aber da gab es noch etwas anderes, das ihn beschäftigte.
Alben Sur erfüllte die bittere Einsicht, dass die Macht des Ordens schwand. Er war in den letzten Jahren der Existenz der Ax´lán gegründet worden von Leuten wie Alben Sur, die diesem Volk nützliche Dienste erwiesen hatten und ihnen nahestanden. Dafür waren ihnen von den Ax´lán einige besondere Gaben verliehen worden, zu denen nicht nur eine Verlängerung ihrer Lebenszeit, die an der Unsterblichkeit grenzte, gehörte. Dass sie sich der technischen Hinterlassenschaft der Ax´lán annahmen, war für die Priester dieses Ordens selbstverständlich, hatte für deren Eigentümer jedoch keine Bedeutung mehr. Die eigentliche Aufgabe des Ordens, so wie ihm aufgetragen worden war, war zu verhindern, dass der Chrysalkristall jemals wieder zusammengesetzt wurde. Und das sollte nach dem Willen der aussterbenden Ax´lán mit allen Mitteln geschehen.
Die letzten dieses Volkes, die um diesen Kristall wussten, hatten den Gründern des Ordens von Enkhór-mûl eindringlich eingeschärft, welche Wirkung es auf den bedeutendsten Teil ihrer Hinterlassenschaft haben würde, falls es doch geschah. Um welchen es sich handelte, das hatten sie verschwiegen. Aber nicht, dass ihre Existenz auf dem Spiel stand. Doch sie hatten es offengelassen, ob damit die Existenz der Priester oder die der Hinterlassenschaft gemeint war. Und schließlich gab es den Hinweis, dass die Macht des Ordens daran gebunden war, dass der Kristall zerlegt blieb.
Was die Existenz von etwas so Bedeutendem anging, so hatte Alben Sur inzwischen aufgrund langer und eingehender Nachforschungen bestimmte Schlussfolgerungen gezogen, die durch die Entdeckungen im »Einsamen Posten« bestätigt wurden. Es ging keineswegs um den Fortbestand seines Ordens, sondern vielmehr um den der elveranischen Menschheit, das wahre Erbe der Ax´lán. Daraus hatte Alben Sur geschlossen, dass ein Zusammenfügen der Fragmente diese Menschheit in eine existentielle Gefahr bringen würde und damit natürlich auch das Weiterbestehen des Ordens von Enkhór-mûl. Also betrafen die Warnungen der Ax´lán auch ihn unmittelbar.
Alben Sur hatte sich im Laufe der Zeit immer wieder gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass er und seine anderen Brüder des Inneren Kreises des Ordens sich überhaupt zu dieser Aufgabe bereiterklärt hatten. War die Verehrung der Ax´lán einst tatsächlich so uneingeschränkt, sie selbst so leichtgläubig gewesen? War es das Versprechen, über viele zu herrschen und einer großartigen und geheimen Sache zu dienen? Oder war es einfach nur die Aussicht auf eine Unsterblichkeit, die ihnen die Ax´lán versprochen hatten?
Alben Sur seufzte. Wahrscheinlich war es von allem etwas und dazu noch ein gerütteltes Maß an Dummheit, denn ihm war seit einiger Zeit immer wieder der Gedanke gekommen, dass die Ax´lán ihn und den ganzen Orden, den der Innere Kreis in der Folgezeit aufgebaut hatte, auch noch nach ihrem Erlöschen missbrauchten. Und er konnte nicht einmal sagen, wofür. Die Gerätschaften? Welchen Sinn sollte ihre Erhaltung, soweit es den Priestern mit ihren unzureichenden Kenntnissen, wie die Ereignisse am »Eisernen Wächter« unmissverständlich gezeigt hatten, möglich war, haben? Die Ax´lán würden nicht zurückkehren, so viel war sicher. Also wurde ihre Technik, die zudem ein Beweis ihrer Verbrechen war, auch nicht mehr benötigt.
Blieb also nur der Kristall. Für die Ax´lán hatte er seine Bedeutung verloren, aber die, die ihm noch zukam, hatte sich verändert und war zu einer Bedeutung für die elveranische Menschheit und ihrem Heimatplaneten geworden. Alben Sur fragte sich, ob diese Entwicklung von den Wissenschaftlern der Ax´lán vorhersehbar gewesen war und falls es so war, warum sie ihn und die anderen Mitbegründer des Ordens nicht darauf hingewiesen hatten. So etwas kann man von jemandem erwarten, der einem einen Auftrag für die Ewigkeit erteilt. Oder sollte es gar nicht so lange dauern? Aber wie lange sollte es dauern, und woran würden sie erkennen, dass die Zeit zu Ende ging? Stand das Ende jetzt kurz bevor? War die Geschichte schließlich so vorbereitet worden, wie sie jetzt ablief? Wenn Alben Sur und die anderen Priester des Inneren Kreises nahezu unsterblich waren, konnte es die Gruppe um Meneas nicht auch sein und taten sie jetzt etwas, wofür sie einst vorgesehen wurden? Und was würde danach kommen? Das alles waren nicht zu beantwortende und im Grunde nutzlose Fragen, die Alben Sur nur in weitere Zweifel stürzten.
Aber in einem Punkt hatten die Ax´lán von einst Recht behalten. Je mehr Fragmente wieder zusammengetragen wurden, desto schwächer schien der Orden zu werden, auch wenn sie noch nicht zusammengefügt worden waren. Und nie zuvor hatte Alben Sur die Richtigkeit dieser Behauptung so deutlich gespürt wie in diesen Tagen. Nie zuvor hatte ihm sein Alter so zu schaffen gemacht, aber das konnte auch an seinem Befinden liegen, denn ihn plagten Sorgen. Neben den vielen unergründlichen Ereignissen geschah seit einiger Zeit etwas, was noch niemals in der ganzen Geschichte des Ordens der Fall gewesen war. Er verlor Priester durch Fahnenflucht und es kam zu Verrat. Mehrere Zufluchtsorte waren von den Soldaten einiger Herrscher ausgehoben worden und Priester dabei umgekommen. Auch das Ergebnis der Geisterbeschwörung von Tarkas und Amonpa war bisher einmalig gewesen. Ihnen war zwar gegeben worden, was sie begehrten, aber zum ersten Mal durften die Geister keine Waffen tragen. Auch das war bis dahin einmalig. Alben Sur konnte nicht erkennen, was aus dem Orden werden würde, aber es gab für ihn keinen Zweifel mehr, dass sich geschichtlich bedeutsame Veränderungen ankündigten und ihn beunruhigte diese Entwicklung, weil er sie nicht durchschaute.
Alben Sur wurde langsam klar, dass Meneas und seine Leute keine gewöhnlichen Altertumsforscher waren, wie er anfangs geglaubt hatte. Sie schienen Hilfe von mehreren Seiten zu erhalten und nicht jede war sichtbar. Sollten wirklich mit ihnen die beobachteten Veränderungen zusammenhängen, sie am Ende sogar zum Verhängnis des Ordens werden? Wer steckte hinter dieser Gemeinschaft, die so plötzlich aufgetaucht war? Die Sinaraner, ja. Daran gab es keinen Zweifel, seitdem die Priester von ihrem Bündnis wussten. Aber auch die Sinaraner mussten noch mächtigere Verbündete haben, die sie retteten, kurz bevor die Priester die Pyramide einnehmen konnten. Vielleicht waren auch dieser Tjerulf und sein Begleiter, der Morain-Mensch, nicht zufällig und als bloße Abenteurer zu Meneas gestoßen. Und was war von der unbekannten Macht zu halten, deren merkwürdige Funksprüche sie aufgefangen hatten, die Oson. Der Inhalt der Meldungen war immer noch nicht entschlüsselt, aber Alben Sur hatte allen Grund, seinen Orden durch jemanden, der sich solcher Mittel bediente, und nur die Götter wussten, worüber er noch verfügte, bedroht zu sehen.
Erneut seufzte Alben Sur und er spürte die Last der Jahrhunderte auf seine Schultern. In letzter Zeit hatte er mehr als einmal den Eindruck, als würde ihm seine Macht entgleiten und er die Fäden aus den Händen verlieren. Zu viele Dinge geschahen, über die er nur unzureichend unterrichtet war.
Unvermittelt überkam