Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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sagte Bernd Kahlmann, „aber sie haben eine Unabhängigkeitserklärung, die gleiche Rechte garantiert.“

      Der Kapitän sah sie forschend an. „Ihr seid ja Deutsche, nicht wahr? Drüben gibt es viele Deutsche. Wisst ihr eigentlich, dass es nur an einer Stimme in der amerikanischen Nationalversammlung gelegen hat, und in Amerika würde man nun Deutsch sprechen? Die erste Fassung der sogenannten Unabhängigkeitserklärung wurde, glaube ich, sogar in deutscher Sprache verfasst.“

      „Ist das wahr?“ Hans sah de Croisseux mit offenem Mund an. „Das sind Deutsche?“

      „Nein, du Blödmann“, korrigierte Friedrich. „Aber es gibt dort halt viele von uns.“

      „Ja, viele“, stimmte der Kapitän zu. „Damals haben viele deutsche Einheiten auf Seiten des englischen Königs gekämpft. Meist gepresste Regimenter und viele von denen sind nach dem Krieg dageblieben. In der Freiheit.“

      Wieder fiel es Friedrich auf, wie der Kapitän das Wort Freiheit betonte. „Ihr haltet wohl nicht viel von der Freiheit und der Demokratie.“

      Der Kapitän wies über das Wasser. „Das hier, das ist Freiheit. Die See. An Land gibt es immer einen Herrscher. Egal ob er sich Kaiser, König oder Präsident nennt.“ De Croisseux spuckte aus. „Und immer bestimmt das Geld den Lauf der Dinge.“

      „Ihr klingt so, als wäret Ihr kein großer Freund von Amerika“, wandte Bernd Kahlmann ein.

      „Aber nein.“ Der Kapitän sah sie betroffen an und seine Geste wirkte aufgesetzt. „Ich bin ein großer Freund Amerikas. Ohne Amerika hätte ich wohl kaum mein Vermögen. Es ist fast schon eher meine Heimat, als Frankreich.“

      „Warum seid Ihr fort aus Frankreich?“, fragte Friedrich geradeheraus.

      Der Kapitän richtete sich ruckartig auf. „Das geht euch nichts an. Und nun genug gefaulenzt. Das Beiboot muss wieder bewässert werden.“

      Der Kapitän räusperte sich und ging zum Heck der Marbelle zurück.

      Pierre Lerousse hatte einen Teil des Gespräches gehört und während die Brüder Eimer aufnahmen, lehnte er sich an die Reling und sah sie aufmerksam an. „Ich empfehle euch, ihn nicht mehr darauf anzusprechen. Gerade euch.“

      Friedrich verstand die versteckte Drohung hinter den Worten. „Wir haben ihm nichts getan. Er ist doch sehr freundlich.“

      „Nein, ihr habt ihm nichts getan.“ Lerousse grinste. „Aber euresgleichen. Er war mal ein Mann von Bedeutung im Süden Frankreichs. Bis das Pöbel sich erhob. Heute ist er dort nur geduldet und oft nicht einmal das.“ Er musterte die Deutschen eindringlich. „Er hat Revolutionäre nicht unbedingt in sein Herz geschlossen, oui?“

      „Warum sagte er vorhin Yankees zu den Amerikanern?“

      Der Maat kratzte sich hinter dem Ohr. „Na, so ganz genau weiß ich es nicht. Aber so um 1630 wurde in dem Gebiet um New York eine holländische Siedlung gegründet. Neu Amsterdam. Damals gab es auch englische und schwedische Kolonisten. Die sagten zu den Holländern Jan Cheese. Jetzt sitzen dort die Amerikaner und alle die aus der Gegend kommen, nennt man nun Yankees. Ich persönlich glaube eher, es kommt von den Schreien, die ihre Maultiere ausstoßen.“ Lerousse lachte. „Jedenfalls sind die Yankees ganz schön stur, das werdet ihr noch feststellen.“

      „Sind wirklich so viele von uns drüben?“ Hans mochte es noch immer nicht ganz begreifen.

      „Ihr werdet euch wundern.“ Der Maat blickte kurz zum Heck. „Deutsche, Holländer, Iren und weiß Gott, wer noch alles. Aber genug geschwatzt. Macht euch an die Arbeit.“

      Sie nahmen die Eimer auf.

      An einem heißen Morgen tauchte im Sonnenglast, direkt vor dem Bug der Marbelle, ein schmaler Strich am Horizont auf. Der Ausguck oben im Mastkorb sah es als erster und rief es an Deck hinunter. Kapitän de Croisseux kam aus seiner Heckkajüte nach oben und trat neben das Ruder. Mit einem Fernglas blickte er voraus und nickte dann zufrieden.

      Plötzlich schien wieder eine zunehmende Anspannung über dem Schiff zu liegen. Die Marbelle steuerte die Küste an und folgte ihrem Verlauf.

      „Das also ist Afrika“, sagte Friedrich nachdenklich. Besonders beeindruckt war er nicht. Eher enttäuscht. Vor ihnen breitete sich eine steinige Küste aus. Teilweise hohe und schroffe Klippen, die allmählich in flachere Strände übergingen. Es war kaum Grün zu sehen.

      „Marokko“, sagte Pierre Lerousse. „Wir sind jetzt ungefähr in Höhe von Beni-Saf und fahren östlich auf Oran zu. Wir werden bald an Land gehen.“

      „An Land gehen?“ Karls musterte die Küste. „Gott im Himmel, hier ist doch nichts zu holen. Hier gibt es nichts. Kein bisschen Grün, keine Ansiedlung und keine Menschen.“

      „Mehr als ihr denkt“, lachte Lerousse. „Mehr als ihr denkt. In diesem Moment werden wir sicher von mehr Augen beobachtet, als wir an Bord haben.“

      Unter dem leisen Stampfen ihrer Maschine und begleitet vom Rauschen der Schaufelräder glitt das Schiff in langsamer Fahrt an der Küste entlang. Eine etwas dunklere Stelle tauchte in der Küstenlinie auf und de Croisseux rief ein paar Kommandos. Der Bug der Marbelle schwang ein wenig herum und schob sich näher an die Küste heran. Aus der dunklen Stelle wurde ein Einschnitt, der ins Land hineinzuführen schien. An den Deutschen vorbei hastete ein Besatzungsmitglied, das eine lange Leine mit dem Lotblei mit sich führte. Sie sahen, wie der Mann frisches Wachs in das unten offene Senkblei füllte und dann zum Bugspriet ging. Er trat auf die darunter befindlichen Rüsten, schwang die Leine und ließ das Blei ins Wasser klatschen. Die Leine glitt durch die Hände des Mannes und man konnte deutlich die Knoten erkennen, die sich in regelmäßigen Abständen in ihr befanden. Der Mann rief etwas nach hinten und de Croisseux nickte sichtlich zufrieden.

      Die Fahrt wurde noch langsamer. Der Kapitän trat an den Rudergänger heran und übernahm selbst das Steuerrad. Lerousse ging gemessenen Schrittes nach vorne zu dem lotenden Matrosen. Als das Blei aus dem Wasser auftauchte, betrachtete der Maat das Wachs an seiner Unterseite und betastete den daran klebenden Sand. Dann klatschte das Lot wieder ins Wasser. Langsam schob sich die Marbelle in den Einschnitt und vor ihnen öffnete sich eine kleine, abgeschiedene Bucht mit weißen Stränden. Ein paar Palmen wurden sichtbar und am Ende der Bucht ein hölzerner Steg und ein paar Hütten. De Croisseux ließ die Maschinen im Leerlauf fahren und das Schiff glitt, nur durch seine Eigenbewegung, durch das klare Wasser. Man konnte den Schatten des Schiffes auf dem Grund der Bucht erkennen. Ein paar Fische eilten geschäftig umher und wichen hastig aus, wenn der Schatten auf sie fiel.

      Lerousse schaute angespannt auf den Schatten unter ihnen, der sich verkürzte. Er blickte kurz zum Heck und bemerkte dabei die interessierten Blicke der Brüder und Kahlmanns. „Sandet schnell zu, die Bucht. Müssen Acht geben, dass wir nicht auflaufen. Das könnte sehr peinlich werden, oui?“

      Man musste neidlos anerkennen, dass die Crew das Schiff beherrschte. De Croisseux brauchte nicht in der kleinen Bucht zu ankern und mit dem Beiboot zum Ufer zu fahren. Gekonnt legte die Marbelle an dem Steg an. Sofort sprangen Besatzungsmitglieder auf die hölzernen Bohlen und legten Leinen über die aufragenden Balken. Als das Schiff zur Ruhe kam, ächzte der Steg protestierend, doch er hielt.

      Sie blickten auf den Steg und die Hütten, die im Hintergrund sichtbar waren. Alles wirkte verlassen und heruntergekommen. Die Hütten lagen im Schatten eines kleinen Palmenhains und ihre Lehmwände und Strohdächer hoben sich deutlich vom Hintergrund ab. Doch keine Bewegung

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