Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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schnell für ein Postschiff. Ich wette, es ist ein Kriegsschiff“, rief er Lerousse zu. „Wahrscheinlich ein verdammter Engländer.“

      Die Marbelle legte sich unter Segeldruck leicht über, als sie auf neuen Kurs ging. Lerousse schrie ins Zwischendeck hinunter, man solle sich gefälligst beeilen, genug Dampf zu machen. Sie sahen nach hinten zum Heck, hinter dem die Rauchsäule stand und langsam größer wurde. Doch dies geschah unglaublich langsam. Erst fünf Stunden später konnte man mit bloßem Auge einen schwarzen Rumpf mit weißen Decksaufbauten erkennen. Die Nationalität konnte nur der Kapitän mit seinem Fernglas feststellen und er blickte immer wieder nervös hindurch, bevor er bestätigend nickte. „Ja, ein Johnny English, ein verfluchter Engländer.“

      Diese Gewissheit schien den Kapitän jedoch zu beruhigen, denn er wandte dem Heck den Rücken und blickte in Fahrtrichtung voraus. Unter ihnen begann es zu rumoren und zu stampfen und de Croisseux rief triumphierend einen Befehl zur Maschine. Die großen, fast sechs Meter durchmessenden Schaufelräder begannen sich nun unter dem Dampfdruck zu drehen. Zuvor waren sie ausgekuppelt gewesen und nur der Wasserdruck der Fahrgeschwindigkeit hatte sie bewegt. Nun aber peitschten sie zunehmend in das Wasser, spritzten es auf und die Geschwindigkeit der Marbelle steigerte sich.

      Dennoch kam der Engländer langsam näher und die Deutschen begannen sich zu fragen, wie ihr weiteres Schicksal aussehen mochte, wenn die Royal Navy das Sklavenschiff enterte. Die Teerjacken der königlichen Marine würden wohl keinen Unterschied zwischen der eigentlichen Besatzung der Marbelle und den Deutschen machen. Hinter ihnen ertönte ein dumpfer Knall und als sie erneut zu dem englischen Kriegsschiff zurückblickten, stieg dort am Vorderdeck eine braunschwarze Wolke in die Luft. Weit hinter der Marbelle stiegen Gischt und eine Wassersäule auf.

      „Zu kurz“, erläuterte Lerousse grinsend. „Dauert noch zwei oder drei Stunden, bevor sie wirklich ernsthaft auf uns schießen können. Die machen nur ihrem Ärger Luft und wollen uns zeigen, dass sie kommen.“

      „Gott im Himmel“, brach es aus Friedrich hervor, „habt Ihr denn keine Furcht, die Engländer bringen die Marbelle auf und hängen uns alle an die Rahen?“

      „Ihr werdet schon sehen, dass sie das nicht wagen“, sagte Lerousse selbstsicher. „Wir haben noch eine Trumpfkarte, denn sie müssen uns beweisen, dass wir Sklaven an Bord haben. Wisst ihr, diese Briten haben... oh, holla, das war es dann wohl.“

      Der Maat grinste den Kapitän an und dieser rief der begeistert aufschreienden Mannschaft etwas zu. Er sah die fragenden Mienen der Deutschen. „Sie fallen ab. Ziemlich plötzlich. Seht ihr? Sie liegen schon quer zum Wind. Denen ist wohl die Welle gebrochen.“

      Tatsächlich verlor der Engländer schlagartig an Fahrt und ein trotziger Pfiff aus seiner Dampfpfeife ertönte, als das schnittige Schiff zur Seite trieb. Nun wurde auch die Fahrt der Marbelle ein wenig gedrosselt, um die Maschine zu schonen, und nach einigen Stunden war das Kriegsschiff hinter dem Horizont verschwunden.

      Wenig später passierten sie Beni-Saf und fuhren auf die Meerenge von Gibraltar zu. Der Felsen von Gibraltar war in britischem Besitz. Eine Festung, welche die Meerenge beherrschte. Sie war nie erobert worden und ihre Geschütze boten Schutz für eine Reihe von Fregatten und Linienschiffen, die unter ihr ankerten. Dazu gehörte ein Tross kleinerer Schiffe und Versorgungsboote.

      De Croisseux schien von der Festung keineswegs beunruhigt. Es war bewundernswert, wie er die Nacht abpasste und dann, dank der dunklen Segel und des wolkenverhangenen Nachthimmels, unbemerkt unter den Batterien Gibraltars hindurchfuhr. Zwar wurde ein Vorpostenboot auf sie aufmerksam, doch de Croisseux ließ geistesgegenwärtig die französische Flagge, am Heck der Marbelle, grüßend dippen. Im internationalen Gruß wurde sie kurz gesenkt und wieder aufgezogen und bevor der Brite sich entschloss, ob er das passierende Schiff kontrollieren sollte, war der Vorsprung des Sklavenschiffes bereits zu groß.

      Nachdem Gibraltar hinter ihnen lag, verließ die Anspannung das Schiff und das Entsetzen begann. De Croisseux verließ die Brücke und ging in seine Kajüte, wohl um sich seinem Privatvergnügen hinzugeben, denn nun gab sich auch der Rest der Crew der Lust hin. Zwischen die Anfeuerungsschreie der Männer mischten sich die Entsetzensschreie und das Stöhnen der Frauen, die nun missbraucht wurden.

      Die Baumgarts und Kahlmann waren froh, an Deck Wache zu schieben. Zum ersten Mal durfte Friedrich dabei das Steuerrad der Marbelle führen. Doch er verspürte keine Freude daran, das Schiff in seiner Hand zu wissen, wenn er an das Grauen unter Deck dachte, und seinen Gefährten ging es ebenso. Aber sie waren hilflos, denn der Kapitän und sein Maat hatten alle Waffen wieder unter Verschluss genommen.

      Es mochte gegen Mitternacht sein, als es eine der Frauen irgendwie schaffte, an Deck zu gelangen. Friedrich stand hinter dem Rad und sah sie als erster. Auf ihn wirkte sie wie ein Gespenst aus einer anderen Welt. Der dunkle Körper, der sich gegen den Hintergrund schwach abhob, dazu das Weiß der Augen und der Zähne. Im schwachen Licht der Kompasslaterne konnte er ihre Nacktheit sehen und die Spuren, welche die Vergewaltigungen hinterlassen hatten.

      Sie sahen sich für einen Moment schweigend an, während auf dem Niedergang Tumult einsetzte. Mehrere Männer drängten nach oben, um das entflohene Opfer wieder einzufangen. Als einer von ihnen mit einem triumphierenden Aufschrei nach der Schwarzen griff, erwachte Friedrich aus seiner Erstarrung. Er schob sich zwischen Mann und Frau, stieß diesen nach hinten. Im ersten Moment war der Matrose erstaunt, doch dann überzog ein gehässiges Grinsen sein Gesicht. Ein drohendes Murren stieg von den anderen auf und Friedrich sah seine Brüder, die sich von der Seite zu ihm heran drängten. Von Bernd Kahlmann war nichts zu sehen.

      „Was ist hier los?“, klang die herrische Stimme des Maats auf. Lerousse tauchte aus dem Niedergang auf und sah sich um.

      Einer der Männer sprach hastig auf ihn ein, wies auf Friedrich und die schwarze Frau, die sich instinktiv hinter den Deutschen zurückzog. Dann fielen andere Stimmen ein, bis der Maat wütend die anderen niederschrie. Er blickte Friedrich und dessen Brüder kalt an und trat näher.

      „Nichts als Ärger, meine Freunde, oui?“ Er streckte die Hand aus und bevor Friedrich reagieren konnte, riss er die Schwarze an sich heran. „Wir können keinen Ärger auf der Marbelle brauchen, oui?“

      Der Franzose hielt den Kopf der Schwarzen in den Nacken gebogen und plötzlich blitzte eine Klinge. Blut spritzte hervor, traf den geschockten Friedrich, sprühte über Steuerrad, Kompassgehäuse und seine Brüder. Die drei Baumgarts standen wie erstarrt. Lerousse hielt die Tote aufrecht, schob das Messer wieder in seinen Gürtel und griff ungeniert an Brüste und zwischen die Schenkel der ermordeten Frau, bevor er sie achtlos fallen ließ. Das seltsame Klatschen, mit dem die Leiche auf die Deckplanken schlug, holte die Deutschen aus ihrer Lähmung.

      „Gott im Himmel“, sagte Friedrich tonlos. „Ihr seid Tiere. Ihr habt... habt diese Frau einfach... ermordet.“

      „Kein Streit an Bord“, sagte Lerousse langsam. „Vor allem nicht wegen einer Niggermöse. Wir haben genug davon an Bord.“ Er sah auf die verkrümmt liegende Leiche. „Fast schade. Sie fühlte sich recht gut an. Die hätte guten Gewinn gebracht.“

      Friedrich stürzte vor, spürte einen heftigen Hieb und dann versank die Nacht um ihn in tiefer Finsternis.

      Er konnte nur ein paar Minuten bewusstlos gewesen sein. Als er zu sich kam, lag er neben der Heckreling und seine Brüder knieten bei ihm. Die anderen Männer waren verschwunden.

      Pierre Lerousse stand am Rad. Er blickte Friedrich abschätzend an. „Ah, wieder wach, mein Freund?“

      Der Maat wandte Friedrich sorglos den Rücken, während

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