Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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Jahren schlugen sie sich mit den Mexikanern. Zwischendurch vergnügen sie sich mit den Indianern.“ Der Kapitän lachte leise auf. „Wenn sie nichts mehr haben, wogegen sie Krieg führen können, dann werden sie sich untereinander bekämpfen.“ De Croisseux sah die Deutschen ernst an. „Das gilt auch für die Leute, die hier leben. Haltet eure Zungen im Zaum, ich rate es euch. Hier duelliert man sich noch aus den merkwürdigsten Anlässen. Und glaubt nicht, man wird sich hier über ein paar tote Schwarze aufregen. Man regt sich ja nicht mal über ein paar tote Weiße auf.“

      Die Vier verstanden den versteckten Wink durchaus. Das Schiff schob sich tiefer in den weitläufigen Hafen. Ein kleiner Kutter näherte sich. Er führte die Lotsenflagge. Rufe wurden zwischen einem Uniformierten und dem Kapitän ausgetauscht, dann steuerte de Croisseux sein Schiff auf eine der Anlegestellen zu und ankerte. Rings um die Marbelle herrschte geschäftiges Treiben. Die Anlegestellen waren voller Menschen und Waren. Mehrere Arbeiter halfen beim Vertäuen des Schiffes und fixierten die Planke, welche die begehbare Verbindung zwischen der Marbelle und dem Kai bildete. Die Arbeiter waren schwarz und das verwirrte die Deutschen.

      Pierre Lerousse lachte. „Das ist die Arbeitskraft des Südens, meine Freunde. Seht ihr die Lagerhäuser dort? Sie sind voller Baumwolle. Holz und Baumwolle, das sind die großen Exportartikel. Vor allem England ist ein wichtiger Handelspartner. Habt ihr schon mal die riesigen Webereien in England gesehen?“

      „Sagen die Engländer denn nichts gegen die Sklaverei hier?“

      Lerousse sah Hans an. „Junge, sei nicht so naiv. Hast du schon mal gesehen, wer in den britischen Webereien arbeitet? Die brauchen keine Sklaven, die haben ihre Kinder.“

      Aus einem großen Viermaster wurden Tuchballen, Fässer und Kisten an Land gebracht. Ein vornehm gekleideter Mann schob sich durch das Gedränge und die Schwarzen machten ihm eifrig Platz. Der Mann näherte sich der Marbelle und betrat die Planke ohne Zögern. Er rümpfte die Nase, als ihm der typische Geruch des Sklavenschiffes entgegen schlug.

      Der Mann blickte de Croisseux an und umarmte ihn lächelnd. „Mein lieber Freund, du solltest dein Schiff dringend lüften. Es riecht erbärmlich.“

      Der Kapitän lachte auf. „Es riecht nach Geld, mein Freund.“

      „Ich hoffe, es ist gute Ware.“ Der Mann blickte gleichgültig über Deck. „Du kommst genau richtig. Morgen ist Auktion bei Grummond. Sind jetzt schon eine Menge Plantagenbesitzer in der Stadt, die daran teilhaben wollen. Charleston entwickelt sich, mein Freund.“

      „Ja, das sehe ich“, erwiderte de Croisseux.

      „Gut, dann bring die Ware in mein Lager. Wahrscheinlich werden wir sie wieder erst säubern und ausstaffieren müssen, damit sie einen guten Preis erzielen. Wie viele hast du?“

      „Ich denke, es werden noch um die 250 sein. Es gab Verluste, du verstehst?“

      „Es gibt immer Verluste, mein Freund. Wer ist das?“ Der Mann wies auf die vier Deutschen. „Sie wirken ein wenig echauffiert.“

      „Einwanderer“, sagte de Croisseux lakonisch. „Sie sind ein wenig unerfreut wegen der Sklaven.“

      Der Mann lachte auf. „Yankeementalität. Sie sollten nach Norden gehen. Preußen?“

      Karl schüttelte automatisch den Kopf. „Wir sind Deutsche.“

      „Oh.“ Der Mann lachte amüsiert. „Und wir hier sind alle Amerikaner.“ Er lachte erneut. „Die einen mehr, die anderen weniger.“

      Die vier Deutschen fühlten sich unwohl. Es drängte sie, vom Schiff zu kommen, auf dem sie so viel Elend und Tod erlebt hatten. Sie gingen nach unten, packten ihre Bündel und Lerousse und de Croisseux sahen zu, wie sie die Marbelle grußlos verließen. Der Kapitän blickte sie an und lächelte verständnisvoll.

      Die drei Brüder Baumgart und ihr Freund Bernd Kahlmann eilten vom Schiff fort, hatten genug vom Wasser und dem Anblick von Ketten. Ein wenig abseits des Gedränges hielten sie an, blickten zum Hafen hinüber und sie waren sich nicht sicher, ob sie den richtigen Entschluss gefasst hatten, nach Amerika zu kommen. Immerhin, sie waren da. Doch sie hatten nicht die geringste Vorstellung, wie es weitergehen sollte.

      Ziellos schlenderte sie durch die Straßen und sogen die Eindrücke in sich auf. Was ihnen zuerst auffiel, das war die Tatsache, dass die meisten Gebäude aus Holz errichtet wurden. Keine billigen Hütten, sondern prachtvoll gearbeitete mehrgeschossige Gebäude. Weiß war die vorherrschende Farbe. In der Innenstadt gab es sogar gepflasterte Straßen. Vor den meisten Häusern führten zumindest geplankte Bürgersteige entlang, überdacht und von sorgfältig und kunstvoll bearbeiteten Säulen gestützt. Auch die Steinbauten waren eindrucksvoll, oft mit massiven Säulen, welche die Vordächer der Eingangsbereiche stützten.

      Viele Häuser hatten Vorgärten und es gab eine Anzahl von Parks, die wohl der Erholung und Erbauung dienten. Dort wurde musiziert, Theater gespielt oder diskutiert. Zahlreiche Kutschen und Fuhrwerke mit Waren vermittelten einen gelegentlich chaotischen Eindruck. Dazwischen Menschen, die geschäftig umhereilten oder gemütlich zu spazieren schienen. Vor allem die weiblichen Bewohner nahmen sofort die Aufmerksamkeit der Deutschen in Anspruch. Diese Frauen gingen nicht einfach, nein, sie schwebten förmlich über den Boden. Vor allem, wenn sie die weiten Röcke trugen, die von Reifen gestützt wurden. Keine dieser Damen war alleine unterwegs. Dabei war die Begleitung nicht unbedingt männlich. Oft waren es andere Damen oder Diener, die ihren Herrschaften folgten. Immer wieder sahen sie sauber gekleidete Schwarze, die bereitwillig Waren hinter den Frauen her trugen und alle möglichen Dienste verrichteten. Keiner von ihnen machte auf die Deutschen den Eindruck, als sei er besonders unzufrieden, was die Deutschen nach dem Erlebten überraschte.

      Am meisten jedoch verwirrten sie die Vorführungen in einem der Parks, wo eine Gruppe gastierte. Bunte Plakate wiesen auf Daniel Decatur Emmets berühmte Virginian Minstrels hin. Sie hatten keine Ahnung, was das sein sollte, aber da viele Menschen hinüber strömten, schlossen sie sich an. Sie hörten beschwingte und fröhlich wirkende Musik und erkannten eine geschmückte Bühne, auf der Musiker zu sehen waren, dazu eine Gruppe von tanzenden und singenden Negern. Doch als sie näher kamen, stellten sie verblüfft fest, dass es sich überhaupt nicht um Schwarze handelte, sondern um weiße Männer, die sich mit Schminke und Perücke als schwarze Menschen ausstaffiert hatten.

      Die fröhliche Musik ging einem in die Füße und nicht wenige der Parkbesucher tanzten im Hintergrund, auch wenn sich die Vornehmeren zurückhielten. Zwischendurch ertönten auffordernde Rufe. „Dixie! Dixie!“

      Bernd Kahlmann vermutete sofort, es handle sich bei Dixie um eine besonders attraktive Sängerin, die gleich auftreten müsse. Aber er wurde enttäuscht. Der Leiter der Minstrelgruppe trat vor und kündigte ein unterhaltsames Stück an. Es nannte sich „United States Mail and Dixie in difficulties“. Der Inhalt war denkbar einfach. Es ging um einen ausgesprochen dummen Postboten. Natürlich einen Neger.

      „Wirklich“, hörten sie eine junge Dame sagen, „ich hätte nicht gedacht, dass man im Norden Sinn für solchen Humor hat.“

      „Es ist ein ganz neues Stück, meine Verehrte“, sagte ihr Begleiter. „Ich glaube, von den Sabine Minstrels in Portsmouth. Ich habe gehört, die Yankees nennen die Schwarzen alle Dixies.“

      „Ja, das passt“, sagte die Dame. „Dieser Bote Dixie ist wirklich unmöglich. Gott, mein Vater würde ihn sofort von der Plantage jagen lassen.“

      Ihr Begleiter lachte leise auf. „Die Yankees sagen zum Süden inzwischen schon Dixies Land.“

      „Empörend“,

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