Für Freiheit, Lincoln und Lee. Michael Schenk

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Für Freiheit, Lincoln und Lee - Michael Schenk

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gewisser Weise“, sagte der Mann.

      „Empörend“, bekräftigte die Dame. „Aber das passt zu diesen kulturlosen Barbaren aus dem Norden.“

      Der Mann lachte und griff in seine Brieftasche. Friedrich erkannte eine Banknote. Der Mann zeigte sie seiner Begleiterin. „Ich persönlich mag eher diesen Dixie.“

      Es war eine Zehn-Dollarnote die in New Orleans hergestellt wurde. New Orleans konnte seine französische Herkunft nicht verleugnen und im Französischen hieß die Zehn „Dix“. Die Dame sah ihren Begleiter ein wenig spöttisch an. „Sie haben eine Yankeementalität, mein Lieber.“

      Ihr Begleiter verbeugte sich und schob die Geldnote in die Brieftasche zurück. „Dann muss ich mich aus tiefstem Herzen bei Ihnen entschuldigen, meine Verehrteste.“

      Das Theaterstück war zu Ende und die Minstrelgruppe spielte „Jordan is a hard road to trabbel“, ein Lied, das offensichtlich religiöse Motive der Schwarzen aufgriff.

      Als die Brüder Baumgart und Bernd Kahlmann später in einer Ecke des Parks Platz nahmen, waren sie noch verwirrter als zuvor.

      „Ein merkwürdiges Land“, seufzte Karl. „Sie halten sich die Neger als Sklaven und zugleich verkleiden sie sich als Schwarze und spielen deren Musik.“

      Friedrich zuckte die Schultern. „Wir sollten uns jetzt eher darum kümmern, was wir in Zukunft machen. Wir brauchen etwas zu Essen, eine Unterkunft und Arbeit. In dieser Reihenfolge.“

      Ohne Geld würden sie all dies nicht bekommen, das wurde ihnen rasch klar. Sie hatten noch einen Goldtaler, doch der würde sie nicht weit bringen. Während sie ihre Zukunft diskutierten, schlenderten sie durch die Straßen, bis sie plötzlich verharrten, weil sie eine Stimme hörten, die ihnen bekannt vorkam.

      „Den kenne ich doch“, sinnierte Friedrich Baumgart. „Verdammt, ich habe die Stimme schon mal gehört.“

      „Du sollst nicht so lästerlich fluchen“, wies Karl ihn zu Recht. „Aber es stimmt. Ja, klar, dass ist dieser Mann, der an Bord der Marbelle kam.“

      Sie blickten auf und erkannten nun, dass sie vor einem hohen Gebäude standen, neben dem sich ein kleiner Platz befand. Es war nicht zu sehen, was dort vor sich ging, denn eine dichte Menge drängte sich dort und laute Rufe ertönten. An dem Haus befand sich ein sorgfältig gemaltes Schild.

      „Grummonds Auctionary“, las Friedrich vor. „Davon hat der Mann doch gesprochen, nicht wahr?“

      Sie konnten sich weit genug vordrängen, um zu sehen, was auf dem Platz stattfand. Es war eine Sklavenauktion. Bewacht von etlichen Bewaffneten standen im Hintergrund die Schwarzen aus der Marbelle. Auf einer kleinen Bühne stand ein gut gekleideter Mann und führte die entführten Afrikaner einzeln vor. Einige der Neger wurden sofort gekauft, andere erst ausgiebig begutachtet. Muskeln und Gebiss wurden geprüft und eine weiße Lady fragte bei einem hageren Farbigen nach, ob er wenigstens als Zuchthengst tauge.

      „Unmöglich“, knurrte ein Mann neben den Deutschen. Er blickte auf und musterte sie. „Was ist? Noch nie bei einer Auktion gewesen?“ Er betrachtete ihre Kleidung. „Nein, wohl nicht.“ Der Mann machte sich Notizen, hob seine Hand und rief einen Betrag, mit dem er einen der Farbigen ersteigerte. Erneut sah er die Brüder und Kahlmann an. „Die Schwarzen sind mies behandelt worden, aber das kennen wir bei de Croisseux ja schon. Hat wohl Glück gehabt, dass überhaupt so viele von der Ladung überlebt haben. Die Leute muss man erst mal ordentlich anfüttern, bevor sie Gewinn bringen.“

      „Die brauchen die Peitsche, dann werden sie schon ordentlich arbeiten“, wandte ein anderer ein.

      Der Mann mit dem Notizbuch lachte auf. „Unsinn. Aber das passt zu Ihnen, George. Immer kräftig prügeln, nicht wahr? Kein Wunder, dass Sie kaum Gewinn erwirtschaften.“ Er sah die Deutschen an. „Nein, man muss sie gut behandeln. Gutes Essen und die Peitsche nur, wo es unbedingt sein muss. Die Schwarzen sind eine gute Kapitalanlage. Eine, die sich selbst vermehrt, wenn man sie vernünftig pflegt. Sucht ihr Arbeit?“

      Friedrich schüttelte automatisch den Kopf. Wer Sklaven hielt, konnte ihm wohl kaum eine rechte Arbeit bieten. Doch er sah irritiert, dass Hans bereitwillig nickte und auch Bernd Kahlmann kratzte sich zustimmend am Kopf.

      „Ich habe eine große Plantage in Virginia“, sagte der Mann mit dem Notizbuch. „Baumwolle und Melasse. Bringt guten Gewinn. Mit dem Schwung an Sklaven, den ich neu erstanden habe, werde ich auch noch ein paar Aufseher brauchen. Wie wäre es? Ich zahle fair und die Arbeit ist nicht besonders schwer.“

      Hans und Bernd sahen Friedrich an. „Na, was sagst du? Klingt doch nicht übel.“

      Friedrich schüttelte den Kopf und auch Karl schien nicht begeistert. „Nehmen Sie es mir nicht übel“, sagte Friedrich zögernd, „aber Menschen zu unterdrücken, das ist nichts für mich.“

      Der Mann sah ihn überrascht an. „Unterdrücken? Gott, wie sollen die armen Kreaturen denn sonst durchkommen? Sie werden nicht unterdrückt. Sie bekommen Arbeit, Unterkunft und Verpflegung und sogar Lohn.“

      „Lohn?“ Sie sahen den Mann erstaunt an. „Also, Geld für Arbeit?“

      „Ja, natürlich.“ Der Mann schüttelte über soviel Unverständnis den Kopf. „Schließlich müssen sie ja auch für einiges aufkommen. Aber wenn ihr nicht wollt...“

      „He, Moment“, sagte Bernd Kahlmann hastig. Er führte die Brüder zur Seite. „Hört mal, wir brauchen Arbeit und wir brauchen Geld. Es hört sich doch nicht so übel an, finde ich.“

      „Nein, das ist nicht für mich.“ Friedrich musterte Bernd und dachte angewidert daran, wie Bernd die schwarze Frau für seine Befriedigung benutzt hatte. Gott, was war das nur für ein Mensch, der solches tun konnte? „Nein. Zudem muss ich nach New York.“

      Karl nickte verständnisvoll. „Verstehe. Deine Friederike, nicht wahr? Glaubst du denn, sie ist dort und wartet auf dich? Gott, Friedrich, ihr habt euch jetzt fast eineinhalb Jahre nicht gesehen. Du weißt doch selbst, wie viel in solcher Zeit geschehen kann.“

      „Nein, wir lieben uns.“ Für Friedrich war es eine schlichte und unverrückbare Wahrheit und sein Weg war vorbestimmt. Aber er hätte nicht gedacht, dass eintreten könnte, was nun geschah. Die Trennung der Gefährten zeichnete sich ab. Hans und Bernd schienen entschlossen, dem Plantagenbesitzer zu folgen, während Friedrich dieser Gedanke widerwärtig schien. Auch Karl schien andere Vorstellungen vom Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika zu haben.

      Der Plantagenbesitzer schien ein gutmütiger Mann zu sein. Er wies einen der Mitarbeiter des Auktionators an, die ersteigerten Sklaven bereitzuhalten und lud die vier Deutschen ein. „Ihr seht hungrig aus und ich bin durstig. Ich denke, mit vollem Magen lässt es sich besser beratschlagen. Ich muss mich übrigens entschuldigen. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin John Obediah Jones aus Old Church, Virginia.“

      So stellten sie sich vor und gingen dann in ein kleines Hotel in einer der Nebenstraßen. Während sie hungrig aßen und tranken, erzählte der Plantagenbesitzer von sich und seinem Land. Interessiert hörte er den Erzählungen der Deutschen zu und lachte auf, als sie ihrer Empörung über die Vorgänge auf der Marbelle Luft machten.

      „Ihr solltet euch darüber nicht zu sehr aufregen. Sicher, es ist eine Verschwendung von Kapitalanlagen und de Croisseux wird nie ein wirklicher Geschäftsmann werden. Es gibt sogar ein paar Verrückte im Norden,

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