Lucullus muss sterben. Ann Bexhill
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»Nein. Du kennst diese Patrizier, sie gibt sich nicht mit Sklaven ab.« Die Sklavin füllt unsere Becher. Petronius beugt sich vor legt die Hände ineinander und blickt mich an. Sein Gesicht sieht erschöpft aus. Ich finde Petronius sollte unbedingt zu einer Erholungskur in einen Aeskulaptempel nach Griechenland fahren. Er muss die Seele baumeln lassen, umsorgt und behütet von den Jüngern des Gottes Aeskulap.
»Ich wundere mich. Vor einer Woche will Mimosa wissen, wo der Praefectus urbi ist und gestern kommt seine Tochter Aebutius Valerius vorbei und dann tauchst du wieder aus den pontinischen Sümpfen auf. Ich hatte gedacht da ist was dahinter. Zu viel Zufall denke ich.«
Ich verstehe seine Sorgen Valerius ist unberechenbar. Er verschwindet er für eine Weile und ist für niemanden zu erreichen. Und nach seinem Verschwinden brechen blutige Unruhen in Subura und auf dem Aventin aus. Die Viertel, die von der Unterschicht bewohnt werden.
»Rechnest du mit Unruhen bei den Spielen?«
»Seit Valerius zum Hafenmeister Ostias gemacht wurde damit er aus dem Sichtfeld Catos verschwindet habe ich ihn nicht mehr gesprochen.«
»Der Seehandel wird florieren, so wie die Kriminalität in Rom. Er ist voller Ideen!«, sag ich. Oh je er wird am wichtigsten Hafen der Welt seine Unruhe stiften. Bald wird es nicht genug Gerste geben, um die Schweine zu füttern und ohne Schweinefleisch zu einem normalen Preis erhebt bald der Pöbel seine Fäuste.
»Sollte er nicht sein Amt in Rom langsam aufgeben? Wie will er von Ostia die Cohorte Urbanae leiten? Er ist doch als Hafenmeister genauso immun gegen Catos Strafverfolgung. Du darfst mir glauben, man ist wütend auf ihn. Jede Frage jeder Befehl muss zwischen den Städten hin und her geschickt werden.« Petronius trinkt einen Schluck Wein sein kleiner Finger mit dem Klunker ist abgespreizt. »Hoffentlich sieht er das ein ich treffe mich nachher mit ihm. Man hat ihn zum Prokurator ernannt, er muss sein Amt als Praefectus urbanae niederlegen.« Er sieht mich an: »Wie lange bist du noch Sklave Iulius?«
»Zwei Jahre bis nach den Bacchanalienfeiern.«
»Ich kann für meine Truppe einen guten Centurio gebrauchen. Und ich spekuliere nicht ohne Grund auf ein besseres Amt.«
»Mach dir nichts vor, du liebst dein Amt und die Leute aus der Subura, die zu dir aufsehen, wie zu einem Gott.«
Das tun sie wirklich, denn es ist nur göttlichem Eingreifen zu verdanken, wenn das Haus von so einem Glückspilz an die Cloaca maxima angeschlossen wird, und er bequem auf seiner eigenen Latrine sitzen kann.
3 Kapitel
Iulia und ich gehen zu den Veranstaltungen im Circus Maximus, zu den Spielen. Es ist das großzügige Geschenk des Lucullus an die plebejische Bevölkerung Suburas. Die Konsuln Pompejus und Caesar lassen Wein und Geld verteilen und eine imponierende Menge Gladiatoren gegeneinander kämpfen. Iulias Vater Caesar hat Grund, sich spendabel zu zeigen. Ihm ist von den Senatoren erlaubt worden, sein Konsulat von Gallien aus zu verlängern, ohne erst nach Rom zu kommen. Die Lex Iulia ist beschlossen worden. Anderenfalls müsste Caesar sein Kommando über seine Legionen abgeben und ohne Amt, das ihn vor der Strafverfolgung schützt, stände er schneller als Angeklagter vor dem Richter, als er Gallia Cisalpina schreiben kann.
Iulia hat die Leidenschaft der Römer für die Spiele. Die Entwicklung der Veranstaltungstechnik und der Massenunterhaltung in Rom ist atemberaubend. Riesige ausfahrbare Sonnensegel schützen die Zuschauer im Circus maximus vor der grellen Sonne. Niemand auf der Welt kann mit solchen Detailverliebten Spielen aufwarten. Zuerst werden in den Morgenstunden Verbrecher unter dem Gejohle der Glücklichen, die eine der begehrten Eintrittsmarken ergattern konnten, einem Rudel ausgehungerter Hyänen vorgeworfen. Nachdem am frühen Mittag die römische Verbrecherwelt in die Geschichte der Freizeitunterhaltung eingegangen sind, beginnt der aufregendere Teil. 300 Kriegsgefangene auf jeder Seite, Alboringher aus Germania superior und Sueben, die von Natur aus verfeindet sind, werden in einer taktisch inszenierten Feldschlacht gemetzelt. Es gibt stehende Ovationen und frenetischen Beifall, als die Wachen Leichen, in den Blutspuren in die Löwenkäfige schleifen. In den Pausen wird das Blut mit frischem Sand abgedeckt. Hunderte Sklaven karren Schubkarren voller Meeressand heran. Die Menge der Zuschauer ist vom Aroma des Blutes der von der Arena aufsteigt in einen wahren Rausch geraten.
Ich hatte mit herkömmlichen Spielen gerechnet, mit den üblichen Scherzen, wie Centurien von Blinden, als Soldaten zu verkleiden und Schlachten gegeneinander führen zu lassen. Oder Verkrüppelte gegeneinander mit dem Schwert kämpfen zu lassen. Es ist nicht herkömmlich, es ist der reinste Mord! Die Männer und Weiber kämpfen nackt. Jeder Schwerthieb schneidet, unter Gejohle Gliedmaßen von Körpern. Schädel werden gepalten, Leiber aufgeschlitzt.
Das Schreien des Schmerzes vermischt sich mit dem Brüllen der Löwen, die der Blutgeruch und Hunger in Wahnsinn versetzt. Was sind schon Gladiatorenkämpfe anderer Städte. Wer von den Gladiatoren diesen Tag überlebt, den sparte man, für das Gemetzel am anderen Tage auf. Vierhundert wurden an einem einzigen Tag abgeschlachtet, verkündet man am Ende des ersten Durchgangs stolz. Ist das nicht der Beweis, das Rom über allem herrscht. Das Ende für die Kämpfer ist immer der Tod, für uns ist es eine Feier bei einem Sponsor der Spiele. Es wird noch Tage lang, Gladiatorenkämpfe geben, sowie eine Zuteilung an Getreide, Öl, Schweinefleisch und Wein und für die Witwen gibt es 70 Denare obendrein. Morgen lässt Caesar seinen Merkurtempel auf dem Marsfeld weihen, sein zweites Geschenk an die Stadt, Merkur ist beliebt bei uns Plebejern.
Iulia betrinkt bei der Feier furchtbar und benimmt sich ziemlich daneben. Ich habe die ehrenvolle Aufgabe sie in der Nacht in ihr Domus zu bringen, ich habe mein altes Schwert umgeschnallt. Wir laufen die Clivus Patricia hoch. Die Frau ist sturzbetrunken und klammert sich an meiner Schulter fest und erzählt mir alles über ihr angespanntes Familienverhältnis. Caesar war selten zu Hause, er ist ein Fremder für sie.
Der Geruch des Blutes bei den Spielen hat sie in Stimmung gebracht. Kaum zu Hause reißt sie mir die Kleidung vom Leib und wir versinken in eine dunkle Lust, befeuert vom Wahnsinn der Arena.
Nachdem ich Iulia, der Tochter Gaius Iulius Caesars zu gefallen war, erwache ich am Morgen, mit Kratzern verziert, als hätte ich in der Nacht mit einem Löwen gerungen. Angezogen und zurecht gemacht erscheint sie im Schlafgemach und sieht sich meinen Körper zufrieden an.
»Lese die Acta diurna, dann geht es dir besser«, meint sie und wirft sie mir in die Hände. Ich starre auf das, vom Caesar eingeführte Nachrichtenbulletin. Die acta berichtet über die Verhandlungen des Senats und den Klatsch, Vorzeichen und sensationelle Kriminalfälle.
»Senator Flavianus ist erschlagen worden, geschieht ihm recht«, sag ich mit dem Gefühl, das die Welt manchmal gut ist.
Flavianus war ein Denunziant. Unter Dictator Sulla, als er die blutigen Proskriptionen durchführte, erhielten die Denunzianten sieben Prozent vom Besitztum des Opfers Sullas. In der Zeit ist Senator Flavianus zu seinem sagenhaften Reichtum, Blutgeld gekommen. Ich unterbreche kurz die gute Laune Lektüre und trinke meinen mit Wasser verdünnten Wein. Im Rest der acta steht nichts außer den militärischen Erfolgsmeldungen.
»Im Moment kann mir der Senat gestohlen bleiben und der Erfolg der XII Legion auch«, beschwere ich mich.
»Nicht der Krieg gegen die Alboringher, Decimus«, schimpft Iulia und setzt sich neben mich. Sie tippt mit dem langen roten Fingernagel auf eine Zeile im Papyrus.
»Das.«