Menosgada. Werner Karl

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Menosgada - Werner Karl

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weil er die Frauen zur Eile auffordern wollte. Als er aber ihre Gesichter sah und gleichzeitig wirklich den Geruch von Rauch wahrnahm, ließ er die Fangleinen sinken. Das Entsetzen in den Augen der Frauen, ihre zu starren Säulen verkrampften Körper und ihr offensichtliches Unvermögen Angst- oder Hilferufe auszustoßen, ließen ihm selbst die Gänsehaut aufsteigen und sich langsam wieder umdrehen.

      Zunächst sah er den Grund für ihr Verhalten nicht und vermutete schon, dass sie ihm einen Streich spielen wollten.

      Doch dann sah er ihn.

      Den Schatten am anderen Ufer.

      Seine Arbeit mit dem Netz hatte den jungen Fischer abgelenkt, denn der Schemen stand in gerader Linie dort, wo sein Blick gelandet wäre, hätte er nicht aufs Wasser gesehen.

      Zwischen den Bäumen ragte ein Wesen auf, das er erst auf den zweiten Blick als Pferd und Reiter erkannte. Wobei erkennen nicht der richtige Ausdruck war. Das dunkle Wabern hatte keine festen Konturen. Nur die groben Umrisse formten ein riesiges Streitross und einen ebenso mächtigen Krieger, der auf ihm saß. Auf dem Kopf drohte ein Helm, finster wie die Nacht, zwei große Hörner krümmten sich zu beiden Seiten nach unten.

      Der junge Fischer schluckte und konnte fast nicht atmen. Mit jedem Heben und Senken seiner Brust wurde der Brandgeruch stärker, der über den See wie ein unsichtbarer Vorbote kroch. Doch die Gestalt brannte nicht.

       Woher kommt also der Qualm?

      Als hätte der Krieger seinen Gedanken vernommen, glommen plötzlich anstelle von Augen kleine Flammen in dem schwarzen Gesicht auf. Gelbe, züngelnde Lichter, die nicht Wärme versprachen, sondern Leid und Tod.

      Wieder schluckte der Fischer und fand endlich seine Stimme wieder. Aber anstatt eines Warnrufes verließ nur ein grauenvoller Schrei seinen Mund und er wandte sich zur Flucht.

      Nur weg vom See, dachte er und ahnte nicht, dass dies die einzige Chance gewesen wäre, sein Leben zu retten. Auch alle anderen um ihn herum nahmen die Flucht auf. Die erfahreneren und älteren Männer ahnten, dass sie es nie ins Dorf zurückschaffen würden. Also schnappten sie sich alles, was sie als Waffe benutzen konnten. Viel war es nicht. Zwei Jagdspeere, eine Handvoll Messer - eher zum Ausweiden von Beute gedacht, denn zum Kampf -, eine klägliche Anzahl von Äxten zum Baumfällen, dazu ein paar Heugabeln. Mehr nicht.

      Die Frauen und einige größere Kinder ließen alles stehen und liegen und flohen Richtung Dorf. Dort würden sie sicher die anderen Männer alarmieren. Doch auch sie waren nur Bauern und Handwerker, keine Krieger.

      Die Männer am See wussten dies und formierten sich in einer Linie, ängstlich ihre kümmerlichen Waffen umklammernd.

      Die Gestalt am anderen Ufer schien dies aus flammenden Augen zu beobachten und rührte sich erst, als einer der Männer einen als kämpferisch gedachten Ruf ausstieß, dem sich die anderen ebenso erfolglos anschlossen.

      Es war für sie grässlich mitanzusehen, wie sich nun Pferd und Reiter bewegten. Kein Hufschlag war zu hören, kein Schnauben aus hinter finsteren Schwaden sich blähenden Nüstern. Nur ein Fauchen wie aus einem Blasebalg, der ein Feuer anfachte. Anstelle von Waffengeklirr drang ein schreckliches Knistern zu ihnen, das sich anhörte als würden Scheiterhaufen zusammenrutschen und zu Kohle verbranntes Fleisch sich in unsagbarer Qual bewegen. Sie konnten nicht ahnen, dass sie damit der Wahrheit sehr nahe gekommen wären. Mit fliehenden Sprüngen schoss das Pferd um den See herum, peinlich den Abstand zum Wasser wahrend. Als das schreckliche Paar die Hälfte des Sees umrundet hatte, zog der Reiter eine Klinge. Noch nie hatte einer der Kelten des Dorfes eine abscheulichere Waffe gesehen.

      Lang und mit breiter Klinge aus pechschwarzem Eisen. Beide Kanten zeigten eine Vielzahl von Kerben, die von häufigem Gebrauch kündeten. Aber das war noch nicht das Schlimmste an ihr. Dies waren die Flammen, die heftig loderten und Schwaden beißenden Rußes von sich stießen. Der Reiter hielt die Waffe lässig in seiner Rechten und setzte – ob nun mit Unbedacht oder voller Absicht – einen Baum nach dem anderen in Brand. Die Spur aus brennenden Bäumen schuf ein feuriges Gegenstück zur Sonne, die nun den See in blutrotes Licht tauchte.

      Die Männer sahen es als böses Omen an.

      Und hatten Recht damit.

      Drei der Bauern wandten sich zur Flucht, als der Krieger sie erreichte, ein anderer stand still und pisste sich ein. Dann trennte ein flammender Hieb seinen Kopf von den Schultern und er sackte in seine eigene Pisse. Zwei Holzfäller hackten nach der Stelle, an der sie ein Bein des Reiters vermuten durften. Denn sehen konnten sie es nicht. Alles nur schwarz und verschwommen. Rasende Schatten, die den Tod mit jedem Streich verteilten. Die Bauern und Handwerker fielen wie Halme unter der Sichel. Keiner hatte auch nur den Hauch einer Chance, den dunklen Krieger zu verletzen, geschweige denn, ihm eine tödliche Wunde zuzufügen.

      Der junge Fischer starb als letzter und seine gebrochenen Augen starrten den fliehenden Frauen und Kindern hinterher, die allesamt Bekanntschaft mit der Feuerklinge machten.

      Die anderen Dorfbewohner hörten zwar ein paar Schreie aus der Ferne. Aber bis sich einige entschlossen, zum See zu eilen und dort nach dem Rechten zu sehen, war der schwarze Krieger schon da. Er brauchte für das ganze Dorf gerade so lange, bis die Sonne endgültig versank und das gnädige Tuch der Nacht über das Gemetzel fiel.

      Ein Junge war in die Nacht gerannt und wollte zu seinem kleinen Boot am Fluss fliehen. Er erreichte es zwar, doch dem Reiter entkam er nicht …

      Kapitel VIII: Im Tal des Menos

      Der Fluss strömte ruhig durch sein Bett, das in sanften Mäandern die Landschaft durchzog. Die Windungen verursachten daher nur ein leichtes Sprudeln des Wassers. An drei, vier Stellen sah Arwed nahe dem Ufer Steine aus den gemächlichen Fluten ragen. Beide Ufer waren dicht mit Sträuchern und Büschen bewachsen. Erst einige Schritte entfernt davon ragten kleinere und mittelgroße Bäume empor, deren dichtes Laub nur wenig Licht durchdringen ließ.

      Wäre nicht der leblose Körper gewesen, der sich in einem weit ins Wasser ragenden Gestrüpp verfangen hatte, hätte nichts friedlicher sein können als der ruhig dahinfließende Fluss und die Stille des Waldes. Selbst die Vögel schienen die Leiche zu bemerken, denn anstelle fröhlichen Gezwitschers, erklangen nur ab und an zaghafte Rufe, die auf den Germanen fragend, ja, fast eingeschüchtert wirkten.

      Er hatte kaum den Saum des Flussufers erreicht gehabt, als er den dümpelnden Körper entdeckt hatte. Sofort hatte er sein Pferd angehalten.

      Jetzt erfolgte sein Griff an den Schwertknauf rasch und kontrolliert, während sein Blick nach allen Seiten ging und nach Auffälligkeiten suchte. Je länger er den Wald mit seinen Augen zu durchbohren schien und mit angehaltenem Atem lauschte, desto heftiger schlug sein Herz. Aber nichts rührte sich. Schließlich verlangten seine Lungen wieder nach Luft und seine Brust hob und senkte sich in kräftigen Zügen.

      Nicht, dass ihn der Anblick einer Leiche an sich so erregte. Nein, davon hatte er in seinem Leben schon mehr als genug gesehen. Das, was ihn so erregte, war die geringe Größe des toten Körpers. Und nachdem Arwed nicht wie viele andere Germanen an Zwerge oder Kobolde glaubte, blieb nur eines übrig: Die Leiche war die eines Kindes.

      Er band sein Pferd an einem Baum fest und überlegte, ob er noch seinen Schild nehmen sollte. Aber der Wald blieb so ruhig wie zuvor. Er hatte oft genug diese besondere Art von Stille erlebt, die Hinterhalte schon verriet, bevor sich ein Feind auf ihn stürzen konnte.

      Die Vögel scheinen mein Auftauchen mit dem Tod des Kindes gleichzusetzen,

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