Menosgada. Werner Karl

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Menosgada - Werner Karl

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obwohl er wusste, dass sie sie ebenso kannte wie er, »geschieht ein großes Unglück.«

      Kapitel VI: Neue Kraft

      Die Höhle lag tief im Berg und hatte eine Größe, die fünfzig Pferden samt Reitern genug Platz geboten hätte. Aber es befand sich nur ein Körper darin, der wie tot in ihrer Mitte lag. Kein noch so dünner Lichtstrahl drang durch das weit oben liegende kleine Loch, das mit allerlei Gestrüpp und Wurzelwerk fast vollständig zugewachsen war. Schon lange hatte in dieser Höhle kein Feuer mehr gebrannt und somit auch kein Bedarf an einem funktionierenden Rauchabzug bestanden. Tatsächlich war es in der Kaverne finster wie in einer sternenlosen Nacht.

      Draußen wogten seit Tagen dunkle Regenwolken und ständig tropfte und rieselte es an einigen Stellen in die Höhle, vereinigte sich spärliches frisches Wasser mit stinkenden Pfützen. Der Geruch von Moder und Schimmel erfüllte die Luft, die einen lebenden Menschen hätte nach Atem ringen lassen.

      Würmer, Asseln und kleine Molche huschten umher, suchten Nahrung und Deckung. Hier unten hatten sie eine Zuflucht gefunden, in die sich keine Maus, kein Vogel oder ein anderer Fressfeind verirrte. Tausendfüßler marschierten wirr durcheinander, krabbelten über abgestorbene Pflanzenreste und zerfallendes Holz, das wohl einmal als Brennholz hätte dienen sollen. Fledermäuse hingen an vielen Stellen an der Felsendecke und schliefen. Nur ab und an raschelte es verhalten, wenn sich ein Tier bewegte.

      Ohne erkennbaren Anlass durchfuhr ein leichtes Zittern das dunkle Bündel am Boden, das auf einer leichten Erhöhung trocken da lag. Der Körper, der von einem fast nachtschwarzen Umhang eingehüllt wurde, erbebte für einige Augenblicke. Entweder war die Quelle, aus der sich die Bewegung genährt hatte, zu weit entfernt oder sie war nicht von der Art beschaffen, dass sie den Körper hätte vollständig erwecken können. Für kurze Zeit lag die Gestalt wieder so regungslos da wie zuvor.

      Doch das Schicksal … oder dunkle Mächte meinten es gut mit der Gestalt.

      Hatten sich bei der ersten Bewegung nur eine Handvoll der auf ihm liegenden Insekten rasch davon gemacht, so stoben nun ganze Scharen in die Dunkelheit, als die Kreatur sich erneut, und dieses Mal heftig, aufbäumte. Ein Stöhnen klang auf, als würde ein Mahlstein langsam über einen großen Unterstein gezogen werden. Arme erhoben sich unter dem dreckigen Gewand und sanken erneut nieder. Aber die Kreatur verfiel nicht wieder in die Starre, die sie seit vielen Jahren umfangen hatte, sondern verhaltenes Heben und Senken der Brust offenbarte, dass sie wirklich erwacht war.

      Trotzdem blieb sie liegen, wohl noch zu schwach, nach so langer Zeit.

      Dann durchfuhr sie ein drittes und viertes Mal eine ferne Kraft, schwächer als die zuvor, aber genug, um sich mit dem Oberkörper aufzurichten. Staub und Getier fielen herab, trockene Blätter und leere Panzer von toten Käfern. Hätte es einen Beobachter gegeben, der zu seinem Glück oder Unglück über eine Lichtquelle verfügt hätte, so hätte er sich nun gewünscht weit, weit entfernt zu sein.

      Der Körper trug nicht nur ein finsteres Gewand, sondern auch einen metallenen Helm, dessen Vorderseite Schlitze in Form eines Kreuzes besaß. Geheimnisvolle Ornamente und Schriftzeichen säumten die Schlitze und Lücken, durch die ein Mensch hätte blicken können.

      Und dahinter …

      … lagen dunkle, augenlose Löcher wie ein finsteres Abbild der Höhle selbst. Dünne Fäden, die einmal Haare gewesen sein mochten, ragten unter dem Helm hervor. Bleiche Zähne und ein Schlund - ohne Lippen oder Zunge - öffneten sich zu einem freudlosen Lächeln. Zwei Hände, eher Krallen, erhoben sich. Der Stoff rutschte nach unten und gab Finger preis, die weder Haut noch Fleisch besaßen. Nur dünnes Gebein mit Fingernägeln, die in spitzen Klingen endeten, eisernen Fortsetzungen, die ohne Halt an den Knochen klapperten.

      Die Gestalt führte eine dieser schrecklichen Hände vor das fehlende Gesicht, so als könne sie auch ohne Augen und in völliger Dunkelheit sehen. Und tatsächlich glommen winzige Lichter in den leeren Augenhöhlen auf … gelb … giftig wie Schlangen … böse funkelnd und langsam heller werdend.

      Vier sind gestorben … rasch hintereinander, darunter ein Kind, dachte die Gestalt erfreut und verzog grausam seinen Mund. Endlich … endlich bin ich wieder erwacht.

      Seinen Namen kannte wohl längst niemand mehr, denn es mussten viele Jahre vergangen sein, seitdem er in die Höhle eingeschlossen worden war. Vielleicht kannten die Menschen noch die Legende vom Alten Mann im Berg oder die von dem Schwarzen Druiden, der er einst gewesen war.

      Aber nun war er erwacht und würde alles tun, um nicht noch einmal so lange ruhen zu müssen. Und auch seinen Namen würden sie wieder lernen … ihn fürchten und mit zitternder Stimme flüstern … oder schreien, wenn sie starben.

      »Mahiman!«

      Das Wort stieg wie kalter Hauch aus seiner Kehle, jede Silbe wie ein trockenes Schaben über verwitterten Stein.

      Als sich ihm eine Schlange näherte und an einem Bein entlangkroch, begrüßte er sie mit einem leisen Zischen.

      »Komm her, meine Freundin!«, befahl er ihr und sie ringelte sich in seinen Schoß hinein. »So sind wir wieder vereint. Ich werde dafür sorgen, dass sie uns füttern werden … dich mit Fleisch … und mich mit ihren Seelen.«

      Während er die Schlange streichelte, murmelte er uralte Worte, die sich zu einem schwarzen Schemen verdichteten und grob die Gestalt eines Mannes annahmen. Als Mahiman verstummte, sprach der Schemen mit kaum wahrnehmbarer Stimme.

      »Was befiehlst du, Meister?«

      »Geh hinab in das nächste Dorf und töte alle, die du dort findest! Lasse niemanden entkommen! Und achte auf ihre Kinder, sie verstecken sich in allen möglichen Löchern. Ganz besonders verlange ich ihren Tod.«

      »Ganz wie du es wünscht, Meister«, sagte der Schemen und ging auf unsichtbaren Füßen davon.

      Kapitel VII: Der Tod ist schwarz

      Der Fischer war noch jung, vielleicht 16 oder 17 Sommer alt, aber er warf das Netz schon mit geübtem Schwung in den See. Mit Genugtuung verfolgte er dessen Flug und die perfekte Ausbreitung. Mit leisem Klatschen fiel es ins Wasser und sank – von ein paar kleinen Gewichten gezogen – rasch nach unten. Er wartete nicht lange, sondern zog mit gleichmäßigen Bewegungen an den Leinen, um das Netz unter Wasser zu schließen, langsam wieder nach oben und zu sich ans Ufer zu ziehen. Das zunehmende Gewicht verriet ihm, dass er einen guten Fang machen würde.

      Zwei Frauen standen hinter ihm mit Körben bereit, um die Fische aufzunehmen und gleich, nachdem sie erstickt waren, mit dem Ausnehmen und Einsalzen beginnen zu können. Einen Teil würden sie aber für das heutige Abendessen behalten und am offenen Feuer rösten. Er glaubte den Geruch des abendlichen Feuers bereits jetzt riechen zu können, als er das Netz zur Hälfte aus dem Wasser gezerrt hatte, so freute er sich über den erfolgreichen Fang.

      Die Sonne stand zwar noch am Himmel, aber der Tag war schon weit vorangeschritten. Er blickte zum Horizont und schätzte, dass er noch zwei oder drei Würfe schaffen könnte, bevor die Sonne hinter dem Waldrand verschwinden würde.

      Rings um ihn zeigten auch andere Dorfbewohner, dass sie mit ihrem Tagwerk zu Ende kamen und manche luden schon geschlagenes Holz auf Karren, schöpften noch einmal ihre Krüge voll Wasser und wechselten frohe Sprüche mit den anderen, die noch nicht soweit waren.

      Der Fischer stemmte

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