Willenbrecher. K.P. Hand
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Und genau da lag das Problem der Gesellschaft, oder?, fragte sie sich, als er sie vorsichtig in die Mitte des Raums schob. Viele hatten Vorurteile, glaubten, dass man den Menschen das Böse ansehen konnte. Vermutlich wurde gerade Monas Nachbar verhört, der aussah wie ein typischer Sonderling. Jemand, der immer für sich blieb und aus dem Fenster starrte, wenn junge Mädchen daran vorbei liefen. Er stotterte, wenn man ihn ansprach, war sehr schüchtern und ängstlich. Er wurde schon einmal verhört, als ein Mädchen für mehrere Tage verschwand. Die zehnjährige tauchte allerdings von selbst wieder auf. Sie war weggelaufen, wegen eines Streits mit ihrem Vater. Monas Nachbar wurde seither trotzdem gemieden, obwohl er unschuldig war.
Bestimmt wurde er erneut verhört, bestimmt hieß es, er habe sie verschleppt, missbraucht und ermordet, während sie tatsächlich vom neuen Schönling der Stadt festgehalten wurde.
Sie konnte sich also nicht auf die Gesellschaft verlassen, doch sie war sich sicher, dass die Polizei sie finden würde. Aber das war kein Trost für sie. Denn ihr Entführer hatte recht gehabt. Bis man sie fand und rausholte, würde sie so kaputt sein, das ein normales Leben nicht mehr möglich sein würde.
Wollte sie das?
Sitzung um Sitzung bei einem Therapeuten um immer wieder zu erzählen, was geschehen war. Um immer wieder alles zu durchleben, während ihr Vater darauf wartete, das man sie reparierte, damit er sie zum nächsten Jobangebot jagen konnte, damit er sie los wurde?
»Steig hier rein!«, riss ihr Entführer sie aus ihren Gedanken.
Mona blinzelte überrascht, dann blickte sie nach unten und erkannte eine niedrige Metallwanne mit Wasser.
Das hatten die Männer also herein getragen.
»Hier. Ich helfe dir. Nimm meine Hand.«
Mona ergriff erneut seine Hand und hob einen Fuß, um über den Wannenrand zu steigen. Das Wasser darin war angenehm warm. Am liebsten hätte sie sich aufseufzend hinein fallen lassen. Aber den Befehl dazu hatte sie nicht erhalten. Also stieg sie lediglich hinein und blieb stehen. Das warme, klare Wasser reichte ihr bis zur Hälfte ihrer Waden. Die Wanne war also nicht groß genug um darin ein ordentliches Bad nehmen zu können.
»Streck die Arme seitlich aus.«
Monas Blick war auf das Wasser gerichtet, als sie dem Befehl nachkam. Und genau dort würde sie auch weiterhin hinstarren. Sie wusste, was er vorhatte und wollte es nicht sehen.
Er tunkte einen Schwamm ins Wasser, dann erhob er sich und begann, sie zu waschen.
Mit ihren Händen und Armen fing er an, von links nach rechts. Mona schloss bei der ersten Berührung die Augen. Sie war froh, dass er einen Schwamm benutzte und nicht seine Hände. Das Wasser fühlte sich geradezu himmlisch an. Sie hätte gerne einen zufriedenen Ton ausgestoßen, verkniff es sich aber.
»Gut, oder?«, fragte er ohne sie aufzufordern, es zu bestätigten. Er umrundete sie und begann vorsichtig, ihren Rücken zu waschen. Die Wunden brannten wie Feuer, als erstes Wasser darüber lief.
»Ich muss gestehen, dass ich froh bin, dich belohnen zu dürfen«, sagte er dabei. »Die Wunden müssen gewaschen und verarztet werden, damit sich nichts entzündet. Glaub mir, es sieht vielleicht nicht so aus, aber ich will dich nicht unnötig leiden lassen.«
Mona glaubte ihm das nicht. Er hatte sie bestimmt nicht herbringen und einsperren lassen, um sie in Watte zu packen. Er hatte sie bestrafen wollen und es hatte ihm Spaß gemacht, das wusste sie.
Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als der Schwamm ihren Rücken hinunter fuhr und sie an intimeren Stellen wusch.
»Ruhig«, sagte er auf ihre Reaktion hin. »Ich habe nicht vor, dich jetzt zu ficken, ich will dich lediglich waschen.«
Dass er ihr nicht einmal erlaubte, sich selbst zu waschen, zeigte, wie krank er wirklich war. Nichts durfte sie selbst tun, wenn er es nicht erlaubte. Mona hätte gerne über diese Kontrollsucht ihren Kopf geschüttelt. Wer hätte gedacht, dass es wirklich Menschen gab, die Freude daran hatten, einen anderen auf grausame Art zu unterwerfen?
Es gab natürlich Menschen, die im Rahmen verschiedener Rollenspiele darauf standen. Daran gab es auch nichts auszusetzen, sofern beide Parteien damit einverstanden waren. Mona hatte diese Praktiken mit ihrem Freund Dennis des Öfteren selbst versucht. Die harmlosen Varianten, wenn man ans Bett gefesselt wurde und einen kleinen Klaps mit einer Peitsche bekam. Aber was hier mit ihr gemacht wurde, war echte Unterwerfung. Gegen ihren Willen!
Und wieder musste sie sich naiv schimpfen. Wie oft sie Dennis darum gebeten hatte, sie im Bett richtig zu dominieren, jetzt tat es jemand mit ihr und sie hatte noch nie etwas Schlimmeres erlebt.
Er ging um sie herum und trat vor sie, nun wusch er ihre Vorderseite. Ihren Hals, ihr Dekolletee, unter ihren Achseln ... ihre Brüste ...
Mona begann zu zittern. Teils aus Angst und Abscheu und teils aus Schmerz, weil sie ihre Arme nicht mehr oben halten konnte.
Plötzlich hörte er auf und erkannte: »Du hast Angst vor mir!«
Natürlich hatte sie Angst vor ihm! Das war doch genau das, was er beabsichtig hatte!
»Oh, das ist nicht gut«, hörte sie ihn sagen.
Verwundert schielte sie zu ihm auf.
Er warf den Schwamm in die Wanne und ging an ihr vorbei. »Du sollst nicht mich fürchten, sondern die Strafe! Mich sollst du respektieren.«
Haarspalterei, dachte Mona. Er führte die Strafen aus, also hatte sie Angst vor ihm!
Er kam zurück und erlöste sie mit den Worten: »Du darfst die Arme runter nehmen.«
Mona verkniff sich einen erleichterten Laut und ließ ihre Arme fallen.
Mit einer Zigarette setzte er sich auf einen Stuhl, den er einen Meter vor ihr abgestellte. Er zündete sich die Kippe an und legte den linken Fuß über das rechte Knie. Dann begann er im Plauderton zu erzählen: »Zwischen Respekt und Angst besteht ein himmelweiter Unterschied. Das hat mein Pflegevater mir immer gesagt. Wir hatten mal einen Hund. Einen Mischlingsrüden. Ein wirklich sturer Bock. Egal, was ich sagte, er hörte nicht auf mich. Außerdem hatte er einen stark ausgeprägten Sexualtrieb. Er juckelte auf allem herum, was ihm ins Blickfeld fiel. Andere Hunde, Menschenbeine, Katzen, Sofaecken, Kopfkissen, Kuscheltiere und sogar Autoreifen, wenn sie erreichbar waren.«
Mona sah ihn an und hatte keine Ahnung, warum er ihr das erzählte oder worauf er überhaupt hinaus wollte. Aber sie untersagte es sich, zu fragen.
Er zog an seiner Zigarette und stieß Qualm aus. »Jedenfalls wollte ich ihn erziehen. Aber egal wie ich ihn bestrafte, er kapierte es nicht. Die Strafen wurden härter, weshalb der Köter doch tatsächlich irgendwann Angst vor mir hatte.«
Mona konnte es dem Hund nachfühlen.
»Meinen Pflegeeltern entging das nicht. Deshalb setzten sie sich mit mir zusammen und erklärten mir den Unterschied zwischen Respekt und Angst. Und, dass ich den Hund lehren musste, die Strafe zu fürchten, mich hingegen sollte er als seinen liebenden, gnädigen Besitzer ansehen. Meine erste richtige Lektion in Sachen Unterwerfung! Denn, wie du dir sicher schon gedacht hast, funktioniert das