Merveille du monde - Das Geheimnis der zweiten Welt. Yvonne Tschipke

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Merveille du monde - Das Geheimnis der zweiten Welt - Yvonne Tschipke

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die angenehme Stille. Es war Ninas Handy. Zum vielleicht hundertsten Mal an diesem Nachmittag. Tara verdrehte die Augen. Nina zuckte entschuldigend die Schultern. „Sorry, das ist Titus. Er will sicher wissen, wann ich endlich komme. Wir wollen noch ins Kino.“ Sie lief auf die andere Seite der Hütte und Tara konnte sie minutenlang ins Telefon schmachten hören.

      Während sie so vor der Hütte stand und darauf wartete, dass Nina zurückkam, erinnerte sich Tara seltsamerweise an ihren Traum der vergangenen Nacht. Wie war das doch gleich? Da hatte sich die Tür gerade in dem Augenblick geöffnet, als sie gestolpert war. Ob sie mal ...? Tara kam es ziemlich bescheuert vor, sich vor der Hütte auf die Knie zu schmeißen. Aber falls Nina dann mal irgendwann fertig war mit ihrem verliebten Gequatsche und zurück kam, konnte sie ihr ja sagen, dass sie nur gestolpert war. Denn die würde das sicher auch ziemlich verrückt finden.

      Langsam ließ sich Tara vor der Tür auf die Knie gleiten. Sie musste unwillkürlich schmunzeln bei dem Gedanken, wie das wohl aussehen mochte – sie, auf allen Vieren, mitten im Wald.

      Doch auf einmal hörte sie ein leises Knarren. Tara blieb wie versteinert am Boden hocken und sah sich unsicher um. Auf der anderen Seite der Hütte hörte sie Nina sprechen. Das Rauschen, das ihr schon die ganze Zeit über in den Ohren geklungen hatte, wurde mit einem Mal stärker und stärker. Es schien fast so, als würde ein Sturm aufziehen, dabei bewegten sich die Äste und Blätter der Bäume kaum.

      Dann wurde es mit einem Mal hell. Ein gleißender Lichtstrahl schoss Tara entgegen.

      Sie war offen, die Tür war tatsächlich offen. Vorsichtig kroch Tara, noch immer auf allen Vieren, auf die Hütte zu. Sie erreichte den Eingang und richtete sich vorsichtig auf. Denn die Tür war nun so groß, dass das Mädchen bequem hindurch gehen konnte.

      „Sorry, Tara, aber Titus ... Tara? Tara! Wo bist du denn? Sei doch nicht gleich beleidigt, nur weil ich mal kurz telefoniert habe. Taaaraaa!“

      Kapitel 5

      Es war wie in einem Traum.

      Wo um alles in der Welt war sie? Und wie war sie hier her gekommen?

      Alles, woran Tara sich noch erinnern konnte, war ein Tunnel voller Licht, durch den sie gegangen war. Zuerst glaubte sie, er hätte kein wirkliches Ende. Es schien ihr fast so, als würde sie wie in einem Traum laufen und laufen und doch nicht von der Stelle kommen. Doch dann war das Glitzern des Lichtes mit einem Mal dunkler geworden – normal sozusagen. Als hätte jemand die Bühnenscheinwerfer ausgeschalten. Und auch das starke Rauschen, das Tara auf ihrem Weg durch den Tunnel begleitet hatte, war verklungen.

      Zögernd sah sie sich um.

      Tara stand mitten in einem hellen, lichtdurchfluteten Zimmer.

      An einer Wand stand ein Bett. Tara atmete tief ein. Der frische blumige Duft der kunterbunten Bettwäsche erfüllte den gesamten Raum.

      An der anderen Wand gegenüber stand ein Kleiderschrank mit einem großen Spiegel, in dem Tara sich selbst sah – nass geregnet und mit großen verwunderten Augen.

      Sie entdeckte zwei Regale mit Büchern. Während ihre Finger versonnen über die Buchrücken wanderten, streiften Taras Augen langsam die Poster von Musikern und Schauspielern, die sie von den Wänden anlächelten. Komisch – es waren dieselben, wie sie auch in ihrem Zimmer hingen. Ohne Frage – sie stand hier im Zimmer eines Mädchens.

      Auf dem Schreibtisch am Fenster flimmerte ein Computerbildschirm. Wieso lief der PC? War die Bewohnerin des Zimmers nur kurz weg gegangen? Was, wenn sie gleich zurückkommen und Tara hier vorfinden würde? Würde sie sich nicht fragen, was diese Fremde hier in dem Zimmer zu suchen hatte. Vielleicht sollte sie am besten schleunigst wieder verschwinden.

      Trotzdem hockte sich Tara auf den Fußboden und ließ ihre Finger gedankenverloren über den hellen flauschigen Teppich gleiten. Irgendwie fühlte sie sich hier wohl, warum auch immer das so war. Vielleicht lag es daran, dass es hier so gut duftete. Dass es so sauber war, so gemütlich.

      Langsam drehte sich Tara zu der Tür um, durch die sie in dieses Zimmer gekommen war. Nichts erinnerte mehr an den Minieingang der Hütte. Tara sah eine große gläserne Tür. Sie schlich auf Zehenspitzen – um keine unnötigen Geräusche zu machen – dorthin und starrte durch das Glas. Aber zu ihrem Erstaunen war da kein Tunnel. Alles, was sie sah, war der Wald, die Felsen, das stachlige Gebüsch. Und sie sah Nina, die mit entsetztem Gesicht suchend auf und ab lief. Blitzschnell drehte Tara sich wieder um. Aber es war noch immer da: das helle, große, gemütliche Zimmer. Langsam bewegte sie ihre rechte Hand zum linken Arm. Wie in Trance kniff Tara sich selbst. „Autsch!“ Nein, sie träumte nicht – ganz und gar nicht. Das hier war absolut wahr, wirklich echt. Wie auch immer das sein konnte.

      Aber – wer wohnte hier? Und wie war sie hier hergekommen? Durch die Tür der Hütte, das wusste sie. Aber wie, fragte sie, konnte das passieren? Ein Traum, das musste ein Traum sein.

      „Tara? Bist du oben?“ Plötzlich schallte eine Frauenstimme bis in das Zimmer. Das Mädchen erschrak. Wer war das? Und überhaupt – woher kannte die Frau ihren Namen? Blitzschnell drehte sich Tara um und ging wieder zum Eingang.Sie wollte gar nicht wissen, was passierte, wenn diese Frau sie hier vorfinden würde. Wahrscheinlich würde sie Tara für eine Einbrecherin halten. Noch ein letzter Blick in das große helle Zimmer, dann öffnete sie die Tür schob sich nach draußen, noch bevor die andere Tür geöffnet wurde und eine Frau ins Zimmer trat.

      Kapitel 6

      Tara stand wieder mitten im Wald bei den Drachenfelsen. Hinter ihr war die kleine alte Hütte. Es nieselte immer noch.

      Verwundert sah sie sich um. Komisch, dachte sie, auf ihrem Weg zurück war der Tunnel alles andere als hell. Je näher sie dem Wald gekommen war, umso dunkler wurde es um sie herum. Und je näher sie dem Wald gekommen war, umso dunkler wurde es auch wieder in ihr.

      Es hatte sich für Tara angefühlt, als wäre sie stundenlang unterwegs gewesen. Dabei waren wohl tatsächlich nur einige Sekunden vergangen.

      Tara schüttelte sich, fast so als könnte sie dabei all die wunderbaren und doch so seltsamen Eindrücke der kurzen vergangenen Zeit abschütteln. Und all die Angst, die Zweifel, die Trauer, die Wut. Ja, sie war traurig und wütend, weil all das nur ein wunderbarer Traum gewesen sein schien.

      „Tara?“ Plötzlich stand Nina neben ihr. „Wo warst du? Ich bin hier vielleicht fünfzehn Mal um die Hütte herum gerannt, aber du warst nirgends zu sehen. Warum hast du nicht geantwortet, als ich dich gerufen habe?“ Tara konnte an Ninas Tonfall hören, dass ihre Freundin ziemlich sauer war.

      „Ich ... ich war doch hier“, log Tara. Naja, es war ja nicht ganz gelogen. Obwohl sie es selbst noch gar nicht so richtig glauben konnte, dass sie tatsächlich weg gewesen sein musste.

      „Von wegen. Ich hab dich überall gesucht. Ich bin ein paar Mal um diese blöde Hütte gelaufen, aber du bist nirgends gewesenWarum hast du dich vor mir versteckt?“ Nina sah Tara mit ihrem besten Schmollmund an. „Ich denke mal, für`s Versteckspielen sind wir schon ein bisschen zu alt, oder?“

      Tara nickte nur. Was hätte sie denn sonst sagen sollen? Dass sie durch die Tür in die Hütte hinein gekommen war? Dass sie plötzlich wie durch ein Wunder in einem großen hellen Raum gestanden und eine Frau sie bei ihrem Namen gerufen hatte? Nina würde sofort einen Krankenwagen bestellen und Tara in die Klapsmühle bringen lassen.

      Tara

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