Final - Tanz. Jürgen Ruhr
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„Herrjechen, das sagtest du doch schon. Johni, das klingt so ... so ... romantisch. Ich bin der Sergio. Mit scharfen ‚Ser‘ und weichem ‚gio‘.“ Plötzlich hatte er zwei Gläser mit Sekt in den Händen und hielt mir eines davon hin. „Stößchen, lieber Johni. Auf eine gute und produktive Zusammenarbeit.“
Ich prostete ihm mit meiner Limonade zu und bevor die Situation peinlich werden konnte, nahm seine Frau ein Sektglas aus seiner Hand. „Willkommen in der Familie. Ich bin Jekaterina Krynow, ihr könnt mich ‚Jeka‘ nennen. Wie hat euch die wundervolle Vorführung gefallen? War es nicht einfach umwerfend?“
„Einfach grandios“, fiel Sergio ein und ich nickte.
„Super spitzenmäßig“, lobte ich. „Besonders der Entrechat. Diese Eleganz, diese Anmut. Ich hätte noch stundenlang zusehen können. Bravo Meister, mein besonderes Bravo.“
In diesem Moment erhielt ich von Birgit einen Stoß in die Seite. Ich nahm an, sie wollte mir damit mitteilen, dass ich es nicht übertreiben sollte.
„Ach Herrjechen, du verstehst aber etwas von echter Kunst. Am Ende warst du selbst einmal aktiv im Ballett? Wie herrlich, wie herrlich. Ein Künstler und wahrhaft talentierter coupeur.“
Ich musste ein wenig ratlos dreingeschaut haben, was Birgit veranlasste mir zuzuflüstern: „Coupeur ist Französisch und bedeutet so viel wie ‚Schneider“
Ich war heilfroh, als Sergio sich wieder seinen anderen Gästen zuwandte.
II.
Die Tage vergingen schnell, das Training hielt mich in Atem. Bernd ließ mich am Freitagvormittag noch einen Krav Maga Lehrgang für Polizisten abhalten, dann konnten Birgit und ich uns auf den Flug nach Paris vorbereiten. Die Kleine mit den bunten Haaren hatte immer fleißig teilgenommen und jetzt, auf dem Weg zur Dusche fragte ich sie: „Wie wär’s, Birgit, soll ich dich noch zum Mittagessen bei Curry-Erwin einladen, bevor es nach Frankreich geht? Du hast auch immer noch eine Probefahrt in meinem neuen Wagen ausstehen. Vielleicht kommt Christine ja auch mit.
„Zu Curry-Erwin?“ Birgit lachte. „Da kriegen mich keine zehn Pferde mehr hin. Wenn überhaupt, dann musst du mich schon in ein vernünftiges Lokal einladen. Aber heute habe ich leider keine Zeit, denn ich fahre nach dem Duschen nach Hause und packe noch die letzten Sachen für die Reise zusammen. Vielleicht solltest du das ebenfalls machen, anstatt dir den Bauch mit pappigen Pommes, ranziger Mayonnaise und muffigen Currywürsten vollzuschlagen. Und wenn sie dir dann wieder deinen Wagen abschleppen, kommst du am Ende auch noch zu spät zu Chrissi und dann kannst du zusehen, wie du nach Düsseldorf kommst. Du weißt doch, dass sie um halb zwei losfahren will?“
Ich nickte. Diesmal wollten wir nicht mit dem Zug nach Düsseldorf fahren, sondern Christine brachte uns mit dem Wagen zum Abfluggebäude. Wegen der langen Reise brauchten wir je zwei Koffer und der Transport im Zug wäre einfach zu umständlich geworden. Natürlich müsste ich pünktlich sein, denn meine Kollegin würde nicht auf mich warten. Ich begrub meine Pläne mit Curry-Erwin, obwohl ich ihm gerne von meiner Abreise nach Paris erzählt hätte. Zu Hause kochte ich mir schnell ein paar Nudeln und checkte mein Reisegepäck auf Vollständigkeit. Unsere Waffen mussten wir schweren Herzens bei Bernd im Safe lassen, doch die würden wir eh nicht brauchen. Hoffentlich.
Diesmal stand ich zeitig vor Christines Wohnungstür eine Etage unter meiner. Die beiden Koffer hatte ich hinter mir die Treppe heruntergezogen, schließlich verfügten sie an einer Seite über Rollen. Es polterte ziemlich laut und Sekunden später öffnete sich die Tür gegenüber und die alte Nachbarsfrau erschien im Rahmen. „Was machen sie denn für einen Lärm hier? Kennen sie nicht die Hausordnung? Jetzt ist Mittagsruhe und daran haben sie sich auch zu halten. Wer sind sie überhaupt?“ Dann fiel ihr Blick auf die beiden Koffer und sie schüttelte den Kopf: „Das geht nicht, sie können nicht einfach bei Frau Weru einziehen wollen! Ist das denn mit der Hausverwaltung abgesprochen?“
„Ich will nicht einziehen“, erklärte ich. „Außerdem wohne ich hier. Sie sollten mich inzwischen doch kennen.“
„Sie wohnen hier? Mit den Koffern im Treppenhaus? Das wird ja immer schöner. Wenn sie nicht sofort das Haus verlassen, rufe ich die Polizei!“
„Gute Frau“, versuchte ich sie zu besänftigen. „Ich bin der Mieter über Frau Weru, sie kennen mich doch. Mein Name ist Jonathan Lärpers.“
„So, so. Das soll ich ihnen glauben? Der Herr Lärpers sieht irgendwie anders aus. Der trägt nämlich so einen Vollbart.“
Ich nickte. Den Vollbart hatte ich mir vergangenes Jahr im Urlaub stehen lassen, aber schon nach kurzer Zeit wieder abrasiert. Vermutlich hatte die Frau mich noch mit Bart in Erinnerung.
„Den Bart habe ich abrasiert. Aber warten sie, Frau Weru kann das bestimmt aufklären.“ Ich klingelte bei Chrissi und lächelte der Nachbarin vielsagend zu.
Christine öffnete kurze Zeit später die Tür. „Jo...“, wollte sie sagen, doch die alte Frau kreischte dazwischen.
„Frau Weru, Frau Weru. Der Mann hier versucht in ihre Wohnung einzudringen. Er sagt, er wäre dieser Lärpers von oben, doch der hatte einen Bart, da erinnere ich mich genau dran.“
Christine lachte verschmitzt: „Gut, dass sie aufpassen. Ich kenne diesen Mann gar nicht. Und sie werden sehen, der will sich wohl nur hier einnisten, und Koffer hat der auch dabei! Das ist ja wirklich schrecklich!“
„Sag ich ja, sag ich ja“, keifte die Alte. „Zustände sind das hier, fürchterlich.“ Sie rauschte in ihre Wohnung zurück und schlug die Türe zu. Wir hörten noch, wie sie die Sicherheitskette vorlegte.
„Was war denn das?“, fragte ich meine Kollegin. „Wieso hast du ihr gesagt, dass du mich nicht kennst?“
Chrissi lachte und schloss die Tür hinter sich. „Die Alte nervt. Ständig kontrolliert sie alles und dauernd fängt sie mich im Treppenhaus ab. Dann tratscht sie stundenlang über die anderen Hausbewohner und lässt kein gutes Haar an denen. Du müsstest mal hören, was sie über dich so erzählt.“
„Was denn?“, fragte ich neugierig.
„Das erzähle ich dir später. Wir müssen los. Gib mir einen deiner Koffer, ich trag ihn mit runter. Birgit wartet bestimmt schon auf uns.“
Christine setzte uns pünktlich am Flughafen ab. „Wir können die Koffer aufgeben und zur Lounge durchgehen“, schlug Birgit vor. Jennifer hat alles per Internet erledigt, wir brauchen uns also um kaum noch etwas zu kümmern.“
„Moderne Welt“, kommentierte ich. „Dann mal auf ins Abenteuer.“
Birgit lachte: „Abenteuer. Na ja. Ich glaube nicht, dass irgendjemand unserem Tänzer etwas tun wird. Die Versicherung wird ein wenig zu voreilig gehandelt haben, als sie uns engagierten.“
„Aber es gibt ja auch noch den Aspekt mit dem Unfall“, gab ich zu bedenken. „Am besten wir packen unseren Ballett-Tänzer in Watte. Wieso hat er sich überhaupt dermaßen hoch versichert? Darüber sollten wir einmal nachdenken.“
„Ach Jonathan. Du machst dir vermutlich wieder einmal viel zu viele Gedanken. Pianisten versichern ihre Hände auch mit hohen Summen. Vielleicht hat unser Sergio einfach nur Angst, dass er seine