Final - Tanz. Jürgen Ruhr

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geht es nach dem Wochenende weiter ins schöne London. Sobald wir die genauen Termine haben - wir müssen uns ja nach dem Künstler richten - werden eure Tickets am Flughafen hinterlegt.“

      „Für wie lange ist die Tournee denn geplant?“

      „Die Tournee soll fünf Wochen dauern, von denen vier im Ausland verbracht werden. Die fünfte Woche, also eigentlich die erste Woche, findet hier in Deutschland statt. Sergio Palyska beginnt seine Auftritte nämlich am kommenden Mittwoch im Savoy Theater in Düsseldorf. In der Plastiktasche hinten in der Akte findet ihr eine Eintrittskarte für die Auftaktveranstaltung. So lernt ihr den Mann kennen und könnt euch ein Bild von seinem ‚Tanz des Flamingos‘ machen. Die Karten hat übrigens die Versicherung spendiert, wenn ihr euch bedanken wollt, dann bei denen.“

      Ich räusperte mich: „Es ist aber keine Pflicht, sich die Show anzusehen, oder? Ich bin nämlich nicht unbedingt ein Freund dieses ... dieses ... Herumgehopses.“ Fast hätte ich ‚schwulen Herumgehopses‘ gesagt, doch zum Glück hielt ich mich rechtzeitig zurück. Schließlich war Bernd selbst homosexuell und einmal mit mir im Bett gelandet, woran ich mich aber eigentlich nicht erinnerte. Damals begann meine Karriere als Privatdetektiv und ich hatte meinen Geburtstag mit viel zu viel Tequila gefeiert. Bernd fing mich damals auf, als ich vom Tisch fiel und brachte mich dann nach Hause. Morgens erwachte ich neben ihm, doch an das, was in der Nacht geschehen war, konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern ...

      Bernd lächelte: „Doch, das ist es. Ihr macht euch schick und genießt einen kulturellen Abend quasi auf Firmenkosten. Die Fahrtkosten jedenfalls übernehme ich. Außerdem möchte ich, dass Palyska sieht, dass ihr an seinen Darbietungen Interesse zeigt. Also, sei kein solcher Banause, Jonathan. Ballett kann wunderschön sein, denke doch einmal an ‚Schwanensee‘ zum Beispiel.“

      Ich dachte an Curry-Erwins Chicken Wings, die unter der dicken Schicht Mayonnaise in der Currysoße geschwommen hatten und ich musste unwillkürlich lächeln. Bernd deutete das falsch und meinte: „Na siehst du, jetzt freust du dich sogar auf den Abend. Ich wusste doch, dass wir dich gesellschaftsfähig bekommen!“

      Der Mittwoch kam schneller als erwartet und damit auch die uns von Bernd auferlegte Veranstaltung.

      Meinen Wagen hatte ich mit einiger Mühe und nach Zahlung der Strafe, sowie aller weiteren Kosten, wiederbekommen. Natürlich dachte ich nicht mehr an die von Erwin angerichtete Mayonnaise-Sauerei und meine Kleidung war schließlich mit Flecken übersät. Ich brauchte ganze dreißig Minuten, um das fettige Zeug von Lenkrad und Innentür zu wischen.

      Und die Lehrgangsstunden im Studio teilte ich mir mit Christine und es tat ganz gut, einmal wieder so intensiv Kampfsport zu betreiben. Birgit nutzte jede freie Minute und machte sehr gute Fortschritte.

      Doch jetzt stand ich vor dem mannshohen Spiegel in der Diele meiner Wohnung und betrachtete mich im Anzug. Ich war einigermaßen zufrieden. Christine, die eine Etage unter mir wohnte - sie war es auch damals gewesen, die mir diese Wohnung hier vermittelt hatte - würde Birgit und mich zum Bahnhof in Rheydt bringen. Ich wäre ja gerne mit meinem neuen Wagen nach Düsseldorf gefahren, doch mit dem Zug war es bequemer. Außerdem brauchte ich mir dann keine Sorgen um einen Parkplatz machen. Vom Hauptbahnhof aus würden wir bequem zu Fuß zu dem Theater gehen können, in dem der Auftritt dieses Balletttänzers stattfand.

      Es schellte an meiner Wohnungstür und ich öffnete überrascht. Christine lächelte mich an: „Was ist, Jonathan? Noch immer nicht fertig? Es wird Zeit, sonst verpasst ihr noch euren Zug.“

      „Der fährt doch alle halbe Stunde“, knurrte ich.

      Chrissi schüttelte den Kopf: „Dann kommt ihr am Ende noch zu spät zu der Vorführung. ‚Tanz des Flamingos‘, das hört sich doch recht nett an.“

      Birgit wohnte in der Nähe des Tierparks in Odenkirchen und die Kleine mit den bunten Haaren stand schon vor dem Haus. Sie trug einen bunten Rock und eine grellrote Bluse.

      „Meinst du, dass deine Kleidung angemessen ist?“, fragte ich mit einem schiefen Blick auf die grellen Farben. „Schließlich ist das eine Ballettaufführung und keine Zirkusveranstaltung.“

      „Ich find’s schön“, meine sie pikiert. „Heutzutage geht kaum noch jemand im Abendkleid ins Theater. Höchstens mal die alten Leute. Außerdem reicht es ja, wenn du so schick bist, obwohl - dein Anzug ist ja auch schon ein wenig in die Jahre gekommen. Und dann die Farbe ...“

      Leider musste ich ihr Recht geben, die Kleidung hatte ich ganz hinten aus meinem Schrank gekramt. Ich trug lieber legere Sachen und diesen schwarzen Anzug zog ich eigentlich nur bei Beerdigungen an.

      Christine setzte uns am Bahnhof ab und verabschiedete sich mit einem süffisanten ‚Na dann viel Spaß‘.

      Ein Zug musste gerade eingefahren sein, denn eine Gruppe von sechs Jugendlichen, alle mit einer Flasche Bier in der Hand, kam uns grölend entgegen. Ein paar Meter vor uns blieben sie stehen und einer von ihnen, ein korpulenter Kerl mit rasiertem Schädel, kam auf Birgit und mich zu. „Hallo Süße“, lallte er und hielt ihr die Flasche hin. „Trink einen Schluck mit mir. Keine Lust mit uns zu kommen, wo willste denn mit dem Opa hin?“ Er sprach absichtlich laut und die anderen lachten.

      „Entschuldigen sie“, wandte ich mich an den Mann und blickte auf meine Uhr. Es blieb uns zwar noch etwas Zeit bis unser Zug abfahren würde, doch ich wollte mich jetzt von diesen Jugendlichen nicht aufhalten lassen. „Wir müssen auf den Bahnsteig, sonst verpassen wir unseren Zug.“ Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch er stellte sich mir in den Weg. Eine Woge aus Alkoholdunst und Schweiß wehte mir entgegen.

      „Nix da. Erst muss deine Tochter einen mit mir heben.“

      „Sie ist nicht meine Tochter“, erklärte ich und trat einen Schritt zur Seite. „Komm“, meinte ich dann zu Birgit. „Es wird Zeit!“

      „Hey, ich habe gesagt, die Kleine soll einen trinken. Und wenn ich sage, sie soll einen trinken, dann soll sie einen trinken.“

      „Entschuldigung“, meldete sich jetzt Birgit zu Wort, die bisher mit einem Lächeln um den Mund alles beobachtet hatte. „Ich möchte jetzt lieber kein Bier trinken. Das können sie doch verstehen, oder? Lassen sie uns einfach nur vorbei.“

      Jetzt traten die anderen aus der Gruppe etwas näher zu ihrem Kumpel heran. „Sie muss mit dir trinken“, stachelte einer den Glatzköpfigen an und der nickte.

      Er hielt Birgit das Bier hin und befahl: „Los, trink!“ Birgit nahm die Flasche und beförderte sie mit einem gezielten Wurf in den nächsten Mülleimer. Mit einem Klirren verschwand sie. Dann lächelte sie den Mann zuckersüß an.

      „Verdammte Schlampe!“, rief der und hob die Hand.

      „Bitte“, ging ich dazwischen. „Das muss doch nicht sein. Wir sind zwei gegen sechs und das ist nicht fair. Ihr könntet verletzt werden!“

      Der Kerl hielt die Hand immer noch in der Luft und sah mich grinsend an. „Laber nicht so’n Scheiß, Opa. Wir machen euch fertig!“

      „Warum überlässt du die Sache nicht mir?“, fragte mich Birgit. „Dann ist das Verhältnis nicht ganz so unfair. Eine gegen sechs, das geht doch.“

      „Ja“, murrte ich. „Du willst den ganzen Spaß für dich alleine.“ Ich blickte wieder auf meine Uhr, dann sah ich dem Glatzkopf ins Gesicht. „Okay, ich halte mich zurück. Doch wenn sie uns jetzt nicht den Weg freigeben, dann kann ich für nichts garantieren. Wir wollen keinen Ärger und bitten sie, uns in Ruhe zu lassen.“

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