Final - Tanz. Jürgen Ruhr

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Feier des Tages geht die Mayonnaise auf mich. Warte, ich mache dir ein Spezialmenü, das der Situation angemessen ist. Geh schon mal an den Tisch dort hinten, ich werde dich bedienen. Ein Bier dazu?“

      „Lieber eine Cola, ich muss ja noch fahren.“ Hochzufrieden stellte ich mich mit der kleinen Flasche an den Stehtisch. Erwin wusste seine Gäste zu verwöhnen und ich war gespannt, was er mir diesmal auftischen würde.

      Mehrere Männer in orangefarbenen Overalls betraten den Imbiss und berieten sich lautstark, was sie bestellen sollten, als Erwin eine hochgefüllte Pappschale vor mich hinstellte. Ich konnte nicht erkennen, was sich darin befand, denn ein riesiger Berg an Mayonnaise verhüllte alles. Erwin grinste: „Mein neuestes Rezept: Curryhähnchenflügel. So etwas Leckeres hast du bestimmt noch nie gegessen! Guten Appetit, lieber Jonathan.“

      „Die Gabel, Erwin. Da fehlt noch die Gabel.“ Er hatte mir lediglich eine Serviette hingelegt und wollte sich schon seinen anderen Gästen zuwenden.

      Erwin wandte sich lächelnd um und schüttelte den Kopf: „Jonathan! Wo bleibt der Gourmet in dir? Hähnchen isst man mit den Fingern, auch in der Öffentlichkeit. Ich dachte, du weißt das.“

      Vorsichtig schob ich die Mayonnaise zur Seite, wobei ein Teil auf den Tisch schwappte, und fand darunter eine Schicht matschiger Pommes Frites, die in roter Soße schwammen. Als ich weiter suchte, entdeckte ich schließlich am Boden der Schale zwei Hähnchenflügel. Ich musste Erwin recht geben: Das war einmal etwas anderes, als die profane Currywurst.

      Ich knabberte gerade an dem zweiten Flügel, als einer der Arbeiter seinen Kumpel anstieß und grinste: „Schau mal, Hannes, da wird gerade wieder einer abgeschleppt.“ Die Männer lachten böse und mir rutschte das Herz in die Hose. Rasch wischte ich meine Hände an der Serviette ab und eilte zur Tür.

      „Jonathan, du musst noch bezahlen!“, rief Erwin hinter mir her, doch ich hatte jetzt anderes im Sinn. Fluchend blickte ich dem Abschleppwagen mit dem postgelben Auto auf der Ladefläche hinterher.

      Das Taxi hielt genau vor der Eingangstür zu dem Gebäude im Gewerbegebiet Güdderath, in dem sich Bernd Heisters Detektei ‚Argus‘ befand. Das Gebäude befand sich zwei Straßen von dem Krav Maga Studio entfernt und Bernd hatte es vor einigen Jahren günstig kaufen können, als eine Firma, die irgendwelche Dokumente digitalisierte, Konkurs anmelden musste. Jetzt befanden sich hier die Büros von Christine, Birgit und mir. Eine gute Lösung, denn zum Krav Maga Studio war es nicht weit, so dass man auch zu Fuß gehen konnte. Außerdem gab es hier einen Schulungsraum, den wir mittlerweile unseren ‚Planungsraum‘ nannten und in dem wir alle wichtigen Meetings abhielten.

      Bernd kam mir schon an der Türe entgegen und sah mich fragend an: „Mit dem Taxi, Jonathan? Ist dein neuer Wagen schon kaputt?“

      „Nein“, entgegnete ich zerknirscht. „Der wurde leider abgeschleppt, ich kümmere mich heute Nachmittag darum. Ich war nur kurz bei Curr...“

      „Gut, gut“, unterbrach er mich und sah auf seine Uhr. „In zehn Minuten im Planungsraum. Und“, er sah mich von oben bis unten an, „du solltest dich vielleicht ein wenig säubern. Die Flecken dort, ist das Mayonnaise? Ich bin gleich wieder da, muss nur noch kurz in mein Büro drüben.“

      „Irgendeine Ahnung, um was für einen Auftrag es sich handeln könnte?“, fragte ich Birgit, die mir gegenüber am Tisch im Planungsraum saß. Sie schüttelte nur den Kopf und las weiter in irgendeinem Bericht. Ich nickte und dachte an meinen Wagen. Ob mir die Polizei sagen könnte, wo ich ihn finden würde? Wer konnte aber auch ahnen, dass er so schnell abgeschleppt würde? Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte, den kleinen Affen am Spiegel zu befestigen. Vielleicht wäre der Wagen nicht abgeschleppt worden, hätte der Talisman dort gehangen.

      Bernd kam zehn Minuten zu spät und er winkte nur ab, als ich auf meine Uhr am Handgelenk deutete. „Ja, Jonathan, ich weiß. Aber das Gespräch mit Eberson ging vor.“ Er zog aus seinem Aktenkoffer zwei Mappen hervor und reichte eine davon Birgit und die andere mir. „Darin findet ihr alle Informationen über euren nächsten Auftrag. Ich gebe euch kurz eine Zusammenfassung, so dass ihr euch ein Bild machen und eventuell Fragen stellen könnt.“

      Er begab sich zum Kopfende des Tisches und nickte uns zu: „Auf der ersten Seite findet ihr einen kurzen Lebenslauf des Mannes, um den es hier geht: Sein Name ist Sergio Palyska. Wie auf den Bildern auf den folgenden Seiten unschwer zu erkennen ist, verdient der Mann seinen Lebensunterhalt als Balletttänzer. Sein letztes Engagement fand in Düsseldorf statt, wo er an der Deutschen Oper getanzt hat. Palyskas Vertrag ist letzten Monat ausgelaufen, wurde auch nicht verlängert und der Mann plant nun eine eigenständige Tournee mit dem Titel ‚Tanz des Flamingos‘. Das klingt nicht sonderlich originell, ist es auch nicht.“

      „Wozu braucht ein Tänzer unsere Hilfe?“, fragte ich. „Bedroht man sein Leben?“

      „Dazu komme ich gleich, Jonathan. Lass mich einfach ausreden, dann erfährst du alles. Also: Palyska plant diese Ein-Mann-Show mit den Stationen Düsseldorf, Paris, London, Sydney in Australien und New York. Das ist alles noch nicht sonderlich aufregend, hätte der Mann sich nicht vor drei Wochen extrem hoch versichern lassen. Und das extra für seine Auslandsaufenthalte.“

      „Das klingt merkwürdig“, warf ich ein und erntete einen harschen Blick meines Freundes. Ich wusste ja, dass ich ihn ausreden lassen sollte, doch die Bemerkung konnte ich mir nicht verkneifen. „Machen denn die Versicherungen so etwas überhaupt?“

      Bernd seufzte und nickte angestrengt: „Ja, Jonathan, sonst hätten sie ja wohl kaum einen Vertrag mit Palyska geschlossen. Immerhin geht es um 5 Millionen Euro bei einem Unfall und fünfzig Millionen, falls Palyska zu Tode kommt.“

      „Na, da wird er aber nicht viel von haben, wenn er tot ist“, lächelte ich und sah Beifall heischend zu Birgit. Die ignorierte mich aber.

      „Er sicher nicht, Jonathan. Aber seine Frau. Sergio Palyska ist seit einem halben Jahr mit Jekaterina Krynow, genannt ‚Jeka‘, verheiratet. Sie ist ebenfalls Tänzerin, beziehungsweise war es bis vor Kurzem noch und arbeitete unter ihrem Mädchennamen. Momentan unterstützt und managt sie ihren Mann.“ Bernd holte tief Luft und sah uns an.

      „Wie gesagt: Der Versicherungsvertrag gilt lediglich im Ausland und auch nur für die Dauer dieser Tournee. Unser Auftraggeber bei dieser Sache ist die Versicherung, die ihren Vertragspartner sicher und geschützt wissen will. Die Summe ist einfach zu hoch, als dass dem Tänzer irgendetwas passieren darf.“

      Ich unterbrach meinen Freund erneut, es waren zu viele Ungereimtheiten, die mir auffielen: „Warum schließt die Versicherung denn überhaupt so einen bescheuerten Vertrag ab? Das klingt für mich alles ein wenig konfus.“

      Bernd nickte ernst: „Ja, aber welchen Grund könnte es wohl für eine Versicherung geben, solch einen Vertrag abzuschließen?“

      „Keine Ahnung“, gab ich ehrlich zu. „Keinen.“

      „Doch“, erklärte mein Chef, „es gibt einen: Geld. Die Prämie, die Palyska zahlen muss, ist dermaßen hoch, dass die Typen von der Versicherung einfach nicht ‚nein‘ sagen konnten. Irgendjemand bei dieser Versicherung hat dann aber wohl kalte Füße bekommen und mich heute Vormittag gefragt, ob ich kurzfristig zwei Leute als Bodyguards abstellen kann. Und da ihr beiden momentan keinen aktuellen Auftrag habt, übernehmt ihr das.“

      „Und Dozers Lehrgänge? Die sollte ich doch übernehmen?“

      „Ja, wirst du auch. Du und Chrissi, ihr übernehmt die Ausbildung. Du bis einschließlich Donnerstag, denn Freitagnachmittag geht euer

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