Alvine Hoheloh. Amalia Frey

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Alvine Hoheloh - Amalia Frey страница 5

Alvine Hoheloh - Amalia Frey Alvine Hoheloh - Blaustrumpf

Скачать книгу

hatte sich vorgenommen, nicht zu überlegen, und war von sich selbst überrascht, wie gut es ihm gelungen war. War dieser Moment doch jener, den er sich in den letzten Wochen sogar vor dem Einschlafen ausgemalt hatte.

      »Sie sind früh …«

      »Wie viel zu früh?«, fragte er ruhig, als er sich erhob.

      »Etwa zwei Wochen …«, gab sie nach kurzer Überlegung zurück und lächelte.

      »Das ist noch im Rahmen der Toleranz«, entgegnete er, »mein Werben war bis hierher gewiss zu deutlich, als dass meine Absichten nicht erkennbar gewesen sein könnten.«

      Sie lächelte. »So unromantisch sagen Sie mir all das?«

      Er biss sich auf die Zunge und sah ihr lange in die Augen: »Verzeihen Sie, ich tue mich wohl allzu schwer. Doch seien Sie versichert, dass ich seit dem ersten Moment tiefe glühende Empfindungen für Sie hege, die mit jedem Blick in Ihr schönes Gesicht stärker werden, liebste Dorothea Friedgold.«

      Ihr entglitten die Gesichtszüge und nun war sie wirklich sprachlos. Während er seinen Hut aufsetzte und die Sicht abwandte, sodass sie seinen beschämten Gesichtsausdruck nicht sah, erklärte er: »Ich reise morgen weiter gen Süden und werde binnen einer Woche wieder bei Ihren Pateneltern rasten. Bis dahin erwarte ich Ihre Ant …«

      »Ja, ich will!«

      Nun war er es, der überrascht blickte.

      »Warum siehst du mich so an, Alfred?«

      »Ich dachte, du würdest Nein sagen, Dorothea.«

      »Und die tiefen glühenden Empfindungen in mir unterdrücken? Ich bin vielleicht eine Landpomeranze, aber nicht auf den Kopf gefallen.«

      Statt einer Antwort nahm er ihre Hand und küsste jede einzelne Fingerspitze. Seine Verlobte seufzte unter dieser Berührung. Die Wärme ihrer Haut kribbelte auf seinen Lippen.

      Ihre Körper schienen bereits miteinander zu schwingen – sie hatten einander richtig erwählt.

      Als er eine Woche später wiederkam, sprachen sie ausgiebig mit ihren Eltern, die sich nur langsam an den Gedanken gewöhnen würden, ihr Kleinod wie befürchtet mit diesem Evangelen davonziehen zu sehen. Das junge Paar schwebte auf Wolken und schmiedete Pläne. In wenigen Monaten, wenn er zu Hause alles vorbereitet hatte, der Nestbau für sie vollzogen war, wollte er sie abholen und sie in seiner Heimatstadt ehelichen.

      Diesmal unterdrückte sie die Tränen nicht, als sie ihn am Bahnhof verabschiedete, und sie küssten sich forsch, sehr zur Scham der umstehenden Kleinstadtbevölkerung. Als Letztes drückte sie ihm den niemals abgeschickten Brief in die Hand und am Abend kam ein Telegramm von ihm: »Alwine ist perfekt!«

      °°°

      Wenige Wochen später brach ein Krieg aus, zu dem Reserveoffizier Alfred Hoheloh wie viele andere junge Männer aufmarschieren sollten.

      

      »Willst du mich auch nach dem Krieg zum Manne nehmen?«, verlautete das Telegramm,

      

      »Nur, wenn du mich zuvor heiratest!«, ihre Antwort.

      Daraufhin nahm Alfred gemeinsam mit seinem besten Freund Heinrich, der als Trauzeuge herhalten musste, die nächstmögliche Zugverbindung. Sie trugen bereits die feldgraue Uniform, die Alfred schmeichelte, Heinrichs dickliche und hochgewachsene Erscheinung aber einzwängte, als Friedgolds sie am Bahnhof abholten.

      »Heinrich Fürstenberg, viel von Ihnen gehört«, dienerte er vor ihr und schlug so gekonnt die Hacken zusammen, dass Dorothea erschrak.

      »Seinem Vater gehören einige kleine Gerbereien vor der Stadt«, erklärte Alfred knapp.

      »Ihm die Gerbereien und dir die Schuhfabrik? Alfred, nun veralberst du mich. Das ist ja eine Geschäftsfreundschaft, wie sie im Buche steht.«

      Das Liebespaar lachte, aber Heinrich blickte beschämt wenn nicht gar erbost drein.

      Die Trauung wurde in einer kleinen Kapelle abgehalten, die sich auf dem Grund ihres Onkels befand. Dorothea trug das lachsfarbene Ballkleid, welches sie an jenem Abend angezogen und somit die volle Aufmerksamkeit Alfreds bis in alle Ewigkeit gewonnen hatte. Dazu den winzigen kaum vergilbten Brautschleier ihrer Mutter.

      Für einen gemeinsamen Hochzeitsschmaus und eine kurze Verabschiedung zu zweit im Flur blieb noch Zeit. »Habe keine Angst, mein Liebling«, schnurrte er zwischen drei Küssen, »ich kann gar nicht anders, als wohlbehalten zu dir zurückzukommen.«

      »Ich habe keine Angst, Alfred. Kein Bräutigam lässt sich um die Hochzeitsnacht prellen.«

      Mit ihrer kessen Weissagung sollte sie recht behalten, denn der Feind sah sich aufgrund eines geheimen Bündnisses einer Übermacht entgegenstehen. Als Dorothea Hoheloh ihren nun einäugigen Ehemann gut 200 Tage später in die Arme schloss, da gehörten ihre Länder einem Kaiserreich an.

      Sie ließ ihn sich baden und seine übrigen Kriegsverletzungen gekonnt durch ihren Hausarzt zu Ende verarzten, ehe sie drängte, nun endlich die Ehe zu vollziehen.

      Überrascht stellte er fest, wie geschickt sie ihn seiner Männerkleider entledigte. Wie sie ganz ohne Scheu mit ihren zarten Fingern und ihrer heißen Zunge über seine Haut fuhr, die mit seinem terrakottafarbenen Ton einen wunderschönen Kontrast zu ihrem Rosa bildete. Ihn, der noch zermürbt vom Krieg war, konnte es nur erfreuen, wie frei seine junge Frau ihre Lust erforschte, und sein Körper nahm die Zärtlichkeiten dankbar an. Bis zum Morgengrauen dauerte ihr reges Treiben an, und als der Hausarzt erneut nach ihm sah, mussten dem völlig übermüdeten Mann die Verbände neu befestigt werden.

      Alfred nahm Dorothea zwei Tage später mit sich in die große Stadt. Er bezog mit ihr ein Haus an einer Seitenstraße, sodass sie sich langsam an den immerwährenden Lärm der Menschenmassen, vielfahrenden Droschken und anderen öffentlichen Verkehrsmittel gewöhnen konnte. Der Unterschied wirkte auf sie wie Tag und Nacht und wochenlang war sie euphorisch wie ein Kind am Heiligabend.

      Sie besuchten Theaterstücke, Opern und Kaffeehäuser im Akkord, nachts liebten sie sich ausgiebig und unweigerlich begann Dorothea bereits das Gesellschaften in Alfreds Kreisen, organisierte Teekränzchen und Abendveranstaltungen.

      Ihre Schwiegereltern waren begeistert von dem kessen Energiebündel und sagten ihr kurz darauf die erste große Reise zu, die sie mit ihrem Mann, geschäftsfördernd, antreten durfte.

      Sie reisten in all den Jahren ständig umher, per Schiff und Bahn, via Kutsche und zu Fuß, zu Pferde und auch auf den Rücken orientalischer Träger. Wenn sie unterwegs waren, schickten sie exotisch anmutende Geschenke an Freundschaften und Familie, und sobald sie zu Hause weilten, kamen sie kaum hinterher, allen Einladungen nachzukommen.

      Ihr erster Sohn Eduard Wilhelm wurde in einem Hotel am südlichen Ende des Reiches geboren. Dann folgten zwei Fehlgeburten, ehe Karl Ludwig Hoheloh fünf Jahre später im Orientexpress das Licht der Welt erblickte.

      Lange Zeit hieß es nach dieser komplizierten Geburt, Dorothea könne nun gar keinen Kindern mehr das Leben schenken. Aber sie gab nicht auf, ihrem Liebsten den Wunsch nach seiner Alwine zu erfüllen,

Скачать книгу