Iska - Die Flucht. Jürgen Ruhr

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Iska - Die Flucht - Jürgen Ruhr

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und sah sie sinnend an. „Ich befürchte, dass wir auch keine andere Wahl haben, wenn wir den Römern entkommen wollen.“

      Eigentlich sah das vor ihnen liegende Sumpfgebiet kaum anders aus als der übrige Wald. Die Bäume standen dicht an dicht und manchmal fanden sich freie Flächen dazwischen, auf denen hohes Gras wuchs. Hier und dort verdeckten dichte Büsche die Sicht und an zahlreichen Stellen reckten sich Schilfpflanzen dem Himmel entgegen. Lediglich vor sich hin modernde Pfützen ließen auf den hohen Wassergehalt des Bodens schließen. Die Gefahr im Morast zu versinken wurde um so größer, desto unauffälliger und unscheinbarer der Boden vor ihnen lag. Aber hier kannte Iska sich noch aus. Wie oft schnitten sie hier Schilf oder sammelten vermodertes Holz. „Hier lang.“ Iska übernahm die Führung und hieß Sigmar direkt hinter ihr zu bleiben. „Hier ist es noch ungefährlich, man wird sich nur nasse Füße holen.“ Dabei warf sie bewundernde Blicke auf Sigmars festes Schuhwerk. Ihre Füße waren über und über mit Schmutz und Blut bedeckt. Der untere Saum der Beinkleider strotzte vor Dreck und kleine Risse und Löcher zeugten von ihrer Flucht vor den Soldaten. Als sie an einem klaren Bach vorbeikamen, stieg sie kurzerhand hinein und wusch ihre Füße sauber.

      Sigmar beobachtete sie dabei. „In unserem Dorf werde ich dafür sorgen, dass auch du festes Schuhwerk bekommst.“

      „Solches, wie du es trägst?“ Iska kicherte leise.

      „Mal sehen. Aber komm, wir müssen weiter. Es ist keine Zeit für einen längeren Aufenthalt.“ Rasch tranken sie noch von dem klaren Wasser und setzten dann ihre Wanderung fort.

      Allmählich wichen die Schatten der Nacht und wie auf ein geheimes Zeichen setzte der Gesang der Vögel ein. Der Wald rings um sie herum füllte sich mit Leben. Kleine Eichhörnchen huschten Bäume herunter und andere wieder hoch und Frösche begannen den Tag mit einem fröhlichen Konzert. Plötzlich merkte Iska wie hungrig sie war. Sie sah Sigmar an: „Hast du etwas zu essen?“

      „Ein wenig. Schau hier, das ist alles was ich noch habe.“ Er kramte etwas Brot und getrocknetes Fleisch hervor. „Das muss uns momentan reichen!“ Sie teilten sich das karge Mahl.

      Sigmar deutete auf einen Hasen, der in aller Ruhe über eine kleine Lichtung hoppelte. „Leider bleibt uns keine Zeit, etwas zu jagen. Sollten wir Glück haben, so können wir unterwegs Beeren und Wurzeln sammeln. Und kurz bevor wir den Grenzwall der Römer überqueren, kann ich in einem kleinen Dorf vielleicht etwas zu essen erstehen. Schau, Iska, ich habe hier einige römische Münzen.“

      Interessiert schaute Iska sich die fremden runden Münzen an. „So etwas habe ich noch nie gesehen. Was ist das?“

      „Das sind römische Sesterzen. Hier siehst du den Kopf auf dieser Seite?“ Iska nahm das kleine Geldstück zwischen die Finger und drehte es hin und her. Als sie nickte, sprach Sigmar weiter: „Das stellt einen römischen Kaiser dar.“

      Entfernt jaulten einige Hunde auf. Rasch nahm der junge Mann das Geldstück wieder an sich und steckte es ein. „Wir müssen weiter, Iska. Sie kommen mit den Hunden! Die Tiere werden schnell unsere Fährte aufnehmen.“ Eilig setzten beide ihren Weg fort.

      „Bis hier bin ich schon gegangen, aber nicht weiter.“ Die beiden jungen Leute standen am Rand einer kleinen Lichtung. Auf dem letzten Stück waren sie nur schwer vorangekommen, da der Weg durch den Sumpf immer schmaler und unüberschaubarer wurde. Hohe Brennnesseln, dichtes Schilf und andere große Pflanzen erschwerten das Hindurchkommen und so manches Mal musste Sigmar ihren Weg mit dem Schwert frei schlagen. Ein Fehltritt konnte hier schon den Tod bedeuten. Dazu kam erschwerend hinzu, dass sie ein ständiges Ziel gefräßiger Mücken wurden.

      „Die Lichtung ist sicher, aber wie es dann weitergeht kann ich nicht sagen.“ Iska blickte verzweifelt um sich. Immer noch verfolgte sie das Jaulen der Hunde. Auch wenn die Geräusche sich eher zu entfernen schienen, als dass sie näherkamen, so blieb doch die ständige Gefahr hinter ihnen.

      Sigmar schob Iska sanft zur Seite. „Lass mich vorangehen, ich kann mit meinem Schwert prüfen, wie sicher der Weg vor uns ist. Hier nimm du diesen Stock. Damit kannst du den Boden prüfen, wenn du nicht gerade direkt hinter mir gehst.“ Er reichte Iska einen kräftigen Stock, den er schon eine Weile mit sich herumtrug. Vorsichtig überquerten sie die Lichtung. „Hier scheint eine gute Stelle zu sein!“ Sigmar prüfte die Festigkeit des Bodens, indem er mit seinem Schwert alle paar Schritte hineinstach. Plötzlich steckte das Schwert bis zur Hälfte im Morast. „Hier geht es nicht weiter, der Boden ist zu weich.“ Sigmar versuchte es an einer anderen Stelle. Wieder versank das Schwert. Überall, wo er auch hinstach, war der Boden zu weich und würde sie nicht tragen. Ratlos schaute er Iska an. „Wir müssen zurück. Hier kommen wir nicht weiter. Ich finde einfach keinen Weg durch den Sumpf.“

      „Und die Römer? Denen laufen wir dann doch geradewegs in die Arme.“

      Sigmar überlegte. Vorwärts ging es nicht und zurück würden sie auch nicht können. Suchend schaute er sich um. Plötzlich kam ihm eine Idee: „Iska, hilf mir. Siehst du den umgestürzten Baum? Er kann noch nicht lange dort liegen, denn seine Äste sind noch nicht vermodert und die Blätter noch grün. Hier nimm mein Messer und trenne so viele Äste wie möglich vom Stamm. Dann lass uns die Zweige hier auf den Boden legen.“

      Beide machten sich an die Arbeit. Der Baum lag direkt an dem Pfad, auf dem sie sich befanden. Trotzdem musste jeder Schritt wohl überlegt sein. Die Grenze zwischen festem Boden und Sumpf konnten sie nicht genau bestimmen und es kam mehr als einmal vor, dass Iskas nackte Zehen im Morast versanken.

      Es dauerte eine geraume Weile, das Gekläff der Hunde näherte sich inzwischen wieder sehr stark, dann endlich lagen genügend Äste, Zweige und Blätter über der morastigen Stelle. Vorsichtig stellte Sigmar sich an den Rand und schob seine Füße Stück für Stück weiter vor. Langsam sanken die Äste im Boden ein, aber gerade als Sigmars Füße im Schlamm verschwanden, schienen sie ihn zu tragen. Vorsichtig schob er sich weiter. Schon verschwand der halbe Unterschenkel im Morast und gerade als Iska ihn zur Umkehr bewegen wollte, winkte er ihr aufgeregt zu: „Hier ist der Boden wieder fest. Iska, komm vorsichtig zu mir herüber! Bleibe aber in der Mitte der Äste.“

      Noch einmal stieß er sein Schwert in den Boden und nickte zufrieden. „Der Boden ist wirklich etwas fester, komm schnell!“ Iska tat wie ihr geheißen. Mit einem satten Schmatzen verschwanden ihre Füße im Morast. Aber sie sank nicht weiter ein und vorsichtig setzte sie ebenfalls Fuß vor Fuß, immer in der Angst, noch weiter einzusinken.

      Endlich konnte sie Sigmars ausgestreckte Hand ergreifen. Aufatmend fiel sie auf den feuchten aber festen Boden. Doch Sigmar zog sie wieder hoch: „Keine Zeit zum Ausruhen. Du musst mir noch einmal helfen. Wir müssen die Zweige und Blätter wieder herausziehen. Das wird die Römer hoffentlich ein wenig aufhalten.“ Gemeinsam zogen sie die Äste auf ihre Seite. Zäh klebte der Morast an den Blättern und es war ein schweres Stück Arbeit, alles an Land zu ziehen. Dadurch verloren sie viel Zeit und das Gekläff der Hunde näherte sich unaufhörlich.

      Iska sah Sigmar erschöpft an und Angst schwang in ihrer Stimme mit: „Die Hunde kommen näher. Reicht es denn noch nicht, haben wir nicht genug Äste entfernt?“

      Sigmar schüttelte den Kopf, nahm sich aber keine Zeit die Arbeit zu unterbrechen. „Nur die hier noch. Gleich haben wir es geschafft!“

      Endlich lagen die meisten der Äste am Rand des schmalen Weges, teilweise im Morast und teilweise hinter Büschen. Sollten die Römer ihnen folgen wollen, so müssten die erst einmal selber Äste und Blätter sammeln. Sigmar machte sich aber keine Illusionen, dass die Römer dadurch lange aufgehalten würden. Beide setzten ihren mühevollen Weg fort. Bei aller Eile vergaß der junge Krieger aber nicht, ständig die Festigkeit des Bodens zu prüfen. Einfacher wurde es immerhin dadurch, dass sich hier ein kleiner

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