Iska - Die Flucht. Jürgen Ruhr

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Iska - Die Flucht - Jürgen Ruhr

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immer noch wollte sie als Junge gelten. Niemand sollte erfahren, dass sie ein Mädchen war! Was würden die Römer alles mit ihr anfangen, wenn die ihr wahres Geschlecht herausbekommen würden!

      „Wiborg. Mein Name ist Wiborg und ich bin aus dem Dorf Voghat.“ In der Eile war Iska kein besserer Name, als der ihres Bruders, eingefallen.

      Die Wolke gab den Mond inzwischen wieder frei und neugierig betrachtete Iska den immer noch auf ihr knienden Mann. Nein, das war kein Römer. Er war eher so gekleidet wie die Leute ihres Dorfes.

      Aber auch er betrachtete sie neugierig. „Du bist nicht Wiborg aus Voghat! Du lügst. Sprich die Wahrheit, sonst töte ich dich!“

      „Wieso soll ich nicht Wiborg sein? Du kennst mich doch gar nicht.“

      Jetzt verstärkte sich der Druck auf ihre Brust wieder. „Aber ich kenne Wiborg aus Voghat. Und du bist es nicht!“

      Iska überlegte. Bei all den Ängsten und trotz ihrer Verwirrung arbeitete ihr Verstand messerscharf. Dies war niemand aus ihrem Dorf und auch niemand aus der Gegend, sonst würde sie ihn kennen. Was hatte Wiborg ihr noch von einem Mann aus dem Land jenseits des Rhenus erzählt? Dieser hier könnte der Krieger sein. Wie war noch sein Name? „Du bist Sigmar!“

      Iska hatte nicht mit der durchschlagenden Wirkung ihrer Eröffnung gerechnet. Der Druck des Knies wich von ihrer Brust und der Mann sah sie verwundert an. „Du kennst mich?“

      „Nein, aber mein Bruder hat mir von dir erzählt!“

      „Dein Bruder? Wer ist das denn nun wieder?“

      „Wiborg ist mein Bruder.“

      Der Fremde schüttelte den Kopf. „Du lügst erneut. Wiborg hat keinen Bruder, das hat er mir selbst erzählt. Junge, eine Lüge noch und mein Schwert wird dich durchbohren!“

      Iska erschrak, denn Sigmar zog plötzlich sein Schwert und bedrohte sie. Abwehrend streckte sie die Hände von sich. „Lass mich erklären.“ Iska sprach leise und hastig. Nach und nach erzählte sie dem Fremden ihre Geschichte, von ihrem Gespräch mit Wiborg und von dem, was im Dorf geschehen war.

      Endlich steckte Sigmar sein Schwert wieder in die Scheide. „Euer Dorf wurde von den Römern niedergebrannt. Soweit ich herausfinden konnte, stehen nur noch zwei Hütten. In der einen haust der Präfekt und in der anderen seine Soldaten. Im Morgengrauen erwarten sie eine Meute Bluthunde und weitere Soldaten. Du hast wirklich einen römischen Soldaten erstochen? Du, die kleine Schwester von Wiborg?“ Der Ton des Mannes wurde versöhnlicher, ja fast schon ehrfurchtsvoll.

      Iska nickte ernst. „So klein bin ich nicht mehr. Ich bin eine Frau!“

      Sigmar musste lachen. Sofort rief er sich wieder zur Ordnung. Mit einem Blick auf ihre Haare und ihre Kleidung warf er ein: „Du siehst aber nicht gerade wie eine Frau aus, kleine Iska.“ Dann nahm er Iska an der Hand und zog sie in den Wald. „Ich war gerade auf dem Weg zurück über den Rhenus. Meine Aufgabe hier ist jetzt erfüllt. Und wenn die römischen Soldaten ihre Bluthunde laufen lassen, kann ihnen niemand entkommen. Haben die Tiere erst einmal die Witterung aufgenommen, so jagen sie ihre Beute unerbittlich. Das wäre auch mein Tod. Deswegen ist die sofortige Flucht unausbleiblich.“

      Plötzlich überkam Iska die Angst, in Kürze wieder allein zu sein. „Zurück über den Fluss? Wie weit ist es denn bis dorthin? Und woher weißt du das alles?“

      „Du stellst eine Menge Fragen, kleine Iska. Nun, wie dir der geschwätzige Wiborg ja erzählt hat, bin ich hier, um einiges in Erfahrung zu bringen. Dazu gehört auch, dass ich die Römer beobachte und belausche.“

      Iska unterbrach Sigmar mit einem Schmollen: „Wiborg ist nicht geschwätzig!“

      Der lachte kurz und freudlos auf: „Nein, bestimmt nicht, wenn er jedem unsere Geheimnisse verrät!“

      „Ich bin nicht jeder. Außerdem habe ich ihm keine Wahl gelassen. Und ... und dein Geheimnis ist bei mir gut verwahrt. Ich werde dich bestimmt nicht verraten. Die Römer jagen mir ja selbst hinterher!“

      Sigmar nahm erneut Iskas Hand: „Ja, das glaube ich dir. Aber du kennst die Römer nicht. Sie haben Methoden, ihre Gefangenen zum Sprechen zu bringen. Also höre: Bis zum Fluss sind es vielleicht zwei Tagesmärsche zu Fuß. Es kann aber auch länger dauern, denn wenn ich auf römische Soldaten stoße, werde ich sie umgehen müssen. Außerdem sind die Stellen, an denen man durch den Wall der Römer schlüpfen kann, rar gesät und es ist immer gefährlich den Wall zu kreuzen. Und dann ist da noch das Sumpfgebiet vor uns. Das muss ich umgehen!“

      Iska dachte kurz nach, dann sah sie Sigmar bittend an: „Nimm mich mit. Ich kann mit dir Schritt halten. Außerdem kenne ich sichere Wege durch den Sumpf, oder zumindest bis zur Hälfte. Ich werde keine Last für dich sein.“

      Sigmar blickte Iska ernst an. „Ich hätte dich auf jeden Fall mitgenommen, denn wenn du hierbleibst, ist das dein sicherer Tod. Aber wir müssen uns sputen, denn bis zum Anbruch des neuen Tages dauert es nicht mehr lange. Und wir müssen vorsichtig und leise sein, da hier überall die römischen Soldaten lauern. Ich weiß mich zwar zu wehren,“ dabei klopfte Sigmar auf sein Schwert, „aber gegen eine Überzahl an Soldaten komme ich auch nicht an!“

      Auf leisen Sohlen durchquerten sie den Wald. Iska, die hier aufgewachsen war, staunte immer wieder über die guten Ortskenntnisse des Fremden. Einmal siegte ihre Neugier und sie wandte sich an Sigmar: „Du kennst dich gut aus, hier in unseren Wäldern. Erkläre mir, wieso!“

      Sigmar schmunzelte. „Mein Volk schickt mich schon lange Jahre als Kundschafter in diesen Teil eures Landes. Ich erkunde hier die Verhältnisse, die Landschaften, wie eure Leute den Römern gegenüberstehen und wie die Römer sich verhalten. Ich bin natürlich nicht der Einzige, der so etwas tut. Jeder von uns hat ein bestimmtes Gebiet, über das er Wissen sammelt. Wir tragen alles zusammen und die Ältesten und unsere Kriegsfürsten schaffen daraus ein Gesamtbild.“

      Iska erschrak. Der Gedanke jahrelang ausgespäht worden zu sein, machte ihr Angst. „Wollt ihr uns überfallen, wollt ihr Krieg führen?“

      „Nein, Iska, die Zeit der Stammeskämpfe wie es früher einmal war, sollte vorbei sein. Arminius der Cherusker, Sohn von Sigimer hat uns schon vor vielen, vielen Jahren gezeigt, zu welchen Dingen wir fähig sein können, wenn wir uns nicht ständig selbst bekämpfen. Eines Tages werden wir alle gemeinsam die Römer aus unserem Land jagen!“

      Iska machte große Augen. Obwohl sie sich auf der Flucht befanden und nur flüsternd miteinander sprachen, faszinierte sie dieses Thema. Das war Wissen, über das offensichtlich nicht einmal Thoralf verfügte. „Arminius? War er ein Krieger?“

      Sigmar nickte: „Ein großer Krieger. Es ist bald so lange her, wie zwei Menschenleben lang sind, da schlug Arminius der Cherusker die Römer in einer großen, alles vernichtenden Schlacht; weit jenseits des Rhenus. Aber lass uns weitergehen, sonst erwischen uns die römischen Soldaten doch noch! Sollte sich später die Zeit finden, werde ich dir mehr von ihm erzählen.“

      Schweigend stapften sie weiter durch das Gehölz und vermieden dabei möglichst, Geräusche zu machen. Hin und wieder drangen aus der Ferne Stimmen der Römer, die wohl die Wälder durchstreiften, zu ihnen. Aber nie bestand wirkliche Gefahr entdeckt zu werden. Als sie endlich das Sumpfgebiet erreichten, wandte sich Sigmar wieder an Iska: „Du kennst wirklich einen Weg hier hindurch? Wir können viel Zeit sparen und schneller vorankommen, wenn wir das Gebiet durchqueren, anstatt es zu umgehen.“

      Iska nickte. „Ich

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