Kriegerin der gekreuzten Schwerter. Sandy Sponhauer
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Читать онлайн книгу Kriegerin der gekreuzten Schwerter - Sandy Sponhauer страница 4
„Nein“, schüttelt Dina leicht den Kopf. „Nicht so wirklich. Eine Menge wirres Zeug über blauen Steinen und irgendwas von Mondseelen und von Antalas.”
Doc und Mark sehen sich an, dann fragt Mark: „Antalas? Was ist das denn? Hab ich ja noch nie gehört.”
„Ich habe keine Ahnung. Ich kann es einfach nirgends finden. In keiner Schriftrolle. Auch in der Bibliothek unserer Uni habe ich nichts gefunden”, antwortet Dina. In ihrer Stimme ist die Enttäuschung klar zu hören. Einige Studenten kommen zu Mark und bitten ihn, von Kaßandhra zu erzählen. Und so legt Mark die Schriftrolle zur Seite und lehnt sich in seinen Stuhl zurück. Dann beginnt er zu erzählen. Die Studenten machen es sich vor ihm auf dem Boden bequem. So erzählt er von dieser jungen Kriegerin, die im Alter von gerade mal vierzehn Jahren ein Land, einen ganzen Kontinent ins Verderben stürzen konnte und die von einem einzigen Ägypter und einer kleinen Harfe gebändigt worden war. Aufmerksam hören sie ihm zu, denn Mark hat das Talent, seine Gedanken märchenhaft zu erläutern. Dina ist wieder einmal Stolz auf ihren Mann. Sie beugt sich zu ihm rüber.
„Du erzählst es immer wieder gern oder Schatz?”, flüstert sie ihm zu.
„Du kennst mich doch!”
Dann gibt er ihr einen sanften Kuß auf die Stirn. Bis spät in die Nacht hinein redet und erzählt Mark von dieser jungen Frau. Einige Studenten wollen nun von Mark wissen, was er in den Schacht zu finden glaubt. Doch Mark schweigt. Er hat eine Vermutung, oder wohl eher eine Hoffnung, doch er schweigt.
8. September
Seit sechs Uhr ist Mark bereits an dem Grab und hilft beim Entladen des Roboters und der dazugehörigen Ausrüstung.
Um sieben Uhr hat sich das ganze Team wieder an der Grabstätte versammelt und bereitet den Roboter für seinen Einsatz vor. Die Luft ist angespannt und könnte vor Neugier fast platzen. Über Funk ist der Roboter mit einem Monitor verbunden. Doc setzt sich an die Fernbedienung, mit der er bereits vertraut ist. Vorsichtig lassen einige Mitarbeiter den Roboter den Schacht hinab. Langsam taucht dieser in die dunkle Brühe. Elegant, eher schwebend wirkt die Fortbewegung des technischen Wunderwerks. Leicht und sanft taucht der Roboter tiefer hinab. Das Licht ist eingeschaltet und erste Bilder werden übertragen. Mark ist vertieft.
Er redet leise: „Etwas wenig Licht.”
„Stimmt“, gibt Doc ihm Recht. „Mehr Strom bitte!”
Dina hält die Hand ihres Mannes. Der Roboter schwebt Meter für Meter vor, bis er in einen großen Saal kommt. Doc schwenkt leicht zur Seite und Mark hält den Atem an und sagt: „Seht euch mal die Wände an! Die sind ja voll.” Dina traut ihren Augen kaum und bekommt Gänsehaut.
„Oh mein Gott!”, gibt sie leise von sich. An den Wänden befinden sich Frauen, bewaffnete Frauen. Diese könnten Kaßandhras Teufelsreiterinnen darstellen. Zwei Meter weiter erscheint die Zeichnung von einer Art Wolke, unter der verstümmelte Leichen zu erkennen sind. Der Roboter schwebt weiter. An der nächsten Wand, die Zeichnung von drei Pyramiden und Mark schreit einmal laut auf: „Ich hab’s gewusst.”
Der Roboter schwebt weiter und kommt zu einer offenen Kammer. Das Bild wird langsam klarer und Doc freut sich: „Oh Mark, siehst du das? Siehst du, was da steht?“
Die Blicke des Teams fallen auf eine Art Sarkophag. Zeichnungen von ägyptischen Soldaten und ägyptische Schriftzeichen auf den Seiten sind noch erhalten, aber in einem schlechten Zustand. Wasser und Zeit hatte an ihnen genagt. Auch auf dem Deckel wurden Zeichen eingemeißelt, die in einem Rahmen eingefasst wurden. Das Team ahnt, was sie da vor sich haben. Dina springt hastig auf. „Stopp“, ruft sie laut. „Doc, halt den Roboter da, wo er jetzt ist.“
Sie zieht ihr Buch aus der Tasche und blättert los. Dieses Buch hatte sie schon zu ihrem Studienbeginn als Notizbuch angefangen. Das Buch diente teils als Übersetzungshilfe und anderseits als Tagebuch. Mittlerweile an die siebzig Seiten dick hatte sie im Laufe der Jahre unzählige Schriftzeichen, Satzteile und ganze Sätze hinzugefügt und selber Übersetzungsmethoden entwickelt. So kann sie schnell und sicher Schriften übersetzen, doch kommt sie auf Grund des schlechten Zustands dieser Zeichen zu keinem Ergebnis und muss leider sagen: „Das kann ich nicht lesen. Davon machen wir Fotos und füttern damit unser neues Programm Tomo-Mac.“
Das Tomo-Mac - Dieses Programm wurde speziell auf ägyptische Zeichen programmiert. Ein schlecht-erkennbares Schriftzeichen wird mit originalen ägyptischen Zeichen solange verglichen, bis eine achtzigprozentige Übereinstimmung festgestellt wird. Dieses vollständige Zeichen wird dann ausgedruckt.
So können auch ganze Texte lesbar gemacht werde. Bei diesem Programm reicht ein einfaches Foto der Zeichen vollkommen aus. Diese gesamte Übersetzung kann allerdings bei der Vielzahl von ägyptischen Zeichen einige Stunden in Anspruch nehmen.
Doc bereitet eine neue Zigarre vor: „Und Mark? Deine Entscheidung. Wie geht’s weiter?”
„Ja was wohl!“, sagt Mark entschlossen. „Wir sehen nach. Wir müssten da bloß runter und Ketten an den Sarkophag anbringen. Leerpumpen sagst du, geht nicht.”
„Nein, die Kammern sind viel zu groß. Das fällt uns alles zusammen!“, antwortet Doc mit einer runzelnden Stirn.
„Dann müssen wir eben tauchen!“, sagt Mark zu allen. Da meldet sich Torsten. Ein junger Student im zweiten Semester. Er und sein Studienfreund Nils haben mehrjährige Taucherfahrung.
„Gut”, sagt Mark. „Auf dem Hänger des Roboters liegt noch ein Taucheranzug.“
Sofort stürmen die Jungs los und legen Torsten die Taucherausrüstung an. Er selbst ist kaum zu bändigen, so treibt ihn seine Neugier. Mark muss ihm Einhalt gebieten und stoppt den übereifrigen Jungen. Am Taucherhelm ist ein Mikrofon eingebaut. Mark nimmt sich das andere Mikro. Torsten setzt sich an den Rand des Schachtes. An einem Seil gesichert, rutscht er langsam ab. Einen Meter und noch einen bis er die Brühe erreicht. In einer Hand hält er eine dicke Kette und einige Schekel als Verbindungsmöglichkeit. In der anderen Hand hält er eine wasserfeste Lampe. Als er in der Brühe verschwunden ist, geht Nils zu den anderen. Der Roboter befindet sich noch an seinem Platz und leuchtet den Sarkophag aus. Torsten taucht durch den Gang in Richtung Saal. Nun braucht er nur den Kabeln des Roboters folgen. Mit seiner Lampe leuchtet er die Wände aus. Immer wieder von links nach rechts. Es ist doch ein anderes Gefühl, die Wandmalungen real zu sehen. Er meldet sich: „Dr., ich kann das Licht sehen.“
„Ok“, antwortet Mark, der bereits mit Dina bei Doc und den anderen steht. Alle sehen auf den Monitor. Mit Sorge sagt Mark: „Sei vorsichtig!“
„Na klar Boss. Ich bin schon öfter in engen Höhlen getaucht.“
Nun schubst Nils Mark leicht an. „Machen Sie sich keine Sorgen“, sagt er zu Mark. „Er hatte einen guten Lehrer.“
„Ach, hatte er das?“
„Ja, seinen Vater!“
Torsten nähert sich dem Roboter. „Bin jetzt da”, ertönt es aus dem Mikrofon. Er kommt nun ins Bild und schon sind alle erleichtert, ihn sehen zu können.