Kriegerin der gekreuzten Schwerter. Sandy Sponhauer

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Kriegerin der gekreuzten Schwerter - Sandy Sponhauer

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alles drin sein.”

      Die Maschine ist laut. Funken sprühen, während das ganze Team sich gespannt um den Würfel versammelt hat. Stück für Stück fallen kleine Gesteinsbrocken heraus, bis ein großes Loch den Blick ins feuchte Innere des Klotzes freigibt. Auf dem Boden des geöffneten Würfels liegt ein dunkles verschmiertes Etwas. Mark kniet sich hin. Vorsichtig greift er hinein und nimmt es heraus. Dina hockt sich neben ihn und legt ein Stück Folie aus. Langsam und sehr vorsichtig beginnen Dina und Mark das etwa zwanzig Zentimeter große Objekt von Schlamm und Dreck zu säubern. Sie lächeln sich kurz an, machen aber dann schnell weiter. Im Team breitet sich Freude aus. Immer mehr von dem Objekt wird sichtbar. Mark kann es kaum erwarten, doch er muss vorsichtig sein. Nicht mehr lange und sie haben es geschafft. Nervös wischt sich Mark die Stirn ab und Doc, der sitzt noch am Monitor und knabbert auf einer Zigarre. Auch er hält seinen gespannten Blick auf Mark und Dina. Endlich ist das Objekt gesäubert und Dina steht auf. Mark bleibt noch auf den Knie. Er flüstert: „Ich werd verrückt!”

      Es ist totenstill. Sekunden der Stille und des auf sich Wirkens. Das ganze Team steht stumm, aber mit Glanz in den Augen, vor der auf Folie liegenden goldglänzenden Schönheit. Mark steht auf und murmelt leise: „Das ist sie! Das ist die Harfe der Kaßandhra!”

      Vorsichtig hält Mark das wundervolle Instrument in seinen Händen. Nach knapp 2.000 Jahren sind seine Hände nun die ersten, die diese kleine Harfe berühren. Mark stellt die Harfe auf den Würfel ab und das Team kann einen vollen Blick auf die Harfe werfen und den Anblick genießen. An der Stirnseite der Harfe ist eine kniende Frau mit gefalteten Händen geformt. Die Augen werden von zwei roten Edelsteinen dargestellt.

      Auf der Oberseite liegt ein wellenförmiges Gebilde, das die Form von langen Haaren hat. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Abbildung Kaßandhra sein soll, oder sein könnte. Nach Jahrzehnten ist nun das Ziel erreicht. In diesen Augenblick fällt die gesamte Anspannung der letzten Tage vom Team ab. Ein Moment, in dem sich jeder ruhig jubelnd um den Hals fallen kann. Auch Dina und Mark schließen sich fest in ihre Arme. Mark geht zu Doc, auch diese zwei umarmen sich zur Gratulation. Doc sagt stolz zu Mark: „Du hast es geschafft. Du hast den richtigen Riecher gehabt.”

      „Wir!”, betont Mark. „Wir haben es geschafft.”

      Mark geht zu Dina zurück und die klammert sich an ihren Mann fest und flüstert ihm leise ins Ohr: „Ich liebe dich mein Schatz.”

      Er drückt seine Frau fest an sich und flüstert zurück: „Ich liebe dich auch und werde es ewig tun.”

      Für genauere Untersuchungen und zum Schutz wird die Harfe von einigen Studenten in das nahe gelegene Labor 1(*1) gebracht.

      Die Harfe wollen sie später untersuchen. Der Sarkophag hat nun Vorrang und soll geöffnet werden. Noch ist es trocken, doch es ziehen einige dunkle Wolken auf.

      Mark reagiert sofort.

      „Leute!“, ruft er seinem Team zu. „Wir müssen das Ding sofort ins L 2 bringen.” Während die einen den Sarkophag auf einen Hänger befördern, decken die anderen ihre Ausgrabungen und den Schacht zu. Der Schacht muss extra gesichert werden, damit niemand hineinstürzen kann.

      Es ist schon sechzehn Uhr und es regnet stark. Dina, Doc und Mark stehen am Sarkophag, der im Labor 2 auf drei nebeneinander liegende Paletten steht. Unterstützt werden sie von Studenten, die an Autopsien von Mumien interessiert sind. Bevor der Deckel abgenommen werden kann, macht Dina auch von diesen Zeichen ein Foto, falls der Deckel beim Öffnen zerbrechen sollte. Mark und einige seiner Helfer fällt es sichtlich schwer, den enormen Deckel zu bewegen, doch er rutscht und bewegt sich zur Seite. Er fällt mit einem lauten Rumps zu Boden und bricht in etliche Teile. Dina wirft einen ersten Blick in den Sarkophag, in der eine leicht eingestaubte Mumie liegt. Die Figur einer Frau ist klar abgezeichnet.

      Und eines ist seltsam. Nicht ein Tropfen Wasser oder Feuchtigkeit ist im Inneren des Sarkophags zu finden. Mit vereinten Kräften wird die Mumie nun auf einem Edelstahltisch gelegt. Höchste Vorsicht ist geboten. Nachdem die Mumie aus dem Sarkophag entfernt ist, entdeckt Mark zwei fast einem Meter lange, in Tüchern eingewickelte Gegenstände auf den Boden des Sarkophags liegen. Er nimmt das erste heraus und wickelt es aus. Ein Schwert kommt zum Vorschein, ein schönes und gut erhaltenes Kurzklingenschwert mit knapp Fünfzig Zentimeter Klingenlänge und Zwanzig Zentimeter langem Griff. Auch der zweite Gegenstand ist vom gleichen Modell. Beide recht ungewöhnlich in Verzierung und Form. Solche Schwerter waren nur den Reichen vorbehalten. Es sind keine Ägypterwaffen, sondern sie sind germanischer Herkunft. Stellt sich nun die Frage, wie die Person auf dem Edelstahltisch in den Besitz dieser wertvollen

      Waffen kam. Schnell wird allen klar, dass es sich hier um das Markenzeichen Kaßandhras handeln könnte. Das Kreuz, bestehend aus zwei Schwertern, über ihrem Kopf zu einem X gekreuzt. Das gab Kaßandhra vor langer Zeit den Namen „Kriegerin der gekreuzten Schwerter“, als sie diese über ihren Kopf kreuzte, nach jedem Sieg oder Massaker. Nun widmet sich Dina der Mumie und beginnt sie zu öffnen. Mark und einige Archäologiestudenten assistieren der Ägyptologin. Durch die Mumifizierung ist ihr Körper in einen erstaunlicherweise sehr guten Zustand. Die Ägypter hatten ganze Arbeit geleistet. Sicher wäre es ihnen schlecht bekommen, wenn sie dies nicht getan hätten. Das macht es Dina leichter. Laut der Geschichte starb Kaßandhra durch einen Schwertstich in den Hals. Es muss also eine tiefe Wunde an ihrem Hals zu finden sein, wenn es wirklich Kaßandhra ist, die sie gefunden haben. Allerdings gibt es kaum noch Zweifel. So beginnt Dina am Hals. Vorsichtig schneidet sie den alten, grau-weißen Verband auf.

      Schicht für Schicht durchtrennt sie die Verbände und Treffer, eine tiefe Schnittwunde ist deutlich zu erkennen. Ein fast sieben Zentimeter langer Schnitt, den Dina sogar mit ihren Finger leicht öffnen kann. Mit zwei Fingern hält sie die Wunde auf und leuchtet mit einer Lampe in die Wunde hinein und die reicht sogar bis tief in den Brustkorb. Offenbar wurde ihr der Kopf weit in den Nacken gehalten, als die Klinge eingestoßen wurde. Hier ist jemand sehr brutal vorgegangen, doch wenn verwundert es nach den Taten, die sie selber verübte. Dieser Schnitt war nicht sofort tödlich, doch sicher sehr schmerzhaft. Das ist es, was Dina und Mark finden wollten. Nun ist es klare Gewissheit, wer auf ihrem Tisch liegt. Die Studenten machen ihre Notizen und auch einige Fotos. Als nächstes befreit Dina das Gesicht von den Verbänden und auch das ist noch gut zu erkennen. Eine junge hübsche Frau kommt zum Vorschein.

      Alle sehen ihr in das weiße Gesicht mit einer noch immer glatten Haut. Sie sehen in dieses junge und so unschuldig wirkende Gesicht. Sie sieht so friedlich aus. Wenn man sie so ansieht, kann man kaum glauben, dass sie die gefürchtete Kriegerin der gekreuzten Schwerter sein soll. Minutenlang sehen Dina und Mark dieses Mädchen von gerade achtzehn Jahren einfach nur an, bevor sie ihre Arbeit fortführen.

      Um einundzwanzig Uhr sind bereits fast alle der Studenten in die Unterkunft zurückgekehrt und nun verabschieden sich auch die letzten. Dina, Mark und Doc sind allein und kommen langsam zur Ruhe.

      „Ich fahre noch ins andere Labor und hole die Harfe. Die werde ich mitnehmen”, sagt Mark. „Ich begleite dich”, sagt Dina noch.

      Auch Doc verabschiedet sich jetzt zur Nachtruhe. Die Anstrengung der ganztägigen Robotersteuerung zeigt doch Erschöpfung. Im Labor 1 sind Dina und Mark doch damit beschäftigt, die Harfe zu vermessen und zu wiegen. Sie machen Fotos und polieren die Harfe immer wieder, damit der Glanz bewahrt bleibt.

      Aus nur die Harfe holen, wurde nun doch noch eine weitere Untersuchung. An der Unterseite der Harfe entdeckt Mark etwas: „Engel, kommst du mal her? Hier ist eine Inschrift.” Dina wirft einen kurzen Blick drauf. „Das ist einfach!“, stellt Dina schnell fest. „Das ist eine

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