Schicksalhafter Kompromiss. Christine Feichtinger

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Schicksalhafter Kompromiss - Christine Feichtinger

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wusste Patrik, welche Qualen sie litt. Jedes Mal, wenn sich ein schüchterner Junge vor ihr das erste Mal auszog, fürchtete sie, es wäre ihr Sohn, ein ständiger Albtraum.

      Erst gestern hatte sie einen bestimmt erst Vierzehnjährigen in die Liebe einführen müssen. Sie hatte sich anfangs sehr geschämt, diesem jungen, unerfahrenen Kind ihr schändliches Treiben zu offenbaren, da sie seine Großmutter hätte sein können. Als er dann aber seine Befriedigung fand, sah sie in seine glücklichen Augen und wusste, dass sie an ihm eine gute Tat vollbracht hatte. Er versprach, fleißig sein Taschengeld zu sparen und sobald er das Geld für ihren Lohn wieder beisammen habe, wieder zu kommen.

      Du hast einen Sohn. Gut zu wissen, mein Täubchen, überlegte Patrik süffisant. Damit, mein Goldschatz, hast du mir ein Werkzeug in die Hand gelegt, welches ich verwenden werde, falls du nicht mehr spurst.

      Durch Patriks Übermut, seine Unverlässlichkeit, seine Attacken gegen Angelique und seine immer höheren Geldausgaben, begann es in der Ehe bald zu kriseln.

      An jenem regnerischen Novemberabend, als sich Patrik von den Schlägen wieder erholt und sich das erste Mal wieder aus der Wohnung getraut hatte, hatten ihn Fredy und seine guten Freunde als eine Art Willkommensgruß zu ein paar Drinks eingeladen, sodass er betrunken wurde. Als Angelique erkältet und patschnass nach Hause ging und sich darauf freute, in ihre warme Wohnung zu kommen, um sich an Patrik wärmen zu können, zuhause weder Patrik vorfand noch die Wohnung geheizt war, entlud sich ihr Zorn das erste Mal explosionsartig, als er endlich betrunken heimkam.

      „Wo warst du? Wieso warst du nicht zuhause? Während ich patschnass, frierend, mit kalten Füßen heimgegangen bin und mich auf dich und die warme Wohnung gefreut habe, hast du gefeiert und gesoffen. Weder warst du daheim noch war die Wohnung warm.“

      Schwankend und wortlos ging er teilnahmslos zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier. „Du wirfst mein sauer verdientes Geld mit beiden Händen beim Fenster hinaus. Du weißt nicht, wie schwer ich es verdienen muss“, fuhr sie wütend fort.

      Während sie selber sparsam lebte, ärgerte sie sich über Patriks maßlose Geldverschwendung. Denn Patrik verspürte den Drang, ständig vor seinen neuen Freunden mit Geld zu prahlen und sich als würdig erweisen zu müssen, um dazuzugehören. Einmal bestellte er betrunken aus Jux und Tollerei drei Taxis gleichzeitig. Das erste Taxi musste seinen Hut, das zweite Taxi seinen Mantel und das dritte Taxi musste ihn nach Hause befördern. Als Angelique davon hörte, war sie außer sich vor Wut.

      „Kannst du mir das Bier öffnen? Ich bin zu betrunken“, fragte er lallend, als würden die Vorwürfe nicht ihm gelten, was Angelique noch mehr ärgerte.

      „Ich tue alles für dich, nur dass mein Sunnyboy glücklich und zufrieden ist. Denn, dass es dir gut geht, ist alles, was ich will“, schrie sie, während sie die Bierflasche öffnete. Im Normalfall turnte Patrik diese vollkommene Untergebenheit und Selbstaufgabe der Frauen an, aber irgendwie schien das bei Angelique nicht zu funktionieren. Eigentlich war er nur in dem Moment glücklich mit ihr, wenn er von ihr Geld bekam.

      Dann trank er gierig aus seiner Bierflasche.

      „Was würde ich ohne meine Seelentrösterin tun?“ Er schaute auf die Bierflasche als wäre diese seine Geliebte und Angelique nicht vorhanden.

      Das machte Angelique noch wütender. „Du weißt nicht, welche Opfer ich für dich bringe. Selbst wenn ich erkältet bin, arbeite ich, während du nichts für mich tust“, fuhr sie wütend fort. Es ärgerte sie, wenn er zu viel trank, die Zeit vergaß und seinen Teil der Abmachung, so wie heute, nicht einhielt. Wenn schlechtes Wetter war, empfing sie ihre Freier zuhause. Wenn sie dann von ihrer Straßenecke, wo sie die Freier sonst ansprach, heimkam, Patrik nicht zuhause war und seinen Teil der Abmachung nicht erfüllte, war sie böse. Denn Patrik hatte die Aufgabe, die Wohnung zu heizen, ein dämmriges Licht einzuschalten, Blumen, Kondome bereitzustellen, wohlriechende Duftstoffe zu versprühen, einen Imbiss und eine Flasche Sekt in einem Sektkübel zu kühlen, damit eine vornehme, erquickliche Wohlfühlatmosphäre aufkommen sollte. Wie sollte sie sich zitternd vor Kälte in der eiskalten Wohnung ausziehen und ein aufreizendes Negligé anziehen? „Warum kommst du nicht heim und erfüllst deinen Teil der Abmachung? So kannst du mich nicht beschützen vor etwaigen gewalttätigen Freiern?“ Immer, wenn sie mit einem Freier heimkam, wusch sie diesen, seifte ihn sanft ein, aß und trank mit ihm, schäkerte solange, bis die erste halbe Stunde mit der Vorbereitung verstrichen war. Gewöhnlich meldete sich Patrik als ihr Beschützer und verlangte das Geld auch für die nächste halbe Stunde im Vorhinein, um zu signalisieren, dass er als ihr Beschützer da war.

      „Du nimmst mir die Luft zum Atmen, willst mich wie eine Spinne im Netz immer an deiner Seite haben“, entgegnete er entrüstet.

      „Es bleibt sowieso kein Geld übrig, ich werde meinen Beruf aufgeben“, drohte sie.

      Erschrocken über diese Drohung, suchte Patrik Lerner die Versöhnung und ließ nichts unversucht, sie zu beruhigen, um seinen luxuriösen Lebenswandel aufrechterhalten zu können.

      Du bist mein von Gott geschickter Goldesel, dich melke ich, so lange es geht. Nur schwindet das Geld viel zu schnell. Ich muss dafür sorgen, dass dein Einkommen höher wird. Mehr will ich nicht von dir, befand Patrik trotzig.

      Um ihr Einkommen zu erhöhen, schaltete Patrik Zeitungsanzeigen. Außerdem vereinbarte er mit ihren Freiern, dass er bei Schlechtwetter eine rote Puppe außen am Fenster hinhängen würde als Zeichen, dass sie zuhause arbeitete, um ja keinen Verdienstentgang zu haben.

      Außerdem meinte er eines Abends, um Gleichgültigkeit bemüht: „Unser Unternehmen ist ausbaufähig“, als wäre er ein erfahrener Geschäftsführer einer großen Firma. Du kannst viel mehr Geld von deinen Freiern herausholen, so wie es deine jungen Kolleginnen auch tun. Die Konkurrenz schläft nicht“, mahnte er.

      Auch das noch, erschrak Angelique. In seinen Augen war sie eine alte, billige Hure, die zu wenig Geld einbrachte. Woher wusste er, wie ihre jungen Konkurrentinnen arbeiteten? Sie schaute ihn aus eiskalten Augen wortlos an, sodass er erstarrte. Wenn sie jetzt eine Waffe in Händen gehabt hätte, hätte sie ihn bedenkenlos abgeknallt. Sie erkannte in diesem Moment, dass er nicht besser war als ihr vorheriger Zuhälter Schurli, den alle Adlerauge nannten, weil er alles sah und den sie oft gedanklich aus Wut erschoss.

      Angelique war als junge Frau mit dem festen Vorsatz nach Österreich gekommen, um hier Arbeit zu finden. Als dies nicht gelang, wollte sie frei und unabhängig ihrem Gewerbe nachgehen, anstatt eines Zuhälters ihre rumänische Familie unterstützen und einen ruhigen Lebensabend mit ihrem Erspartem in ihrer Heimat verbringen, dort wo ihre Wurzeln waren. Aber schon beim ersten Mal, als sie auf dem Straßenstrich stand, wurde sie in einer stockdunklen Nacht wortlos zusammengeschlagen. Als sie weinend mit blauen Flecken übersät dalag, half ihr ihr vermeintlicher Wohltäter auf, wischte den Staub von ihrer Kleidung und riet ihr, sie solle sich einen Beschützer besorgen, allein wäre es viel zu gefährlich. Nach einigem Zureden stimmte sie zu, was sie später oft bereute. Noch dazu gelangte sie immer mehr zur Erkenntnis, dass ihr Angreifer und Wohltäter dieselbe Person, nämlich ihr nunmehriger Ausbeuter Schurli war.

      „Unser Unternehmen ist ausbaufähig“, hatte Patrik gesagt, wobei sie das Wort unser störte. Er trägt nichts bei zu unserem Unternehmen, er kassiert nur. Ich allein hole die Kastanien aus dem Feuer. Sie erkannte in dem Moment, dass alle Freier in ihrer Gier nach Geld gleich waren und ihre Huren bis zum letzten ausquetschten. Nur, dass sie das auf unterschiedliche Art und Weise taten. Patrik war nicht besser als ihr ehemaliger Zuhälter Schurli, ein gefürchteter Strizzi.

      Schurli hatte sie meist aus unmittelbarer Nähe ihres Stammplatzes beobachtet. Wenn er sah, dass sie entgegenkommende Männer nicht absichtlich anrempelte, augenzwinkernd

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