GRABESDUNKEL STEHT DER WALD. Eberhard Weidner

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GRABESDUNKEL STEHT DER WALD - Eberhard Weidner

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schon so viel.«

      »Geld kann man nie genug haben«, sagte er und offenbarte damit, dass er mindestens ebenso geldgierig war, bevor er einen Schluck von dem sündhaft teuren Rotwein nahm, den er am liebsten trank.

      »Das heißt dann wohl, dass du nicht mitfährst?«

      Markus nickte. »Tut mir leid, Schatz, aber momentan kann ich hier beim besten Willen nicht weg. Es gibt ein paar wichtige geschäftliche Angelegenheiten, um die ich mich persönlich kümmern muss. Aber richte deinen Eltern schöne Grüße von mir aus.«

      »Das mache ich natürlich, Schatz

      Innerlich triumphierte Cora, denn das war genau die Antwort, die sie hatte hören wollen. Sie erwiderte sein Lächeln und sah einen todgeweihten Mann vor sich, der allerdings noch nicht ahnte, was auf ihn zukam. Sie forschte in ihrem Inneren, ob sie irgendwo ein Gefühl des Bedauerns oder der Trauer entdecken konnte, fand jedoch nichts. Deshalb fragte sie sich, ob sie ihn jemals wirklich gemocht oder sich nur eingeredet oder eingebildet hatte, sie würde es tun.

      Doch dann zuckte sie nur mit den Schultern und griff nach ihrem gerührten Martini, denn letzten Endes war es ohnehin egal, weil sich diese Frage allerspätestens in zehn Tagen überhaupt nicht mehr stellte.

      4

      Eine Woche später verabschiedete sich Cora von Markus, nachdem er ihren Koffer im Porsche verstaut hatte.

      »Fahr vorsichtig«, sagte er, umarmte sie und gab ihr einen Kuss.

      Sie erwiderte den Kuss mit erheblich mehr Leidenschaft, als sie empfand, tröstete sich aber gleichzeitig mit dem Gedanken, dass es ohnehin das letzte Mal wäre, denn seit sie beschlossen hatte, ihn zu ermorden, erfüllte sie jede seiner Berührungen mit Ekel und Widerwillen. Doch erneut ließ sie sich nichts von ihren wahren Gefühlen anmerken und machte stattdessen gute Miene zum bösen Spiel.

      »Mach ich«, sagte sie und befreite sich sanft aus seiner Umarmung. »Aber jetzt muss ich wirklich los, schließlich ist es eine lange Fahrt.«

      »Mit dem Wagen schaffst du die Strecke im Nullkommanichts.« Er öffnete für sie die Fahrertür und ließ sie einsteigen. »Und die Strafzettel, die du bekommst, zahlen wir aus der Portokasse.«

      Sie lachte und startete den Wagen, der mit einem satten Brummen ansprang. Das mit den Strafzetteln war eigentlich eine gute Idee, denn auf diese Weise konnte sie neben den Aussagen ihrer Eltern ihr Alibi erhärten. Wieso war sie nicht darauf gekommen? »Ich ruf dich an, wenn ich angekommen bin. Und was ist mit morgen Abend? Bist du da zu Hause?«

      Er nickte. »Wie schon gesagt, muss ich mich um geschäftliche Dinge kümmern. Ansonsten habe ich nichts vor. Ich werde also hier sein.«

      »Dann ruf ich dich morgen Abend um zehn noch einmal an.«

      »Okay. Und grüß deine Eltern von mir.«

      Sie nickte lächelnd, dann wandte sie den Blick nach vorn und fuhr über die gepflasterte Einfahrt zum zweiflügeligen Tor, das tagsüber offen stand. Bevor sie vom Grundstück auf die Straße fuhr, sah sie noch einmal in den Rückspiegel. Markus stand noch immer mit erhobener Hand an derselben Stelle und winkte. Sie hob die Hand und erwiderte sein Winken. Ihr wurde bewusst, dass sie ihn in diesem Augenblick zum letzten Mal sah. Sie spürte einen kurzen Stich des Bedauerns, der jedoch schnell verging, als sie sich vergegenwärtigte, was sie durch den Mord alles gewinnen würde. Dann richtete sie den Blick wieder entschlossen nach vorn und gab Gas, um die Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen.

      Als sie drei Tage später abends zurückkehrte, war das Haus leer und Markus spurlos verschwunden. Am Tag darauf griff sie zum Telefon, rief die Polizei an und meldete ihn als vermisst.

      Zunächst rechneten die Beamten der Kriminalpolizei angesichts ihres Reichtums mit einer Entführung, doch als sich kein Einführer meldete, um ein hohes Lösegeld zu fordern, wurde die Angelegenheit vierzehn Tage später der Vermisstenstelle übergeben. Schließlich lagen auch nicht die geringsten Anhaltspunkte für eine Straftat vor, und das Alibi der Ehefrau, die in derartigen Fällen vermutlich zuerst und manchmal auch nicht zu Unrecht verdächtigt wurde, war wasserdicht. Deshalb gingen alle davon aus, dass Markus aus eigenem Antrieb und freiwillig verschwunden war.

      Damit ging Coras voll Rechnung auf, und sie freute sich, dass ihr Plan so gut funktioniert hatte.

      Doch wie es aussah, hatte sie sich zu früh gefreut, denn ihr Ehemann war gar nicht tot, sondern plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht.

      DRITTES KAPITEL

      1

      Als Cora von ihrem mentalen Ausflug in ihre Erinnerungen zurückkehrte, als erwachte sie aus einem Traum, saß sie noch immer im Bad neben der Toilettenschüssel und ließ ihren rechten Zeigefinger auf ihrer Kopfhaut kreiseln, sodass sich ihre langen Haare darum wickelten. Es war eine Angewohnheit, die sie sich einfach nicht abgewöhnen konnte, sosehr und sooft sie es auch versuchte, und die sie vor allem immer dann unbewusst ausführte, wenn sie unter starkem, emotionalem Stress stand.

      Sie befreite ihren Zeigefinger, dessen Spitze dunkel war, weil sich das Blut darin gestaut hatte, und stand auf. Dann stellte sie sich vor das Waschbecken und erwiderte den Blick ihres seitenverkehrten Ebenbilds im Spiegel. Was sie sah, gefiel ihr allerdings ausnahmsweise nicht so besonders.

      Ihr Haar war an der Stelle zerzaust, an der sie es um ihren Finger gewickelt hatte. Außerdem war sie blasser als sonst und hatte leicht gerötete, wässrige Augen, als wäre sie ernsthaft erkrankt. Und zu allem Überfluss hing auch noch ein Spritzer Erbrochenes an ihrem Kinn.

      Sie verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf, weil es Zeit wurde, dass sie sich nicht so gehen ließ und ein ernstes Wort mit sich selbst sprach.

      Na schön, dann war Markus also wieder aufgetaucht. Und wenn schon? Das war schließlich kein Weltuntergang. Nach Angaben der Polizistin von der Vermisstenstelle hatte er nämlich sein Gedächtnis verloren. Also wusste er auch nicht mehr, was mit ihm passiert war. Und selbst wenn er seine Erinnerungen irgendwann zurückerlangte, würde er den Mordversuch nicht mit ihr in Verbindung bringen. Schließlich war sie weit weg gewesen und hatte eines der besten Alibis, die man sich nur wünschen konnte.

      Und während Coras Abwesenheit war eben ein Unbekannter ins Haus eingedrungen, als Markus gerade im Arbeitszimmer auf Coras Anruf gewartet hatte, und hatte ihren Ehemann erwürgt. Anschließend hatte der Fremde die Leiche in den Ebersberger Forst gebracht, einem ausgedehnten Waldgebiet fünfundzwanzig Kilometer von München entfernt, und dort verscharrt.

      So war es zumindest von ihr geplant gewesen, und genau so hätte Sascha es auch ausführen sollen. Was war also passiert, dass Markus noch immer am Leben war und so unerwartet und unwillkommen wie ein nächtlicher Albtraum wieder auf der Bildfläche erschien?

      Hatte Sascha ihn gar nicht getötet, wie er es ihr gegenüber hinterher behauptet hatte? Aber wieso nicht? Und wo war Markus seitdem gewesen? War er in der Gegend herumgeirrt, nachdem er im Wald ohne jegliche Erinnerung wieder zu sich gekommen war, und schließlich in Regensburg gelandet, um dort bei einem Ladendiebstahl erwischt zu werden und wieder in ihr Leben zurückzukehren?

      Cora spürte den Impuls, nach unten zu gehen und zum Telefon zu greifen, um Sascha sofort anzurufen und zur Rede zu stellen. Doch ihr wurde sofort klar, dass dies das Verkehrteste wäre, was sie tun könnte.

      Erstens

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