GRABESDUNKEL STEHT DER WALD. Eberhard Weidner

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GRABESDUNKEL STEHT DER WALD - Eberhard Weidner

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heftig gewesen, und Cora fühlte sich unmittelbar danach etwas erschöpft und wund, gleichzeitig aber auch in höchstem Maße ausgefüllt und befriedigt. Wie immer, wenn sie mit Sascha schlief, hatte sie das überwältigende Gefühl, viel lebendiger und präsenter als sonst zu sein. Denn obwohl Sascha nicht unbedingt die hellste Birne am Kronleuchter war, war er – zumindest was den Sex anging – sehr einfallsreich. Aber vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil der Geschlechtsakt mit ihrem Ehemann schon seit längerer Zeit eine eher langweilige und eintönige Angelegenheit war. Sofern sie überhaupt noch miteinander schliefen, was von Jahr zu Jahr immer seltener vorkam.

      Während Cora schon wieder neben dem Bett stand und sich mit raschen Bewegungen anzog, lag Sascha noch immer auf dem Bett, wie der liebe Gott ihn unter großzügiger Zuhilfenahme anaboler Steroide erschaffen hatte, und sah ihr lächelnd zu.

      Es war Ende Juni und schon sehr warm, doch nicht nur deshalb waren beide jetzt verschwitzt. Cora würde, sobald sie zu Hause war, erst einmal unter die Dusche springen, um neben dem Schweiß auch Saschas Geruch von ihrer Haut zu waschen. Aus diesem Grund beeilte sie sich auch mit dem Anziehen.

      »Wir müssen uns unbedingt öfter und länger sehen«, sagte Sascha unvermittelt und seufzte, als Cora die Bluse schloss und ihm damit den Ausblick auf ihre großen, vollen Brüste verwehrte.

      Obwohl Cora bereits siebenundvierzig Jahre alt und damit über zehn Jahre älter als der 35-jährige Bodybuilder war, war sie noch immer eine schöne und begehrenswerte Frau. Sie hatte schulterlanges und leicht gelocktes champagnerblondes Haar und ein ebenmäßiges, ovales Gesicht mit einer kleinen Stupsnase, von Natur aus vollen, glänzenden Lippen und großen, ausdrucksstarken blauen Augen. Mit ihrem schlanken Körper und ihrer Größe von eins vierundsechzig wirkte sie neben dem großen Fitnesstrainer allerdings zuweilen wie ein Kind an der Seite eines Erwachsenen.

      Cora hörte auf, ihre Bluse zuzuknöpfen, hob den Kopf und sah Sascha nachdenklich an. Wenn sie ehrlich war, wollte sie bestimmt nicht den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen. Der Sex war zwar außergewöhnlich und genau das, was sie von Zeit zu Zeit dringend brauchte, um ihrem eintönigen und langweiligen Ehealltag zu entfliehen, doch zu einer echten Partnerschaft gehörte ihrer Meinung nach mehr als nur guter Sex. Und Sascha war nun einmal nicht der Typ, mit dem man mal eben tiefschürfende Gespräche über Politik, Bücher oder das Weltgeschehen führen konnte. Allerdings hätte auch sie nichts dagegen einzuwenden gehabt, sich öfter mit ihm zu treffen und mehr als nur die übliche halbe Stunde mit ihm zu verbringen.

      »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte sie und hob die Augenbrauen. »Du weißt doch, dass Markus die meiste Zeit zu Hause ist, sodass ich nicht einfach wegkann, wenn ich will. Und wenn er doch mal gelegentlich aus geschäftlichen Gründen wegmuss, was leider viel zu selten vorkommt, dann erfahre ich das immer erst kurz vorher und rufe dich so bald wie möglich an, um ein Treffen zu vereinbaren. Es ist so schon schwer genug, ohne dass Markus misstrauisch wird und uns irgendwann auf die Schliche kommt. Vor drei Wochen war er zum Beispiel schon wieder zu Hause, als ich von unserem Schäferstündchen zurückkam, und ich musste mir auf die Schnelle eine überzeugende Ausrede einfallen lassen, warum ich weg gewesen war.«

      Sascha sah sie noch eine Weile mit ausdruckslosem Gesicht an, nachdem sie zu reden aufgehört hatte. Falls er irgendwelche Überlegungen anstellte, um eine Antwort auf ihre Frage zu finden, war ihm zumindest äußerlich nichts davon anzumerken. Dann zuckte er die Achseln und meinte: »Keine Ahnung. War ja auch nur so ‘ne Idee.«

      Cora seufzte und schüttelte den Kopf. Das war mal wieder typisch Sascha. Erst kam er mit irgendwelchen Ideen oder Vorstellungen, und wenn man ihn fragte, wie er sich das eigentlich vorstellte, dann lautete seine Antwort meist: »Keine Ahnung.«

      Dennoch hatte seine Bemerkung etwas in ihr ausgelöst, denn sie konnte nicht wie sonst einfach zur Tagesordnung übergehen. Stattdessen begann sie plötzlich tatsächlich darüber nachzudenken, wie man Saschas Vorschlag in die Tat umsetzen könnte. Während sie sich ihre Gedanken machte, setzte sie sich mit dem Rücken zu Sascha auf den Bettrand.

      »Was ist los?«, fragte er, und sie konnte deutlich seine Irritation heraushören. Dass sie von ihren üblichen Gepflogenheiten abwich, sich nach dem Sex rasch anzuziehen und zu verschwinden, schien ihn zu verwirren. Sie spürte seine bratpfannengroße Hand, als er von hinten unter ihre Bluse fasste und überraschend zärtlich ihren Rücken streichelte. »Willst du etwa, dass ich es dir noch einmal besorge?«

      »Nein!«, sagte Cora energisch. »Und jetzt halt gefälligst für ein paar Minuten den Rand, damit ich in Ruhe nachdenken kann.«

      »Wie du willst.« Er zog seine Hand zurück, weil er vermutlich beleidigt war. Doch das würde nicht lange anhalten, wie sie aus Erfahrung wusste. Aber wenigstens blieb er still, wie sie es verlangt hatte, sodass sie nachdenken konnte.

      Obwohl Markus und sie nun schon mehr als dreiundzwanzig Jahre verheiratet waren, wusste Cora noch immer nicht, womit ihr Mann eigentlich sein Geld verdiente. Einerseits hatte es sie nie sonderlich interessiert, andererseits hatte er auch stets ein Geheimnis daraus gemacht. Anfangs hatte sie zwar noch gelegentlich nachgefragt. Doch nachdem er ihr stets geantwortet hatte, dass sie sich darüber nicht ihr hübsches Köpfchen zerbrechen müsste und er schließlich genug Geld nach Hause bringen würde, um ihr ein angenehmes Leben zu ermöglichen und all ihre Wünsche zu erfüllen, hatte sie aufgegeben und sich damit abgefunden. Wichtig war ihr ohnehin immer nur gewesen, dass er tatsächlich, so wie er es versprochen hatte, eine Menge Geld verdiente.

      Und das tat er auch. Obwohl Cora über ihre finanzielle Situation nicht Bescheid wusste, weil sich Markus um alles Geldangelegenheiten kümmerte, vermutete sie, dass sie ziemlich vermögend waren. Immerhin besaßen sie ein Haus im noblen Herzogpark, eine der exklusivsten Wohngegenden, die zum im Nordwesten von München gelegenen Stadtteil Bogenhausen gehörte. Die Villa besaß 16 Zimmer und war gewiss mehrere Millionen wert. Außerdem hatten sie einen ganzen Fuhrpark exklusiver Autos. Während sich Cora mit einem weißen Porsche 911 Turbo S Cabriolet zufriedengab, den ihr Markus zum zwanzigsten Hochzeitstag geschenkt hatte, hatte er die Wahl zwischen einem Ferrari 488 GTB, einem Porsche 918 Spyder, einem Mercedes-AMG GT S Coupé und einem BMW i8. Daneben besaßen sie ein Haus mit Seezugang und Bootshaus am Comer See.

      Markus hatte also sein Versprechen gehalten und ermöglichte ihr ein angenehmes Leben, denn mithilfe ihrer Kreditkarte konnte sie ohne Limit einkaufen, was sie wollte, ohne auf den Preis achten zu müssen.

      Allerdings wusste sie nicht, wie er dieses Geld verdiente. Sie wusste lediglich, dass er freiberuflich tätig war und seine Geschäfte, worin auch immer diese bestanden, von zu Hause aus erledigte. Meistens, wenn sie ihn in seinem großzügigen Arbeitszimmer im Erdgeschoss besuchte, sprach er gerade mit irgendwelchen Leuten am Telefon, verstummte allerdings sofort, sobald sie anklopfte, um seinen Gesprächspartner zu vertrösten und Cora hereinzubitten. Oder er starrte so konzentriert auf den Computermonitor, dass sie Mühe hatte, ihn auf sich und ihr jeweiliges Anliegen aufmerksam zu machen. Nur gelegentlich, ein- bis zweimal in der Woche, verließ er zu höchst unterschiedlichen Zeiten das Haus, um einen wichtigen geschäftlichen Termin wahrzunehmen, und blieb dann zwei bis vier Stunden, ganz selten auch einmal über Nacht weg.

      Cora nahm an, dass Markus’ Tätigkeit mit dem Handel von Aktien zu tun hatte, denn wo sonst konnte man von zu Hause aus so viel Geld verdienen. Aber wie gesagt, es war ihr nie wichtig gewesen, genauer darüber Bescheid zu wissen, solange der Rubel weiterhin rollte und sie sich nicht einschränken musste.

      Allerdings machte es ihr die Tatsache, dass Markus fast ständig zu Hause war und nur gelegentlich für wenige Stunden wegging, schwer, sich mit ihrem Liebhaber zu treffen. Da sie nicht vorhersehen konnte, wann Markus das Haus verließ, und es in der Regel erst kurz vorher erfuhr, konnte sie ihre Treffen mit Sascha nicht im Voraus planen, sondern musste flexibel sein. Und falls Sascha gerade keine Zeit hatte, weil er im Fitnessstudio arbeiten musste, dann ging

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