GRABESDUNKEL STEHT DER WALD. Eberhard Weidner

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GRABESDUNKEL STEHT DER WALD - Eberhard Weidner

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Markus heute wegbleiben würde.

      So war es schon ein paarmal vorgekommen, dass sie noch unter der Dusche gestanden hatte, als er zurückgekommen war. Auf seine Frage, warum sie mitten am Tag duschte, hatte sie ihm vorgelogen, dass sie im Fitnessstudio gewesen wäre und keine Lust gehabt hätte, dort zu duschen. Und einmal war er schon da gewesen, als sie völlig verschwitzt heimgekommen war. Erneut hatte sie behauptet, sie wäre im Fitnessstudio gewesen und hätte im Anschluss sofort nach Hause gewollt, um zu sehen, ob er schon wieder zurück wäre. Cora hielt sich zwar für eine ausgezeichnete Lügnerin, hatte allerdings befürchtet, Markus könnte Saschas Geruch oder den Duft nach Sex an ihr riechen. Doch er hatte nichts davon bemerkt und sich gefreut, dass sie sogar im Fitnessstudio an ihn gedacht hatte. Anschließend hatte er ihr einen Kuss auf die verschwitzte Stirn gegeben, bevor er wieder in seinem Arbeitszimmer verschwunden war, um weiter seinen ertragreichen Geschäften nachzugehen.

      Cora war klar, dass ihr außereheliches Verhältnis längst aufgeflogen wäre, wenn Markus nur ein wenig misstrauischer und aufmerksamer gewesen wäre. Doch er schöpfte trotz allem nicht den geringsten Verdacht, weil er sich vermutlich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass seine Frau Verlangen nach einem anderen Mann haben könnte. Schließlich bot er ihr alles, was sich eine Frau nur wünschen konnte. Sie lebte im Überfluss, musste sich keine Sorgen um ihr Wohlergehen und ihre Zukunft machen und nicht selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, sondern konnte ihren eigenen Interessen nachgehen – in ihrem Fall neben dem Fitnesstraining die Malerei, die sie in einem eigenen Atelier im Dachgeschoss betrieb.

      Dass eine Frau ein bisschen mehr als nur ein schönes Heim und Wohlstand haben wollte, schien ihm hingegen nie in den Sinn gekommen zu sein.

      Kinder beispielsweise, doch davon hatte Markus von Anfang an nichts wissen wollen, und Cora hatte sich damit – wie mit vielen Dingen, über die sie hinweggesehen hatte – irgendwann abgefunden.

      Oder tollen, die Sinne vernebelnden, manchmal auch harten Sex. Und an diesem Punkt war Sascha ins Spiel gekommen, der letztendlich auch den Anstoß für ihre jetzigen Überlegungen gegeben hatte, denn sie dachte noch immer darüber nach, wie sie mehr Zeit mit ihm verbringen konnte.

      Doch so sehr sie sich auch den Kopf zermarterte, ihr fiel keine Lösung ein. Denn wie sollte sie Markus dazu bringen, mehr Zeit außer Haus zu verbringen, oder ihm erklären, warum sie so oft und lange weg war? Es war im Grunde die Quadratur des Kreises und daher unmöglich.

      Die einzige Möglichkeit, die ihr einfiel, bestand darin, ihn einfach umzubringen. Aber das war natürlich vollkommen absurd!

      Aber ist es das tatsächlich?

      Coras Überlegungen kamen an diesem Punkt abrupt zum Stillstand, als wäre ihr Verstand gegen ein Hindernis geprallt, denn es irritierte sie, dass sie den Gedanken, ihren Ehemann zu töten, nicht augenblicklich verworfen hatte, sondern sogar einen zweiten und dann auch noch einen dritten Gedanken daran verschwendete.

      Schließlich hatte sie Markus noch nie zuvor den Tod gewünscht, noch nicht einmal dann, wenn sie richtig wütend auf ihn gewesen war. Schließlich war er ihr stets ein guter und – soweit sie wusste – treuer Ehemann gewesen. Er sorgte wie versprochen für sie, las ihr nahezu jeden Wunsch von den Augen ab und hatte sie noch nie geschlagen, ja, noch nicht einmal die Hand gegen sie oder die Stimme erhoben. Er war lediglich etwas zu dominant und bestimmte den Großteil ihres Lebens, aber damit konnte man leben.

      Dennoch …

      Die fixe Idee, ihn umzubringen, hatte sich bereits hartnäckig in ihr festgesetzt. Und sosehr sie sich auch einzureden versuchte, dass es absurd und falsch und gesetzeswidrig wäre, diesen Gedanken weiterzuspinnen, geschweige denn ihn auch noch in die Tat umzusetzen, schaffte sie es nun nicht mehr, ihn wieder loszuwerden. So wie der berühmte Zauberlehrling die Kräfte nicht mehr beherrschen konnte, die er in seiner Überheblichkeit entfesselt hatte, so konnte sie nun den Gedanken an einen Ehegattenmord nicht mehr in die Schublade zurücklegen, aus der sie ihn leichtfertig hervorgeholt hatte.

      Und vielleicht soll es ja auch so sein.

      Möglicherweise hatte sie schon länger unterbewusst mit diesem Gedanken gespielt, und Saschas Bemerkung war nur der Auslöser gewesen, der ihn in ihr bewusstes Denken katapultiert hatte. Denn obwohl sie alles hatte, wovon eine Frau nur träumen konnte, fühlte sie sich gleichwohl wie in einem goldenen Käfig eingesperrt und nicht richtig lebendig. Nur wenn sie mit Sascha zusammen war, fühlte sie sich voller Leben und wieder wie die alte Cora, die sie gewesen war, bevor sie Markus kennengelernt und geheiratet hatte.

      Aber gab es denn gar keine Alternativen? Musste es wirklich unbedingt Mord sein?

      Sie erwog natürlich auch eine Scheidung, doch diese legale Möglichkeit, eine Ehe zu beenden, war letztendlich auch nicht sehr überzeugend. Schließlich hatte sie dummerweise einen Ehevertrag unterschrieben und darin auf so ziemlich alle Ansprüche gegenüber ihrem Ehemann verzichtet. Nach einer Scheidung wäre es also definitiv vorbei mit dem Reichtum, dem Porsche und dem schönen Leben. Und dabei hatte sie sich sosehr daran gewöhnt, dass sie in Zukunft nur äußerst ungern darauf verzichten wollte. Also war Scheidung keine wirkliche Option.

      Doch was blieb ihr dann?

      Scheidung auf sizilianische Art?

      Cora schüttelte den Kopf, als ihr klar wurde, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als ihren Ehemann zu ermorden, wenn sie endlich frei und nicht länger wie ein Vogel im goldenen Käfig sein wollte. Und der Gedanke an ihre Freiheit hatte sich bereits so hartnäckig in ihrem Denken festgesetzt, dass sie ihn nun nicht mehr so einfach abschütteln konnte.

      »Ich weiß, wie wir uns öfter sehen können.«

      »Was?«, fragte Sascha, der möglicherweise eingeschlafen war oder zumindest vor sich hin gedöst hatte, sodass er nicht mehr wusste, wovon sie vor wenigen Augenblicken noch geredet hatten. »Wovon sprichst du?«

      Sie wandte den Kopf und sah ihn von Kopf bis Fuß an. Was sie sah, gefiel ihr ausgesprochen gut, und sie spürte, wie ihre sexuelle Erregung erneut erwachte. Doch als sie ihm ins Gesicht sah, das ihren Blick mit einem leicht belämmerten, begriffsstutzigen Ausdruck erwiderte, war sie sich nicht mehr sicher, ob Sascha überhaupt ein Teil ihres neuen Lebens sein würde, das beginnen sollte, sobald sie Markus aus dem Weg geschafft hatten.

      Ihr wurde jäh bewusst, dass aus dem vagen Gedanken von vorhin mit einer Schnelligkeit, die sie selbst verblüffte, im Nullkommanichts ein festes Vorhaben geworden war. Und sie empfand dabei nicht einmal die geringsten Skrupel oder Gewissensbisse. Vermutlich hatte sie irgendwann während ihrer Ehe aufgehört, Markus gern zu haben, ohne dass es ihr selbst bewusst geworden war, sonst könnte sie jetzt nicht so kaltherzig darüber nachdenken, ihn um die Ecke zu bringen.

      »Cora? Alles in Ordnung?«

      Ihr wurde bewusst, dass sie Sascha angestarrt hatte, während ihr diese Gedanken durch den Kopf gegangen waren. Sie nickte. »Keine Angst, mit mir ist alles in Ordnung.« Sie lächelte und fügte hinzu: »Mit mir ist sogar alles in bester Ordnung.«

      »Was meintest du vorhin damit, dass du weißt, wie wir uns öfter sehen können?« Der Gedanke schien ihm zu gefallen, denn er sah sie erwartungsvoll an.

      Sie lächelte noch immer, während sie Saschas fragenden Blick erwiderte. Doch es war ein unechtes Lächeln, das nur ihre Lippen krümmte, während ihre Augen dabei unbeteiligt und kalt blieben.

      Cora sah, dass Sascha unter diesem Blick erschauderte und unwillkürlich nach der Decke griff, um seine Blöße zu bedecken. Der Mann würde zwar in ihrer Zukunft keine so große Rolle wie bisher spielen, doch momentan benötigte

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