Passion between us. Sarah Glicker
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Mich über ihn zu unterhalten scheint mir einfacher zu sein, als mich mit dem eigentlichen Grund dafür zu unterhalten, dass er hier steht. Und wenn er schon nicht hier ist, will ich ihn auf diese Weise zwischen uns stellen.
„Ich gehe davon aus, dass er noch immer beim Tätowierer ist. Ich hatte keine Lust mehr danebenzusitzen und ihm das Händchen zu halten. Er ist ja schließlich erwachsen und wird es deshalb auch alleine schaffen.“ Jax zuckt mit den Schultern. Dann lässt er sich auf den Stuhl sinken, der sich hinter ihm befindet.
Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Genauso, wie es auch gestern schon der Fall war, sind seine Bewegungen geschmeidig und seine Stimme sanft. Es passt so überhaupt nicht zu seinem Auftreten geschweige denn zu seinem äußerlichen Erscheinungsbild. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht irritiert.
Gelassen sitzt er dort und beobachtet mich. Ich weiß es nicht genau, doch es scheint so, als würde es ihm nichts ausmachen, dass wir hier alleine sind. Und es gibt keinen Grund, wieso es nicht so sein sollte. Denn genauso wie Mason erwachsen ist, so bin ich das auch und ich kann sehr wohl auf mich alleine aufpassen.
Dennoch kann ich das von mir nicht gerade behaupten. Die Ruhe, die er anscheinend hat, fehlt mir. Ich bin mir mehr als nur etwas darüber bewusst, dass wir alleine sind. Und das reicht aus, um mein Herz wieder schneller schlagen zu lassen. Ich werde nervös und sehe keinen Ausweg.
Das einzige, was ich machen kann, ist zu hoffen, dass er es nicht merkt. Da Jax mich nicht aus den Augen lässt, stehen meine Chancen nicht so gut. Vor allem deswegen, weil ich nicht gerade die beste Schauspielerin bin. Deswegen versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch auch das scheint nicht zu funktionieren.
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in der Vergangenheit die Anwesenheit einer anderen Person so wahrgenommen habe, wie es bei Jax der Fall ist.
Ich kann nicht sagen, wieso er mich so einnimmt. Und ich will mir darüber auch nicht den Kopf zerbrechen. Ich gebe zu, dass ich Angst davor habe, dass es Licht auf etwas bringt, mit dem ich mich besser nicht so genau beschäftige.
„Und du willst dir kein neues machen lassen?“, erkundige ich mich. Ich deute auf seine Arme, die von Tattoos übersät sind. Mein Gefühl sagt mir, dass der Rest seines Oberkörpers genauso aussieht.
Doch es ist nicht nur die Neugierde, die mich dazu bewegt, dass ich diese Frage stelle. Nein, es ist auch so, dass ich hoffe, auf diese Weise die Unterhaltung auf ein neutrales Gebiet lenken zu können.
„Ich wüsste nicht was“, antwortet er und verzieht ein wenig das Gesicht. „Oder hast du vielleicht eine Idee?“ Jax lehnt sich ein Stück nach vorne. So verhindert er es, dass ich ihm ausweichen kann.
„Ich habe keine Ahnung, was zu deinen noch passen würde. Bis jetzt habe ich mich aber auch noch nie damit auseinandergesetzt.“
„Meinst du, dass es darum geht?“
„Worum?“ Ich verheimliche nicht, dass ich keine Ahnung habe, wovon er spricht. Was aber vor allem daran liegt, dass es mir vorkommt, als wäre meine Entscheidung für dieses Thema nicht die beste gewesen.
„Das eines zum anderen passt oder passen muss.“ Neugierde hat sich in seine Augen geschlichen.
„Du hältst mich wahrscheinlich für doof. Ich finde, dass sie schon zueinander passen sollten“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.
Jax lacht leise. Sein Blick ist durchdringend, beinahe beschwörend. Auch wenn die Gläser meiner Sonnenbrille stark getönt sind und er meine Augen deswegen nicht sehen kann, kommt es mir so vor, als wäre genau das der Fall. Er kann in mein Inneres sehen und ich habe keine Möglichkeit, mich davor zu schützen.
Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass er ein Freund meines Bruders ist. Alleine deswegen darf ich mich von ihm schon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Da ist aber auch noch der Punkt, dass er nicht unbedingt zu den Männern gehört, mit denen ich sonst etwas anfangen würde. Ich würde um ihn einen riesigen Bogen machen. Doch ich kann es nicht. Da ist etwas, was mich daran hindert.
„Nein, ich würde dich nicht als doof bezeichnen. Es ist jedem selber überlassen, was er sich stechen lässt.“ Jax zuckt mit den Schultern. „Aber ich komme noch auf deine Feststellung zurück. Ich bin sogar der Meinung, dass du ziemlich schlau bist.“
„Du meinst, ich wäre schlau? Wenn ich mich richtig erinnere, kennst du mich überhaupt nicht“, werfe ich schnell ein.
„Dein Bruder hat genug erzählt, damit ich das sagen kann. Ich muss aber zugeben, dass es da noch ein paar andere Begriffe gibt, mit denen ich dich beschreiben würde.“
Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. Ich bin mir sicher, dass es den meisten Frauen alleine deswegen schon schwerfällt, sich von ihm fernzuhalten. Er braucht es nicht zu sagen, ich weiß auch so, dass er mit seiner Art schon der einen und anderen das Herz gebrochen hat. Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre.
„Und welche wären das?“ Ich kann nicht einschätzen, ob ich wirklich eine Antwort auf diese Frage haben will. Doch er hat mich neugierig gemacht. Auch wenn ich das Risiko damit eingehe, dass ich ihn zu nah an mich heranlasse.
„Du bist frech, hast eine gute Bindung zu Mason und müsste ich raten, würde ich sagen, mit deinen Eltern verstehst du dich auch blendend.“
„Woher willst du das wissen? Ich meine, du hast mich mit meinen Eltern noch nicht erlebt.“
„Und wieder kann ich dir nur sagen, dass Mason es mir erzählt hat. Aber es gibt auch Eigenschaften an dir, für die ich deinen Bruder nicht brauche, um es festzustellen“, spricht er weiter. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Eigenschaften, die du nicht verheimlichst. Wobei ich glaube, dass du sie selber nicht wirklich wahrnimmst.“
„Und die wären?“, fordere ich ihn heraus. Sogar ich merke, dass meine Stimme viel zu leise ist.
Ich will es wissen. Egal, welches Risiko ich damit eingehe.
„Du bist süß, vorlaut, gutaussehend und sexy. Aber vor allem hast du das schönste Lächeln, das ich gesehen habe.“
Mein Mund öffnet sich, da ich das Gefühl habe, ich würde nicht genug Luft bekommen. Mein Herz setzt für einen Augenblick aus, nur um dann in doppelter Geschwindigkeit weiterzuschlagen. Seine Worte sorgen dafür, dass ich rot werde. Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass ich nicht die erste bin, die das aus seinem Mund zu hören bekommen hat.
Er hat mich damit eiskalt erwischt. Dieses Wissen ändert nichts daran, dass ich gar nicht weiß, wann ich so viele Komplimente auf einmal bekommen habe.
Falls ich dies überhaupt bis jetzt der Fall war.
Und es ändert auch nichts daran, dass ich zugeben muss, dass er mich anscheinend genauer beobachtet habe, als ich es erwartet habe.
Verzweifelt suche ich nach etwas, was ich zurückgeben kann. Doch es ist egal, was mir in den Kopf kommt, alles scheint total idiotisch zu sein. Dabei bin ich sonst nicht auf den Mund gefallen.
Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Während dieser Zeit merke ich, dass er seine Worte ernst meint. Ich kann nicht sagen, woher ich das genau weiß, doch ich weiß es.
Als ich auch nach einer kurzen Zeit nichts gesagt