Love and Crime. Harley Barker
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„Ich werde mich jetzt auch auf den Weg machen und mir noch ein paar Autos anschauen. Vielleicht ist ja etwas dabei“, verabschiede ich mich schnell von ihm. Ich winke seinen Kollegen noch zu, bevor ich mit großen Schritten an ihm vorbeieile. So schnell wie möglich will ich von hier verschwinden.
Ich spüre den Blick meines Vaters in meinem Rücken, bis ich um die nächste Ecke gebogen bin. Und auch, wenn ich gerade eigentlich in die falsche Richtung gehe, so ist es doch besser, als ihm eine Angriffsfläche zu geben.
Es dauert ein wenig, bis ich das erste Autohaus erreicht habe. Auf den ersten Blick erkenne ich, dass hier nichts für mich zu finden ist, was ich mir leisten kann. In der Ausbildung habe ich nicht sehr viel verdient. Und das, was ich zurücklegen konnte, ging zum größten Teil für den Umzug drauf, sodass nicht viel übrig geblieben ist.
Seufzend ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche heraus, als ich das leise Klingeln höre.
„Ich habe nachgedacht“, begrüßt mich Katie aufgeregt.
„Worüber?“, frage ich sie, obwohl ich es mir bereits denken kann.
„All das, was gestern passiert ist“, erklärt sie, während ich weiter gehe.
„Ich bin ganz Ohr“, erwidere ich, auch wenn ich eigentlich keine Lust habe, mich schon wieder darüber zu unterhalten.
„Ich gehe mal davon aus, dass du dir keinen Ärger aus Deutschland mitgebracht hast. Deswegen kann es nur einen Grund für all das geben.“
Ich warte darauf, dass sie weiter spricht, doch das macht sie nicht. Katie liebt die dramatischen Pausen. Ich hingegen hasse sie. Und in dem Fall sogar noch mehr.
„Jetzt sag schon“, fordere ich sie auf, nachdem sie auch nach mehreren Sekunden noch nichts von sich gegeben hat.
„Es kann nur sein, dass du mit jemanden in Kontakt gekommen bist.“ Ich kann das Stöhnen nicht für mich behalten, was sich einen Weg meine Kehle hinauf sucht. Außerdem verdrehe ich die Augen, wobei ich aber froh bin, dass sie das nicht merkt.
„Ich habe die ganze Fahrt über mit niemandem gesprochen und ich habe nichts in meinen Taschen gefunden, die dort nichts zu suchen haben. Sonst hätte ich es schon längst entdeckt und meinem Dad gegeben. Und nein, mein Koffer wurde auch nicht vertauscht, falls das deine nächste Frage wäre.“
Es ist ruhig in der Leitung. Vor meinem inneren Auge kann ich beinahe sehen, wie sie das Gesicht verzieht und über meine Antwort nachdenkt. Sie sucht nach einer anderen Lösung für das Problem.
„Hör zu, ich freue mich darüber, dass du eine Lösung versuchst zu finden. Aber das musst du nicht. Ich bin mir sicher, dass die Polizei schnell herausfinden wird, wer es war. Und es wurde in beiden Fällen ja nichts geklaut.“ Die letzten Worte murmle ich mehr vor mir her, als das ich sie wirklich sage.
Während ich spreche, fällt mein Blick auf einen dunklen Geländewagen, der dem, den ich vor unserem Haus und in der Stadt beobachtet habe, verdammt ähnlich sieht. Sofort bleibe ich stehen, als wären meine Füße plötzlich mit dem Boden verwachsen. Er fährt gerade um eine Ecke und ist schon bald verschwunden. Doch genauso, wie ich mir vorhin sicher war, dass es nicht der Wagen war, so bin ich mir jetzt sicher, dass er es ist.
„Harley? Bist du noch dran?“, fragt mich Katie und zieht meine Aufmerksamkeit so auf sich.
„Ja“, murmle ich.
„Bist du dir sicher? Du scheinst plötzlich ganz woanders zu sein.“
„Erinnerst du dich noch an den schwarzen Geländewagen, der am Strand war?“ Meine Stimme klingt vorsichtig, doch meine Augen beobachten noch immer die Stelle, an die der Wagen verschwunden ist.
„Ja, es ist ja erst zwei Tage her“, antwortet meine Freundin.
„Er ist wieder da.“
„Was?“ Ihre Stimme ist so schrill, dass ich mein Handy ein Stück entfernt halten muss, da ich die Befürchtung habe, dass ich sonst einen Hörschaden bekomme. „Wo bist du? Ich komme sofort.“
„Musst du nicht arbeiten?“
„Nein, heute habe ich ausnahmsweise mal einen freien Tag. Dafür habe ich die letzten drei Wochen aber auch durch gearbeitet.“
„Genieße ihn. Du brauchst nicht extra zu kommen. Ich bin mir sicher, dass ich mich nur vertan habe. Schließlich gibt es zahlreiche Autos in der Stadt. Sie ist zwar nicht riesig, aber dennoch groß genug, damit hier mehr als zwei Autos herumfahren, die sich ähneln.“
„Du spielst die Detektivin und ich soll meine Auszeit genießen. Dir ist schon klar, dass das nicht sehr fair ist, oder?“
„Ich spiele nicht.“ Ich versuche meinen Einwand so laut und sicher wie möglich von mir zu geben. Aber sogar ich merke, dass das nicht klappt. Katie und ich haben uns in den letzten Jahren nicht sehr oft gesehen. Doch wir haben uns jeden Tag geschrieben und regelmäßig miteinander telefoniert. Deswegen bin ich mir sicher, dass sie durchaus merkt, dass ich mit meinen Gedanken eigentlich ganz woanders bin.
„Der Vater ist ein Cop und sie will mir wirklich vormachen, dass sie nicht spielt. Schick mir eine Nachricht und wir treffen uns da.“ Kaum hat sie ausgesprochen, legt sie auf. An dem Ton ihrer Stimme kann ich erkennen, dass es auch gar nichts bringen würde, wenn ich ein Argument dagegen vorbringe.
Deswegen schicke ich ihr meinen Standort, auch wenn ich mir sicher bin, dass es nichts bringen wird.
Dennoch muss ich zugeben, dass die letzten Sekunden wieder den Gedanken in mir heraufbeschworen haben, dass etwas nicht stimmt. Mein Verstand sagt mir, dass ich es nicht vor meinem Dad verheimlichen sollte. Aber ich will nicht, dass er sich Sorgen macht, wo wahrscheinlich nicht einmal ein Grund ist. Deswegen schiebe ich die Möglichkeit entschieden zur Seite.
Und sollte es doch so sein, kann ich es immer noch machen.
7
„Ich glaube, ich habe mich geirrt“, räumt Katie vorsichtig ein.
Überrascht über ihre Worte schaue ich sie an. Ich kann es nicht für mich behalten, doch das will ich auch überhaupt nicht.
„Wobei?“ Ich kenne die Antwort auf meine Frage, doch ich will sie aus ihrem Mund hören. Zusammen sitzen wir auf einer Bank direkt an der Straße und beobachten die vorbeifahrenden Autos. Doch obwohl wir uns nun seit zwei Stunden hier befinden, ist der Wagen nicht wieder aufgetaucht.
„Du hattest recht und ich habe übertrieben. Aber ich fand die Vorstellung cool, dass endlich mal etwas passiert. Ich liebe die Stadt, doch manchmal kann sie extrem langweilig sein, vor allem im Vergleich mit anderen.“ Sie verzieht ein wenig das Gesicht.
„Ich bin mir sicher, das noch mehr passieren wird. Und du wirst dich in der ersten Reihe befinden. Allerdings etwas, was vielleicht nicht ganz so abenteuerlich und auch gefährlich ist“, erwidere ich, greife nach meinem Kaffeebecher und stehe auf.
„Aber das ist doch gerade das, was den Reiz