You Belong To Me. Sarah Glicker
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Niedergeschlagen folge ich ihr und setze mich hinter das Steuer meines kleinen Ford Fiesta.
Als ich vom Straßenrand anfahren will, entdecke ich vor dem Wohnheim einen Mann, der ungefähr in meinem Alter sein muss. Er ist groß und gut gebaut, sodass er die Blicke aller Frauen um sich herum auf sich zieht. Obwohl sich sein weißes Shirt nicht über seine Oberarme spannt, sind sie doch muskulös. Auf seinen Unterarmen erkenne ich Tattoos. Einige von Ihnen reichen bis unter sein Oberteil. Die zerrissene Jeans sitzt tief auf seinen Hüften und die blonden Haare sind so lang, dass sie ihm wirr ins Gesicht fallen. In dem Augenblick, in dem sein Blick meinen trifft, habe ich das Gefühl, als würde die Erde stillstehen. Für einen Moment gibt es nur ihn und mich, obwohl das Schwachsinn ist, da wir mehrere Meter voneinander getrennt sind. Trotzdem kommt es mir vor, als hätte mich der Blitz getroffen. Es fühlt sich an, als würde ich ihn kennen. Ich spüre eine seltsame Verbindung zwischen uns, die ich mir unmöglich einbilden kann. Etwas so Intensives habe ich noch nie gefühlt.
Vor meinen Augen spielt sich ein Traum ab. Es ist der gleiche, den ich hatte, kurz nachdem meine Mutter mit mir nach Dallas gekommen ist. Ich sehe wieder diesen blonden Jungen vor mir, der mit einem kleinen Mädchen spielt. Er lässt sie keine Sekunden aus den Augen, während sie auf einen Baum klettert. Immer wieder ruft er ihr Anweisungen zu, bis sie es sicher an ihr Ziel geschafft hat, das kleine Baumhaus, das sich hoch über ihren Köpfen befindet.
„Sofia.“
Hannah schnipst mit den Fingern vor meinem Gesicht herum und zieht so meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich werfe einen letzten unauffälligen Blick in die Richtung, in die gerade noch geschaut habe. Aber der Typ ist weg. Er ist einfach verschwunden. Kurz suche ich mit meinen Augen die Umgebung ab, kann ihn allerdings nicht mehr entdecken. Es ist fast so, als wäre er nie da gewesen.
„Bist du dir sicher, dass alles klar ist? Du scheinst mir heute ein wenig verwirrt und abgelenkt zu sein“, fragt sie mich und schaut mich dabei an.
„Mir geht es gut, wirklich. Ich habe heute nur viele Kurse und muss meine Seminararbeiten zu Ende machen“, entgegne ich.
„Wenn du nicht mit mir darüber reden willst, welche Laus dir über die Leber gelaufen ist, ist das in Ordnung.“ Sie zieht eine Schnute, mit der sie mich normalerweise in die Knie zwingt. Aber nicht in dieser Angelegenheit. Ich kann es ihr einfach nicht erklären.
Während der Fahrt zum Hauptgebäude des Colleges schweigen wir. Hannah tippt immerzu auf ihrem Handy herum, während ich öfter als nötig einen Blick in den Rückspiegel werfe. Am liebsten würde ich mir selber in den Hintern treten und mich zur Ordnung rufen. Wer auch immer hinter dieser Geschichte steckt, wird mir wohl kaum am helllichten Tag am College gefährlich werden.
Zehn Minuten später fahre ich langsam auf den Parkplatz und halte nach einer freien Lücke Ausschau.
„Warum wolltest du noch einmal mit dem Auto fahren, anstatt zu Fuß zu gehen?“, erkundigt sich Hannah gefrustet, während sie ihren Blick von rechts nach links wandern lässt.
„Ich habe keine Lust, die ganzen Bücher mit mir herumzuschleppen. So kann ich mir immer das aus dem Auto holen, was ich gerade brauche“, erwidere ich, obwohl ich es ihr schon vor einer Stunde erklärt habe. Deswegen habe ich keine Ahnung, wieso ich es noch einmal sagen muss. Allerdings muss ich zugeben, dass es nicht die ganze Wahrheit ist.
Ich habe heute zwar einige Dinge zu erledigen, was mit dem Auto bedeutend einfach ist, aber der Schreck vom Wochenende ist noch so allgegenwärtig, dass ich mich sicherer fühle, wenn ich meinen Wagen dabeihabe.
„Willst du mir wirklich nicht sagen, was mit dir los ist? So zickig kenne ich dich überhaupt nicht.“ Bei ihren Worten macht sich das schlechte Gewissen in mir breit. Bevor ich ihr doch noch die Wahrheit sage, beiße ich mir jedoch auf die Lippen.
„Es tut mir leid“, seufze ich. „Ich meine es nicht so.“
„Das weiß ich“, gibt sie zurück und lächelt mich aufmunternd an. „Da vorne ist einer frei!“, schreit sie in er nächsten Sekunde und zeigt dabei auf eine Lücke.
Schnell fahre ich darauf zu und parke das Auto. Es ist jedes Mal eine Tortur, hier einen Parkplatz zu finden. Meistens drehe ich mehrere Runden, um endlich einen zu bekommen. Deswegen ist es eine freudige Überraschung, dass es auf Anhieb geklappt hat.
„Sehen wir uns zum Mittag?“, fragt Hannah, als wir uns an den parkenden Autos vorbeiquetschen.
„Ich glaube nicht“, antworte ich entschuldigend. „Ich muss Unterlagen in der Bücherei zusammensuchen, die ich für eine Vorlesung heute Nachmittag brauche.“
Hannah und ich belegen nicht denselben Studiengang. Sie hat sich für Journalismus eingeschrieben und geht darin richtig auf. Ich wiederum studiere Biologie, aber weniger, weil ich mich dafür interessiere, sondern weil ich so das Andenken meiner Mutter in Ehren halten möchte. Sie war die einzige Bezugsperson in meinem Leben und dadurch, dass ich das mache, fühle ich mich ihr näher. Sie hat nach ihrem Abschluss an dem College in Los Angeles als Biologin gearbeitet. Das war, bevor sie mich bekommen hat und zusammen mit mir nach Dallas gezogen ist. Sie war keine Umweltaktivistin, hat aber immer wieder betont, wie wichtig es ist, auf unsere Umwelt zu achten.
„Du lernst zu viel“, stellt meine Freundin fest und knufft mich in die Seite.
„Wahrscheinlich, aber nur habe ich eine Chance, das Studium vorzeitig beenden zu können.“
„Es ist dir ernst damit, oder?“
„Sehr ernst“, murmle ich und unterstreiche meine Antwort mit einem Nicken.
„Ich weiß, dass du es wegen deiner Mutter machst und ich bin mir sicher, dass sie stolz auf dich wäre. Egal, ob du früher fertig bist oder nicht. Genauso wie es ihr sicherlich egal ist, was du studierst, solange du glücklich bist.“ Mit einem warmen Lächeln schaut sie mich an. „Ich drücke dir die Daumen, aber du hättest weniger Stress, wenn du mal einen Gang runterschalten würdest. Du kannst mir ja schreiben, falls du es dir anders überlegst.“
„Das werde ich machen“, antworte ich ihr.
Hannah schließt mich noch einmal in ihre Arme, bevor sie sich umdreht und mich zwischen all den anderen Studenten alleine lässt.
Jeden Tag bin ich ein Teil dieser Gruppe, so wie heute auch. Ich gehe von einer Vorlesung zur nächsten und mache zwischendurch Hausaufgaben oder recherchiere. Meistens esse ich unterwegs und finde kaum die Zeit, auf die Toilette zu gehen. Es gibt Tage, an denen schaue ich nicht einmal auf die Uhr und bemerke erst, wie spät es ist, wenn es dunkel wird. Aber der ganze Stress lohnt sich. Ich gehöre zu den fünf Besten meines Jahrgangs.
Als ich um sechs Uhr abends endlich wieder zu meinem Wagen gehe, bin ich ausgelaugt. Zwischen all den Kursen wollte sich mehr als einmal der Gedanke an diesen Mann in meinen Kopf schleichen. Doch bevor er sich dort einen Platz suchen konnte, habe ich ihn zur Seite geschoben.
Den ganzen Tag hatte ich das Gefühl, als würde man mich beobachten. In der Bücherei habe ich mich sogar zu den anderen gesetzt, obwohl ich mir normalerweise in einer ruhigeren Ecke einen Platz suche.
Seufzend schiebe ich mich hinter das Lenkrad, lasse meine Stirn darauf sinken und schließe für einige Sekunden die Augen. Ich genieße die