You Belong To Me. Sarah Glicker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу You Belong To Me - Sarah Glicker страница 5
Nachdem ich noch einmal tief durchgeatmet habe, stecke ich den Schlüssel in das Schloss und starte den Wagen, um nach Hause zu fahren.
Als ich vor dem Wohnheim in eine freie Parklücke biege, denke ich wieder an den Brief, der heute Morgen an meiner Windschutzscheibe geklebt hat. Nachdem Hannah verschwunden war, bin ich noch einmal zu meinem Wagen zurückgegangen und habe ihn in das Handschuhfach gelegt. Nun beuge ich mich vor und hole ihn aus seinem Versteck heraus. Ich drehe ihn in meiner Hand hin und her. Schließlich greife ich nach meiner Büchertasche und lasse ihn hineinfallen. Ein paar Sekunden – vielleicht sind es auch Minuten, ich weiß es nicht – beobachte ich den Eingang zu meinem Wohnhaus und den Bürgersteig davor. Aber ich kann niemanden entdecken, der dort nichts zu suchen hat. Trotzdem beruhigt es mich nicht.
„Na gut, Sofia. Steige aus, du kannst schließlich nicht im Auto schlafen“, flüstere ich vor mich hin und öffne die Tür.
Mit unsicheren Bewegungen verlasse ich das Auto und schließe es hinter mir ab.
So schnell ich kann überquere ich die Straße und gehe auf das Wohnheim zu. Gruppen von Studenten strömen hinaus, andere betreten es. Ich verhalte mich so normal wie möglich, als ich mich unter die Menge mische. Der Lärm der Masse empfängt mich. Alle unterhalten sich angeregt oder schmieden Pläne für den Abend.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend renne ich die Treppe nach oben und den Flur entlang.
Geschickt weiche ich den anderen aus, während ich den passenden Schlüssel an meinem Bund heraussuche. Als ich endlich das Zimmer betrete und meine Tasche mit den schweren Büchern auf das Bett werfe, macht sich Erleichterung in mir breit. Ich streife mir meine Schuhe von den Füßen und lasse sie neben meine Sachen sinken. Dann greife ich mir meinen Laptop vom Schreibtisch und fahre ihn hoch.
Von Sekunde zu Sekunde werde ich immer müder. Verzweifelt versuche ich dagegen anzukämpfen, aber es bringt nichts. Mein Kopf fällt an die Wand und meine Augen schließen sich.
Traurig betrachte ich die anderen Kinder, die von ihren Vätern und Großeltern abgeholt werden. Ich liebe meine Mutter, aber das ändert nichts daran, dass ich mir schon oft gewünscht habe, dass ich auch einen Dad habe, der mich von der Schule abholt.
Mit hängenden Schultern gehe ich auf meine Mutter zu, die in der Nähe des Parkplatzes steht. Der Wind weht ihr durch die blonden Haare, sodass sie aussieht wie ein Engel.
„Hi, mein Schatz. Wie war die Schule?“ Mit einem strahlendem Lächeln begrüßt sie mich und zieht mich für eine Umarmung an sich heran.
Anstatt zu antworten, zucke ich nur mit den Schultern. So verhalte ich mich immer, wenn sie mich danach fragt. Ein trauriger Ausdruck macht sich auf ihrem Gesicht breit. Sie nimmt meine Hand in ihre und geht mit mir zu unserem Geländewagen.
Mit sehnsüchtigem Blick drehe ich mich noch einmal um.
Mom scheint es nicht bemerkt zu haben, denn sie gibt keine Gefühlsregung preis und öffnet den Kofferraum, um die Schultasche hineinzustellen. Wortlos steige ich vorne in den Wagen und setze mich auf den Kindersitz. Sie steigt ebenfalls ein und startet den Motor. Ich beobachte sie dabei, wie sie sich in den Verkehr einfädelt und sie Straßen entlangfährt.
„Wer ist mein Vater?“, rutscht mir die Frage heraus, die mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf geht.
Als sie ihr Gesicht zu mir dreht, bereue ich es sofort. Die Augen meiner Mutter sind so groß, dass ich für eine Sekunde Angst davor habe, dass sie mit mir schimpfen wird. Ich habe keine Ahnung, was sie gerade denkt.
Doch im nächsten Moment hat sie die Augen geschlossen. Als sie sie wieder öffnet, tut sie so, als hätte ich sie überhaupt nicht danach gefragt.
Erschrocken fahre ich hoch. Meine Atmung geht schwer und der Laptop rutscht von meinen Beinen. Bevor er jedoch auf den Boden fallen kann, greife ich nach ihm und legen ihn neben mir auf das Bett.
An das Gespräch, falls man es so nennen kann, habe ich seit Jahren nicht mehr gedacht. Ungefähr zu dem gleichen Zeitpunkt habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass mein Vater sich für mich interessiert.
Es dauert ein paar Atemzüge, bis ich meine Gefühle so weit im Griff habe, dass ich einen klaren Gedanken fassen kann.
Kopfschüttelnd versuche ich, diese Erinnerung zu verbannen, und gebe das Passwort ein. Aber so sehr ich mich auch auf den Bildschirm vor mir konzentrieren will, ich schaffe es nicht.
Ich warte auf eine Nachricht von einem meiner Professoren, aber das, was ich jetzt zu sehen bekomme, sorgt dafür, dass jeder Gedanke ans Studium in den Hintergrund tritt. Der Betreff lautet:
Du siehst wunderschön aus, wenn du schläfst!
Mit zittrigen Fingern öffne ich sie. Es gibt keinen Text, nur einen Anhang, ein Bild. Kurz überlege ich, ob ich wirklich wissen will, was darauf zu sehen ist, aber meine Neugier ist größer als meine Sorge. Ich klicke auf Speichern und warte darauf, dass es heruntergeladen wird. Während mein Computer das Bild öffnet, versuche ich, den unregelmäßigen Rhythmus meines Herzens in den Griff zu bekommen.
Aber das ist vergebens, denn in der nächsten Sekunde ergreift die Panik wieder Besitz von mir.
Auf dem Bildschirm erscheine ich, wie ich mit geöffnetem Mund in meinem Bett liege und schlafe.
Mit großen Augen starre ich auf den PC und schlage mir die Hand vor das Gesicht.
Bitte, lass das nur einen Scherz sein, schießt es mir durch den Kopf. Obwohl der Absender nichts dazugeschrieben hat, ist mir klar, dass es sich hierbei um den Mann handelt, der mich bedroht hat.
Hektisch schaue ich mich um. Ich sehe sogar unter unseren Betten nach, doch hier ist niemand. Ich bin mir sicher, dass ich das Zimmer in den letzten Nächten immer abgeschlossen hatte. Meine Gedanken überschlagen sich, aber mir kommt nur eine Sache in den Kopf.
Ich ergreife die Flucht.
Im Gehen schnappe ich mir meine Tasche und meinen Schlüssel und verschwinde aus dem Zimmer.
Doch weit komme ich nicht. Kaum habe ich die ersten Schritte hinter mich gebracht, knalle ich gegen etwas Hartes. Ich komme ins Schwanken und meine Hände fahren nach vorne, um Halt zu suchen. Bevor ich auf den harten Fliesenboden falle, greifen zwei Hände nach mir und drücken mich gegen die Wand. Da ich noch immer das Gesicht des Mannes vor Augen habe, schlage ich aus Reflex wild um mich. Doch ich schaffe es nicht, mein Gegenüber zu treffen, denn er nimmt meine Hände in seine und drückt sie sanft nach unten.
Erst jetzt habe ich meinen Kopf und schaue in hellblaue Augen. Sie durchdringen mich. Ich habe das Gefühl, als könnten sie genau sehen, was gerade in mir sich geht.
„Alles klar bei dir?“, reißt mich eine Stimme aus meiner Erstattung.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf das restliche Gesicht und der nächste Schock überkommt mich. Der Typ, den ich heute Morgen aus der Ferne angestarrt habe, steht nun so dicht vor mir, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht