You Belong To Me. Sarah Glicker
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„Du solltest vorsichtiger sein.“ Seine Stimme ist so leise, dass ich nicht weiß, ob er überhaupt etwas gesagt hat.
Sein plötzliches Auftauchen verschlägt mir die Sprache, sodass ich nicht mehr als ein Nicken zustande bekomme.
Sein Geruch steigt mir in die Nase. Eine Mischung aus Aftershave, Testosteron und Duschgel. Er sorgt dafür, dass mein Körper sich das erste Mal seit Samstagabend entspannen will. Aber ich verbiete es mir selbst. Ich kenne ihn nicht und nach diesem Schock will ich nur von hier weg.
So unauffällig wie möglich rücke ich ein Stück zur Seite.
„Danke“, entgegne ich deutlich selbstbewusster.
„Ich hoffe, in dem Brief heute Morgen stand etwas Nettes.“ Sein freches Lächeln zieht sich über das ganze Gesicht und er lässt seine Augenbrauen kurz nach oben springen. Dabei sieht er so unwiderstehlich aus, dass ich nur mit Mühe ein Seufzen unterdrücken kann.
„Oh … ähm … ja“, stottere ich, da ich von seinem Themenwechsel überrascht bin.
„Schöne Post bekommt doch jeder gerne.“
Seine sanfte Stimme sorgt dafür, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildet. Sie erreicht Stellen in mir, von denen ich bisher nur in Büchern und Filmen gehört habe. Sie berührt meine Seele und umschmeichelt sie. Sie setzt sich überall fest und sorgt dafür, dass ich nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
„Ich muss weiter. Meine Freundin wartet schon auf mich“, flüstere ich.
„Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.“ Je länger er sich von meiner Nähe befindet, umso weniger klar kann ich denken.
Ich gehörte noch nie zu den Frauen, die keine Ahnung hatten, was sie sagen sollen, nur weil ein gut aussehender Mann vor ihnen steht. Aber in diesem Moment bin ich eine von ihnen. Und darauf bin ich nicht stolz.
„Dir auch.“ Mehr sage ich nicht, sondern dränge mich an ihm vorbei und gehe den Flur entlang. Seinen Blick spüre ich bei jedem Schritt in meinem Rücken. Erst, als ich ihm die Ecke biege, kann ich wieder befreiter atmen.
Was war das?
Ich bleibe stehen und lehne mich an die Wand, während andere Bewohner an mir vorbeigehen und sich unterhalten oder irgendwelche Nachrichten in ihr Handy eintippen. Sie beachten mich nicht, worüber ich froh bin. So habe ich ein paar Sekunden Zeit, damit ich meine Gedanken ordnen kann.
3
Die letzten Tage verliefen ruhig. Vorlesungen, Bücherei, Lernen. So sahen meine Tage von morgens bis abends aus. Am Anfang habe ich noch täglich an die beunruhigenden Ereignisse gedacht, aber als nichts weiter passiert ist, habe ich mich nach und nach beruhigt.
„Jonas hat mich heute gefragt, ob er uns morgen zur Party abholen soll“, offenbart Hannah mir, als ich am Freitag nach der letzten Vorlesung unser Zimmer betrete.
Sie sitzt mit einer Trainingshose und einem Pulli bekleidet auf dem Bett und hat ihren Laptop vor sich stehen. Ich werfe meine Taschen neben meinen Schreibtisch und ziehe mir die Schuhe aus. Als ich mich ebenfalls hingesetzt habe, drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung und bemerke ihren bohrenden Blick. Bei der Erwähnung der Party wird mir schlecht. Die Angst und Verzweiflung brechen wieder über mich herein. Aber ich entscheide mich dazu, dass ich mich nicht davon beeinflussen lassen werde.
„Ich werde mit meinem Wagen fahren. Wenn du willst, nehme ich dich mit“, entgegne ich und hoffe, dass sie nicht nach dem Grund fragt.
„Mit deinem? Dann kannst du aber nichts trinken“, gibt sie zu bedenken.
„Ich weiß, aber ich habe keine Lust wieder zu laufen.“
„Ist irgendetwas passiert?“, fragt sie mich.
„Ich war nur müde und mir taten danach die Füße weh“, antworte ich ihr nach einer Weile und zucke dabei mit den Schultern. Obwohl schon eine Woche verstrichen ist, habe ich ihr noch immer nichts von meiner Begegnung mit diesem Typen gesagt. Ich habe auch keine Lust das ausgerechnet jetzt nachzuholen. Sie würde mir nur Vorwürfe machen, wieso ich ihr die Geschichte nicht eher erzählt habe.
„Du hast recht. Dafür werde ich Jonas noch in den Hintern treten. Er hätte danach ja wieder zur Party fahren können.“
Hannah klingt sauer, sodass ich ein schlechtes Gewissen bekomme. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass die beiden sich streiten. Zumal ich der Meinung bin, dass sie sich eh zu oft in den Haaren haben.
„Nicht schlimm. Mir ist ja nichts passiert“, versichere ich ihr und bete, dass das Thema damit erledigt ist. Bei dem letzten Satz bekomme ich ein wenig Magenschmerzen, schiebe es aber darauf, dass ich heute noch nichts gegessen habe.
„Na gut, wir fahren morgen mit deinem Wagen, aber …“, fängt sie an, doch weiter kommt sie nicht, weil in dem Moment ihr Handy klingelt. Entschuldigend schaut sie mich an und dreht das Telefon so, dass ich das Bild auf dem Display sehen kann.
Jonas.
Während sie das Gespräch annimmt, zwinkere ich ihr zu und beobachte sie, wie sie das Zimmer verlässt. Jedes Mal, wenn die beiden telefonieren, läuft es so. Mittlerweile weiß ich, dass Hannah sich in dem Lagerraum am Ende des Flures versteckt und kann mir deshalb vorstellen, dass ihre Unterhaltung alles andere als jugendfrei sind.
„Seit ihr schon fertig?“, frage ich, als es fünf Minuten später an der Tür klopft. Seufzend stehe ich auf, doch als ich öffne, steht nicht Hannah vor mir, sondern der Typ, in den schon am Anfang der Woche hineingerannt bin.
„Hi“, begrüßt er mich mit einem strahlenden Lächeln. Mein Blick klebt an seinen Lippen, doch schnell reiße ich mich zusammen und sehe in seine Augen.
„Hi.“ Meine Stimme ist nicht mehr als ein leises Quietschen. Schnell räuspere ich mich und wiederhole mich, trotzdem höre ich mich nicht besser an.
Reiße dich zusammen, Sofia!
„Hast du jemanden erwartet?“
„Ich dachte, dass meine Mitbewohnerin mal wieder ihren Schlüssel vergessen hat“, antworte ich ihm und versuche dabei, meine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen. So ganz will es mir nicht gelingen. „Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Ich habe erst vor zwei Wochen das College gewechselt, deswegen wollte ich e in paar Leute kennenlernen und hoffe, dass welche dabei sind, die das gleiche Hauptdach haben wie ich. Und ich dachte, dass es vielleicht am einfachsten wäre, wenn ich mit meinen Zimmernachbarn anfange.“
Kurz schaut er mich unsicher an, aber dann lächelt er wieder. Mein Herz schlägt Purzelbäume und ich danke im Stillen Jonas, dass er genau im richtigen Moment angerufen hat.
Bei dem Klang seiner Stimme entspannt sich mein Körper langsam. Da ich nicht weiß, was ich mit meinen Händen machen soll, streiche ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und schiebe die Hand in die Tasche meiner Jeans.
„Wenn das so ist, herzlich willkommen.