Russian Mafia King. Sarah Glicker

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Russian Mafia King - Sarah Glicker Russian Mafia

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würde. Aber Oleg hat nur selten eingegriffen in den letzten Jahren und sich vieles von außerhalb angesehen. Wenn ich genau darüber nachdenke bin ich mir doch sicher, dass Toli denkt, dass er nichts mitbekommen hat, oder zumindest nur selten.“ Ihr leises Lachen erfüllt den Raum. „Toli weiß, wie weit er gehen kann und muss, um die Interessen der Familie durchzusetzen und diejenigen zu beschützen, die ihm etwas bedeuten. Ich kenne meinen Sohn. Deswegen kann ich dir mit Gewissheit sagen, dass er dich nicht an sich herangelassen hätte, wenn er nicht gedacht hätte, dass du auch mit dieser Rolle klarkommst. Schließlich wusste er von Anfang an, dass es früher oder später so weit sein wird. Und wenn was ist, kannst du dich immer bei mir melden. Ich bin nicht so ein Drache, wie meine Schwiegermutter es war.“ Ludmilla lacht leise, wird aber sofort wieder ernst.

       „Danke“, murmle ich.

       „Mach dir keine Sorgen. Es wird vielleicht ein wenig dauern, doch ich bin mir sicher, dass auch ihr euren Weg finden werdet.“

       Ein letztes Mal lächelt sie mich noch aufmunternd an, ehe sie aufsteht und so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Nachdenklich schaue ich ihr nach.

       Doch es ist egal, wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbreche, ich muss sagen, dass sie recht hat. Ich habe seit unserer ersten Begegnung schon vieles erfahren und kann mir daher sehr wohl vorstellen, dass er nicht immer der Mann ist, der er in meiner Gegenwart ist. Außerdem habe ich schon genug von diesen Kreisen gehört um zu wissen, dass nicht jeder eine Begegnung mit Mitgliedern der Mafia überlebt. Da mache ich mir nichts vor. Doch das schreckt mich nicht ab. Ich liebe diesen Mann und dabei ist es mir egal, wer er ist. Allerdings kann ich dies vor meiner Schwester und meinen Freundinnen nicht zugeben.

       Sie würden mich für bescheuert erklären.

       Und ja, vielleicht bin ich das ja auch. Doch in meinen Augen hat er bereits bewiesen, dass er mich immer beschützen wird. Auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass er durchaus in der Lage ist, Leben zu beenden und das wohl auch schon öfter getan hat, als ich es eigentlich wissen will.

       Ich bin so sehr in meine Gedanken versunken, dass ich erschrocken zusammenzucke, als das Klingeln meines Handys an mein Ohr dringt. Schnell ziehe ich es aus der Hosentasche und werfe einen Blick auf mein Display. In großen Buchstaben steht der Name meiner Schwester darauf.

       Robyn hatte schon immer das Talent, sich im richtigen Moment bei mir zu melden. In diesem habe ich gerade allerdings überhaupt keine Lust, mich mit ihr zu unterhalten. Ich habe genug eigene Probleme. Da will ich mich nicht auch noch mit Schwierigkeiten bei der Hochzeitsplanung oder sonst was herumschlagen. Allerdings weiß ich, dass sie so oft versuchen wird mich zu erreichen, bis ich endlich ans Telefon gegangen bin und dann wird sie mich fragen, wieso ich nicht erreichbar war. Deswegen bringe ich es lieber jetzt hinter mich, als später.

       „Hi“, begrüße ich sie gut gelaunt, nachdem ich das Gespräch entgegengenommen habe.

       „Würdest du mir jetzt mal sagen, wo du genau bist? Ich weiß nur, dass du geschäftlich nach Miami musstest“, kommt sie sofort zur Sache. „In der letzten Zeit haben wir nur kaum miteinander gesprochen.“

       „Ja, ich bin aus geschäftlichen Gründen in Miami. Doch nicht wegen meines Berufes.“

       „Sondern?“

       In diesem Moment wird mir klar, dass meine Eltern sie beauftragt haben, mich anzurufen. Deswegen müsste ich eigentlich vorsichtig sein, was ich von mir gebe. Doch es ist mir egal. Mit meinem neuen Leben klarzukommen bedeutet auch, dass ich endlich zu meiner Beziehung mit ihm stehen muss.

       „Toli muss sich hier um ein paar Dinge kümmern, deswegen habe ich ihn kurzfristig begleitet“, erkläre ich also.

       „Warte Mal, ist das der Besitzer des Strip-Clubs?“

       „Ja.“

       „Wieso musst du ihn nach Miami begleiten?“

       „Wir sind ein Paar“, sage ich, ohne darüber nachzudenken. Doch würde ich das, würde ich es mir vielleicht anders überlegen. Und das ist etwas, was ich gerade nicht will.

       „Was?“, fragt sie, nachdem sie scharf die Luft eingezogen hat. „Ist das dein Ernst?“

       An der Stimme meiner Schwester kann ich erkennen, dass sie nicht glücklich darüber ist. Dabei habe ich ihr noch nicht einmal die Hälfte der Geschichte erzählt. Sie weiß nicht, dass auf mich geschossen wurde, seinetwegen. Und sie weiß auch nicht, dass seine Familie die Mafia ist. Genauso wenig wie sie weiß, dass er das neue Oberhaupt ist. Und wenn es nach mir geht, wird sie diese Punkte auch nie erfahren. Zumindest nicht von mir.

       „Du hast eine wunderbare Zukunft vor dir. Die kannst du doch nicht wirklich aufs Spiel setzen, verschwenden wollen? Und schon gar nicht wegen ihm!“, ruft sie aus, sodass ich mein Handy ein Stück vom Ohr entfernt halte, damit ich nicht taub werde.

       „Du kennst ihn überhaupt nicht“, erinnere ich sie in einem scharfen Ton. Ich habe die oberflächliche Art meiner Familie schon immer gehasst. Doch langsam macht sie mich nur noch wütend.

       „Das brauche ich auch nicht. Ich weiß genug über Menschen, die so sind wie er.“

       Robyn lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie es ernst meint. Ich versuche etwas zu finden, was ich darauf erwidern kann. Etwas, womit ich die Chance habe, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Aber mir ist bewusst, dass es nur klappen kann, wenn sie ihn trifft. Wenn überhaupt.

       „Trenne dich von ihm. Bevor er dich in etwas hereinzieht, wo du nicht mehr herauskommst.“

       Das hat er schon, denke ich. Doch ich bin schlau genug, diese Worte für mich zu behalten.

       „Mom und Dad werden ausrasten. Sie werden an deiner geistlichen Gesundheit zweifeln. Und ehrlich gesagt, das tue ich auch. Und wahrscheinlich werden sie sogar verlangen, dass du wieder bei ihnen einziehst, damit du wieder zur Vernunft kommen kannst. In diesem Fall werde ich mich auf jeden Fall hinter sie stellen.“

       „Deswegen würde ich dir danken, wenn du es ihnen noch nicht sagen würdest.“

       „Oh nein“, protestiert sie. „Das kannst du von mir nicht verlangen und das werde ich auch nicht machen. Es geht hier schließlich um deine Zukunft. Du bist meine Schwester, da ist es mir sicherlich nicht egal. Ich kann nicht einfach daneben stehen und dabei zusehen, wie du dir alles versaust.“

       Gerade war ich noch gelassen. Nun macht sich jedoch Verzweiflung in mir breit. Wenn sie es wirklich unseren Eltern sagt, bevor ich die Gelegenheit dazu hatte, habe ich ein riesiges Problem. Ich würde es den beiden sogar zutrauen, dass sie nach Miami kommen und mich hier suchen, bis sie mich gefunden haben.

       Doch ich kann sie auch nicht einfach anrufen. Nein, dass hier werde ich ihnen persönlich sagen müssen. Und zwar nachdem sie sich das erste Mal gesehen haben, beziehungsweise, wenn sie sich das erste Mal sehen. Zumindest sieht so mein Plan aus und ich hoffe, dass er auch funktioniert.

       „Ich muss jetzt auflegen. Ich wollte ein wenig an den Strand gehen“, erkläre ich ihr.

       Ich habe keine Lust mich weiterhin über Toli mit ihr zu unterhalten. Sie wird ihre Meinung jetzt eh nicht ändern. Das weiß ich genau.

       „Beende es“, fordert sie mich noch einmal auf.

       „Wir sehen uns“, sage ich nur und lege auf. Seufzend lasse ich mein Handy auf die Tischplatte

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