Hinter seinem Rücken. Janina Hoffmann

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      Ich stellte mein Glas in einem Schrankfach ab und bahnte mir meinen Weg durch die Menschengrüppchen zur Musikanlage. Nacheinander nahm ich einige CDs, die ordentlich in einem Turm untergebracht waren, in die Hand und sah sie mir an. Die obersten enthielten Schlager und Volksmusik und gehörten vermutlich Max‛ Eltern. Weiter unten wurde es schon interessanter. Es war sogar eine CD meiner Lieblingsband dabei. Ich legte die CD ein, drehte die Lautstärke hoch und drückte „Play“. Eine Sekunde später dröhnte Hardrock durch die beiden Lautsprecher, und alle Augen waren für einen kurzen Moment auf mich gerichtet. Meine Musikwahl stieß anscheinend auf allgemeines Wohlgefallen. Einige der Anwesenden begannen wie ich, automatisch im Rhythmus der Musik mitzuwippen, doch ich war die Einzige, die kurze Zeit später tatsächlich ausgelassen tanzte.

      Ich war ganz in die Musik vertieft und erschrak beinahe, als die Lautstärke nach einigen Songs durch Max gedrosselt wurde, der verkündete, dass das Büfett nun eröffnet sei. Daraufhin bewegten sich alle zu den beiden Tischen, auf denen diverse Snacks standen. Ich hielt es ebenfalls für eine gute Idee, etwas zu essen, da sich mein Kopf so unangenehm leicht anfühlte. Unter den Wartenden befand sich auch der attraktive Dunkelhaarige, der mich sogleich ansprach. „Eine gute Musikwahl.“

      „Ja, finde ich auch“, gab ich zurück und musste lachen.

      Der Mann lächelte. „Ich bin Torben Brandt.“

      „Sandra Jordan. Hallo.“ Ich gab ihm die Hand. Seine Hand war schlank, trocken und warm.

      „Sandra. Ein schöner Name.“

      „Finden Sie? Da sind Sie aber der Erste, der dieser Ansicht ist.“ Ich merkte, dass mir erneut ein Lachen die Kehle heraufkroch. Ich musste dringend etwas essen. Was war nur in diesem verdammten Drink gewesen?

      „Ich kenne Max vom Squash. Und Sie?“

      „Keine Ahnung.“ Mir fiel beim besten Willen nicht ein, wo ich Max zum ersten Mal gesehen hatte. „Jedenfalls nicht vom Squash.“ Diese Bemerkung schien mir sehr komisch zu sein, und ich konnte ein ausgelassenes Lachen nicht unterdrücken.

      Dem Mann gefiel meine heitere Art anscheinend, und er lachte ebenfalls. Vielleicht machte er sich auch insgeheim über mich lustig.

      „Torben!“, hörte ich plötzlich Nathalies Stimme neben mir. „Schön, dich hier zu treffen!“

      „Hallo Nathalie“, grüßte mein Gesprächspartner zurück. „Die Welt ist klein.“

      „Ihr kennt euch?“, fragte ich verdutzt, obwohl es ja offensichtlich war.

      Der Mann öffnete den Mund, um zu antworten, doch Nathalie kam ihm zuvor. „Ja, von einem Schulprojekt.“

      Von einem Schulprojekt? Dann hatte der Kerl etwa Kinder im Schulalter? Ich geriet doch immer an den Falschen. Sofort war meine gute Laune dahin.

      „Ich bin Gymnasiallehrer“, erklärte Torben Brandt zu meiner Erleichterung. „Wir hatten vor einigen Wochen die Polizei für Gastvorträge an unsere Schule geladen. Es ging um Gewaltprävention und Aufklärung über Drogen. Das war ein wichtiges Projekt und ist bei den Schülern sehr gut angekommen.“

      „Das freut mich.“ Nathalie war sichtlich geschmeichelt. „Für mich war ...“

      „Na, unterhaltet ihr euch gut?“, unterbrach Max sie und wandte sich sogleich an mich. „Ich fand es übrigens eben sehr cool von dir, dass du einfach die Musik angeschmissen und getanzt hast. Hat mich echt beeindruckt. Und die allgemeine Stimmung auf jeden Fall um einiges aufgelockert.“

      „Danke.“ Ich fühlte die Blicke von Nathalie und Torben Brandt auf mir und war auf einmal verlegen. „Ich glaube, das lag nicht zuletzt an deiner Spezialmischung“, gab ich Max gegenüber zu. „Die hatte es in sich.“

      „Ja, die ist nicht schlecht, oder? Soll ich dir noch ein Glas ...“

      „Nein, nein“, lehnte ich schnell ab. „Ich brauche jetzt erst einmal etwas Festes im Magen.“

      „Wie wäre es mit Roastbeef-Sandwich, Hackklößen und einem mit Mozzarella und Tomate gefüllten Wrap?“ fragte Torben Brandt, der sich bereits an dem Büfett bedient hatte, und reichte mir den von ihm gefüllten Teller.

      Als Nathalie und ich Stunden später nach Hause fuhren, hatte ich beste Laune, während Nathalie ungewohnt schweigsam war. Ich hatte mich während des Essens gut mit Torben Brandt unterhalten, den ich zwar für etwas spießig, aber nett hielt, und anschließend mit einigen anderen Gästen geplaudert, die ich flüchtig kannte. Max hatte immer wieder meine Nähe gesucht, und auf sein Drängen hatte ich noch eine Spezialmischung getrunken, die dank meines vollen Magens keinen so starken Effekt wie der erste Drink gehabt hatte. Die Tanzfläche hatte sich wie von selbst gefüllt, als ich Max gebeten hatte, eine CD mit typischer Partymusik aufzulegen, und ich hatte großen Spaß beim Tanzen gehabt, nicht zuletzt wegen Max‛ roboterhaftem Tanzstil. Nathalie hatte uns Gesellschaft geleistet, doch hatte ich das Gefühl gehabt, dass sie nicht so recht bei der Sache war. Nach einer Weile hatte sich sogar Torben Brandt auf die Tanzfläche gewagt, und ich fragte mich, ob das an mir gelegen hatte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass das an mir gelegen hatte.

      Ich blickte verstohlen zu Nathalie hinüber, die sich ganz auf das Fahren konzentrierte. Es schneite leicht. Dennoch glaubte ich nicht, dass das der Grund dafür war, dass sie, seit wir uns vor etwa einer Viertelstunde bei Max verabschiedet hatten, kein Wort mehr mit mir gesprochen hatte.

      „Was macht Max eigentlich beruflich?“, fragte ich schließlich, um das unangenehme Schweigen zu unterbrechen.

      „Er ist IT-Spezialist“, antwortete Nathalie sachlich und ergänzte, als hätte ich daran gezweifelt: „Er ist ein sehr, sehr schlauer Kopf.“ Als ich nichts darauf erwiderte, fügte sie hinzu, als müsste sie Max vor mir verteidigen: „Nur weil jemand mit dreißig noch zu Hause wohnt, Spielzeugautos sammelt und etwas ungeschickt tanzt, heißt das nicht, dass derjenige ein Idiot ist, über den man sich lustig machen kann.“

      Verwundert sah ich Nathalie an. So kannte ich sie gar nicht. „Das habe ich doch auch gar nicht behauptet“, rechtfertigte ich mich. „Und ich habe mich nicht über Max lustig gemacht. Ich habe ... mich einfach nur gut amüsiert.“

      Meine Freundin blickte schweigend geradeaus.

      Ich entschied mich für ein offenes Wort. „Du stehst auf Max, richtig? Es stört dich, dass ... er mich ein bisschen hofiert hat.“

      Nathalie schüttelte den Kopf und sah, als wir vor einer roten Ampel hielten, zu mir herüber. „Ach was. Tut mir leid, wenn das, was ich eben gesagt habe, komisch geklungen hat. Ich habe eine anstrengende Woche hinter mir. Ständig so viele Überstunden ... und kein Ende in Sicht. Aber es ist nicht richtig, das an anderen auszulassen. Erst recht nicht an meiner besten Freundin.“

      „Schon gut“, gab ich mich versöhnlich.

      Den Rest der Fahrt über vermieden wir es, über den Abend zu sprechen, und redeten stattdessen über belanglose Themen. Doch als ich etwas später in meinem Bett lag und den Abend Revue passieren ließ, fragte ich mich, ob ich mit meiner Vermutung, dass Nathalie in Max verliebt war, nicht doch Recht hatte.

      An einem Samstag Mitte März hatte ich Max‛ Geburtstagsfeier schon fast wieder vergessen. Ich war an diesem Tag verärgert, da meine Mutter mich schon am frühen Morgen angerufen hatte, obwohl sie, auch wenn sie selbst nur einige Stunden pro

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