Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk

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auf und die Piraten hofften auf diese Weise, jene Schiffe aufzuspüren, die auf dem Weg waren, eine neue Kolonie zu gründen. Ein solches Kolonistenschiff aufzubringen versprach reiche Beute, da die Siedler alles mit sich führten, was zur Gründung einer neuen Kolonialwelt erforderlich war. Diese gut getarnten Bojen dienten zugleich als „Briefkasten“ für die Piratenschiffe, die sich auf diese Weise untereinander koordinieren konnten, wenn sie in den verschiedenen Sektoren auf Kaperfahrt waren.

      „Captain, ich habe Kontakt zu einer Boje. Da kommt eine Nachricht rein. Oh, die ist ziemlich lang. Wird eine Weile dauern.“

      Anderson verbarg die Erleichterung, dass man überhaupt einen Kontakt erhalten hatte. „Geben Sie mir den Klartext, sobald die Nachricht beendet und entschlüsselt ist. Ah, übermitteln Sie mir die Nachricht in meine Kabine.“ Skeet Anderson spürte, dass etwas Bedeutsames vor sich ging. Er tippte an sein Headset. „Offiziersbesprechung in meiner Kabine in dreißig Minuten.“ Er sah Susan Horn an. „Alle Offiziere. Der Pilot übernimmt so lange die Brücke. Kresser, Sie kommen ebenfalls mit.“

      Die Kabine des Captains lag im vorderen Drittel des Schiffes und war relativ großzügig bemessen, da sie auch für Besprechungen genutzt wurde. Anderson verfügte daher über eine Mischung aus Büro und Wohnraum, an den sich ein Schlafgemach und eine Dusche anschlossen. Unter den doch beengten Verhältnissen an Bord durchaus ein Luxus. Da Richter Tradingss ein offiziell registriertes Handelshaus war und zu Zwecken der Tarnung auch Handel betrieb, war das Quartier des Captains ursprünglich eher spartanisch eingerichtet. Anderson hatte es jedoch ganz nach seinem Geschmack ergänzen lassen. Die Wände und die Decke waren mit Holz verkleidet. Der metallene Boden war vollständig mit einem Teppich aus der Wolle von Marsrindern ausgelegt. Die Stühle und die einzelne Couch hatte er nachträglich mit Leder beziehen lassen. Der Schreibtisch und der kleine Tisch der Sitzgruppe bestanden ursprünglich ebenfalls aus Metall, doch Anderson ließ die ursprünglichen Tischplatten gegen polierte Teile der Panzerung eines Sandkrebses von Hiveen-5 ersetzen. An den Wänden standen ein schmaler Hochschrank und ein Standregal, in dem der Captain einige Kunstwerke aufbewahrte, deren Verkauf auf dem Schwarzmarkt zu riskant gewesen wäre.

      Anderson hieß Horn und Kresser, in der Sitzgruppe Platz zu nehmen und setzte sich an die Workstation seines kleinen Schreibtisches. Während er auf die Datei des Funkers wartete, traten die übrigen Männer und Frauen ein, die auf dem Schiff als Offiziere eingesetzt wurden, selbst wenn sie diese militärische Funktion eigentlich nicht inne hatten.

      Die blonde First-Fightenant Susan Horn war sein Erster Offizier und als Eins-O seine Stellvertreterin im Kommando. Anderson schätzte ihre Zuverlässigkeit und ihre Talente im Bett, wobei er wusste, dass er letztere Qualitäten mit diversen Männern und Frauen der Crew teilte. Es störte seine Eitelkeit nicht, denn auf diese Weise gelangte die hübsche Frau immer wieder an Informationen, von denen er als Captain auf offiziellem Wege nichts erfuhr.

      Fightenant Clegg war ein dunkelhaariger Hüne. Er befehligte die Kampfabteilung der Glennrose. Ein guter Gardist, aber Anderson vermutete, dass der Mann ein wenig zu viel Ehrgeiz besaß. Er schien sich hervortun und bewähren zu wollen, um die Karriereleiter empor zu steigen. Er trat nach unten und zeigte sich nach oben hin dienstbeflissen. Anderson war ein Mann, der Härte und Disziplin zu schätzen wusste, aber Schikane konnte jeden guten Gardisten verderben. Es gab Offiziere, die sich derart unbeliebt machten, dass sie im Gefecht von hinten getroffen wurden. Clegg war immerhin brauchbar genug, so dass Anderson ihm dieses Schicksal möglichst ersparen wollte. Ondret war der Mann, der Clegg gelegentlich in Andersons Sinn ausbremste.

      Prime-Sergeant Ondret fungierte in der offiziellen Besatzungsliste der Firma Richter als Lademeister, war aber zugleich ein sehr fähiger Regiments-Unteroffizier. Stämmig, wortkarg und immer bereit. Er war es, der für Disziplin sorgte und sie lieber mit seinen prankenartigen Fäusten, als mit der Neuro-Peitsche durchsetzte.

      Sub-Sergeant Pfizer war fraglos der Spezialist an Bord, der über den Wert technischer Beute entschied. Ein hagerer Mann mit asketischen Gesichtszügen. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen wirkten unheilvoll und düster. Ein kompetenter Mann mit wenig Humor.

      Maschinen-Ingenieurin Tara hatte viele Liebhaber, jedoch nur eine Liebe: Die Maschinenanlage der Glennrose. Ihr unterstanden im Gefecht die Schadenkontrollteams.

      Sloan war der Proviantmeister. Er jonglierte vorzüglich mit den verfügbaren Mitteln und schaffte es, die Verpflegung an Bord vielseitig und schmackhaft zu gestalten. Er leitete die Küche und schwang dort selbst gerne den Löffel. Sein Humor war gelegentlich ein wenig bissig, aber er hatte ein besonderes Vertrauensverhältnis zur Mannschaft. Gab es Unstimmigkeiten, so wandte man sich in der Regel an ihn, damit „die Suppe nicht nach oben kochte“ oder Ondret einschreiten musste.

      Es gab noch eine Reihe von Sergeants und Corporals an Bord, die jedoch nicht zum kleinen Führungsstab des Schiffes gehörten.

      Anderson, Horn und Tara trugen, wie die offizielle Besatzung, die roten Firmenoveralls. Dass die anderen die schwarzen Uniformen der Bruderschaft trugen, hatte seinen Sinn. Jeder, der eine solche Uniform trug wusste, dass er beim Besuch eines Raumhafens oder einer Station von der Bildfläche zu verschwinden hatte. Sie konnten nicht, wie die offiziellen „Firmenangestellten“, den Vergnügungsangeboten nachgehen, was hin und wider Murren hervorrief, auch wenn die Männer und Frauen die Notwendigkeit anerkannten. Ihre Entschädigung erfolgte, wenn das Schiff in einer Basis der schwarzen Bruderschaft ankerte.

      Anderson hörte das leise Summen, als die Datei endlich eintraf und rief sie auf seinem Holoschirm auf. Er hatte diesen so eingestellt, dass die anderen nicht mitlesen konnten, denn er wollte sich erst sein eigenes Bild vom Inhalt der Nachricht machen. Der Funker behielt recht. Es war eine lange Nachricht und ihr Inhalt schwerwiegend. Skeet Anderson musste sich anstrengen, um äußerlich seine Ruhe zu bewahren.

      Nachdem er die Nachricht nochmals gelesen hatte, musterte er unter halb geschlossenen Lidern die Anwesenden. Er wog die Konsequenzen der Informationen ab und wie die Besatzung darauf reagieren mochte. Es würde Probleme geben. Die entstanden immer, wenn man auf eine Gemeinschaft eingeschworen war, die es plötzlich nicht mehr gab. Auf jeden Fall durfte sein eigener Status nicht in Zweifel gezogen werden. Anderson zog unauffällig eine Schublade seines Schreibtisches auf und entnahm ihr sein liebstes antikes Stück: Eine alte Derringer-Pistole, die Bleiprojektile verschoss. Es war nicht einfach gewesen, die Munition für die kleine Waffe zu beschaffen, doch dafür ließ sie sich hervorragend unter der Manschette seines Overalls oder notfalls in der Handfläche verbergen.

      „Die Nachricht, die wir über die Boje erhalten haben, ist von immenser Bedeutung für uns alle“, eröffnete er. Anderson erhob sich hinter seinem Schreibtisch, trat aber nicht in die Gruppe, sondern lehnte sich an die Kante des Möbels, da er von dort alle gleichzeitig im Blick behalten konnte. „Die Sky-Navy des Direktorats hat unsere Hauptbasis auf Hiveen-5 angegriffen. Unsere Kampfflotte wurde vernichtet oder aufgebracht und Hiveen von den Sky-Troopern des Feindes besetzt.“ Er sah das Erschrecken in den Gesichtern und fuhr mit harter Stimme fort. „Die Kreise der schwarzen Bruderschaft haben den Befehl, sich sofort aufzulösen. Alle Stützpunkte werden aufgegeben und geräumt, die Einrichtungen zerstört. Alle Kaperschiffe haben die Anweisung, sämtliche Aktivitäten mit sofortiger Wirkung einzustellen.“ Er warf einen Blick auf Kresser, der mit ausdruckslosem Gesicht dasaß. „Das gilt ebenso für alle Verbindungsleute und Agenten der Bruderschaft. Hinweise, die auf unsere Spur führen könnten, sind zu beseitigen.“ Ein erneuter Blick zu Kresser. „Das gilt auch für unzuverlässige Kontakte.“

      In der Kabine herrschte betroffenes Schweigen, bis Kresser mit ganz ruhiger Stimme sprach. „Ich habe so etwas geahnt und keine losen Enden hinterlassen.“

      Der Agent hatte also alle Verbindungsleute, die gefährlich werden konnten, umgebracht. Noch bevor der offizielle Befehl erfolgt war. Anderson bewunderte die Vorsicht und das Gespür des Agenten, andererseits hätte dieser sonst

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