Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk

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Ebenen, die sich für Ackerbau und Viehzucht eigneten. Vor allem jedoch gab es ein ringförmiges Gebirge, mit nur wenigen Schluchten und Pässen, die eine Verbindung zum Rest des Planeten herstellten. Wahrscheinlich lag die Siedlung inmitten eines Vulkankraters, der vor Millionen von Jahren entstanden und inzwischen aufgefüllt war. Ein natürlicher Wall und Schutz, denn noch wusste man nicht genau, welche Gefahren die neue Welt zu bieten hatte. Die Stadt lag in der Nähe des westlichen Gebirgsrandes.

      Bernd Rau hatte die Farm rund zwanzig Kilometer westlich von Sanktum angelegt. An einem ganz sanft ansteigenden Hang, der fast den gesamten Tag über Sonne garantierte. Bernd war dankbar für die Wahl der Lage der Stadt, denn mit vulkanischem Boden vermischte Erde war stets besonders fruchtbar.

      Die Farm bestand aus dem kleinen Haus für die kleine Familie, einer großen Scheune für die Geräte und einem auf kurzen Säulen stehenden langgestreckten Silo für die eingebrachte Ernte. Wie auf vielen anderen Welten bewährte sich der „Hochbau“ auf Stelzen, der auf Greenland mit gebrannten Ziegeln durchgeführt wurde. Auf diese Weise wurden manche Nager und einige der teilweise faustgroßen Insekten von Greenland daran gehindert, sich an den Erträgen der Farm gütlich zu tun. Einen weiteren Schutz vor Schädlingen boten ausgerechnet die Beeren des Braan-Strauches oder vielmehr deren Saft. Vermied man den direkten Kontakt mit den allergieauslösenden Früchten und verrieb ihren Saft an den Ziegeln der stützenden Unterbauten, so wirkte dieser offensichtlich abschreckend.

      Die Gebäude auf Greenland standen allesamt auf diesen kurzen Stützen und verfügten daher über keine Kellerräume. Auf den Ziegeln lag eine Platte aus Plas-Beton, über welcher dann der eigentliche Bau aus Holz errichtet war. Die einzigen Bauwerke mit Räumen zu ebener Erde waren bislang die Rettungs- und die Polizei-Wache der Constables. Vielleicht würde sich dies ändern, wenn man eine zuverlässige Abschreckung für alle Schädlinge entdeckt hatte.

      Bernd Rau hatte, wie alle Siedler auf Greenland, großzügig und für die Zukunft geplant. Die Kolonie sollte wachsen und musste dies auch, sollte sie überlebensfähig sein. Knapp eintausend Menschen waren auf dem Planeten gelandet und innerhalb von nur fünf Jahren war ihre Zahl auf fünfzehnhundert angewachsen. Einige der Frauen waren schon während der Ankunft schwanger gewesen, doch die weiblichen Siedler waren, gegenüber den männlichen, noch immer deutlich in der Unterzahl. Die Gemeinschaft war sich daher früh darüber im Klaren gewesen, dass für die nähere Zukunft nur die Drei-Ehe in Frage kam. Die meisten Frauen hatten daher einen Erst- und Zweit-Ehemann. Bernd war der Erst-Ehemann seiner Frau Kara und daher im besonderen Maße für sie verantwortlich. Er genoss das Privileg sie als seine Frau bezeichnen zu können und den Alltag mit ihr zu verbringen, womit er dafür Sorge tragen musste, dass sie und ihre Kinder ein Zuhause und eine gute Versorgung besaßen. Bernd und Kara hatten einen gemeinsamen Sohn, Jake, und Kara war erneut schwanger, diesmal allerdings mit dem Kind des Zweit-Ehemannes Raul. Entsprechend war das Haus für künftige Kinder geplant und diesen das gesamte Dachgeschoss vorbehalten.

      Die drei Gebäude standen im offenen Geviert, die Öffnung dem Tal und der Stadt zugewandt. Man konnte Sanktum nicht direkt sehen, da ein Waldstück dazwischen lag, aber jenseits der Bäume stiegen an einigen Stellen dünne Rauchfahnen empor. Viele Siedler kochten und heizten noch mit Holz, da es derzeit noch nicht genug Solar- und Windkraftanlagen gab. Die beiden Getreidemühlen am Ufer des kleinen Flusses, der an Sanktum vorbei floss, nutzten hingegen die Wasserkraft und speisten den überzähligen Strom in das Netz der Siedlung.

      Bernd störte es nicht, dass Kara das Kind eines anderen Mannes unter dem Herzen trug. Es war eine absolute Notwendigkeit, denn ohne genetische Vielfalt würde es in der Kolonie rasch zu degenerativen Problemen kommen. Die Greenlander verfügten daher zusätzlich über eine genetische Bank mit einigen zehntausend Samenspenden, auf die man gegebenenfalls zurückgreifen konnte. Die meisten besaßen jedoch eine gewisse Affinität gegenüber künstlicher Befruchtung und bevorzugten, wohl auch aus gewissen angenehmeren Gründen, die natürliche Zeugung. Da die Gemeinschaft die Regeln hierfür schon auf dem Mars festgelegt hatte, gab es bislang keinerlei Unstimmigkeiten.

      Der Farmer sah zur Veranda des Hauses hinüber. Kara, deren Bauch sich schon sichtlich rundete, hing dort Wäsche auf. Der siebzehnjährige Jake machte Handreichungen und wirkte ein wenig genervt. Bernd wusste dass sein Sohn sich mit einigen Freunden treffen wollte, doch die Arbeit auf der Farm und die Hausarbeit gingen vor. Wie ungeduldig Jake war, erkannte Bernd an der Tatsache, dass er seinen Gehgürtel bereits umgeschnallt hatte.

      Kein Greenlander verließ das Haus ohne diesen breiten Gürtel, an dem sich ein Erste-Hilfe-Set, ein einfaches Funksprechgerät und eine nicht tödliche E-Pistole befanden. Letztere verschoss mit Hilfe von Luftdruck elektrisch geladene Kugeln. Die Elektro-Pistole benötigte einige wenige Sekunden um die Ladung aufzubauen. Versagte sie ihren Dient, dann blieb nur die Hoffnung, rechtzeitig ein schützendes Gebäude zu erreichen. In der Regel genügten sie, um die wenigen Raubtiere zu vertreiben, aber es hatte auch drei tödliche Angriffe gegeben. In solchen Fällen rückten die Jäcker und die Constabler der kleinen Polizeiwache aus, denn hatte ein Raubtier einmal begriffen, wie leicht sich ein Mensch töten ließ, dann wurde es zu einer großen Gefahr.

      Insgesamt waren die Greenlander bislang glimpflich davongekommen. Krankheiten, Raubtiere und Unfälle hatten in den vergangenen fünf Jahren zu insgesamt siebenundfünfzig Todesopfern geführt. Jeder Einzelne war ein Verlust, aber die Eroberung einer neuen Welt verlief niemals ohne Opfer.

      Bernd Rau gönnte sich die Zeit, Kara und Jake ein paar Minuten zu beobachten. Die letzten Jahre waren natürlich nicht leicht gewesen, aber keiner von ihnen hatte es bislang bereut, den Mars verlassen zu haben. Bernd war der festen Überzeugung, dass die moderne Technik die Gesellschaft entmenschlichte. In Mars-Central kannte doch kaum jemand seinen Nachbarn. Hier, auf Greenland, war das anders. Allerdings mochte sich das ändern wenn die Kolonie wuchs und immer mehr Menschen in ihr lebten. Irgendwann wurde man in jeder Masse anonym. Doch bis dahin würde es noch viele Jahrzehnte dauern. Auf Greenland kannte man sich und half sich gegenseitig. Morgen würden ein paar Siedler kommen und Bernd bei der Ernte helfen, ebenso wie er ihnen zur Hand ging, wenn ihre Felder so weit waren.

      Bernd sah wie sein Sohn ans Funkgerät langte und ein kurzes Gespräch führte. Dann blickte Jake zu ihm herüber. „Bernd!“

      Bernd Rau seufzte. Es war eine Folge der Familienpolitik auf Greenland, dass ein Kind seinen Vater niemals Vater nannte. Jedes Kind hatte nur eine Mutter, jedoch gleich mehrere Väter, um keinen der Ehemänner zu diskriminieren. Bernd mochte die Notwendigkeit akzeptieren, doch ein traditioneller Teil seiner Seele empfand einen leichten Schmerz, dass er für seinen leiblichen Sohn stets nur „Bernd“ sein würde. „Was gibt es, Jake? Probleme?“

      Jeder Siedler besaß diese einfachen Funkgeräte, die nur zur Sprachübermittlung geeignet waren. Die Gemeinschaft hatte sich für ihre Anschaffung entschieden, da sie preiswert, robust und leicht zu reparieren waren. Die hochtechnischen Ressourcen in Sanktum waren knapp und nur wenigen vorbehalten.

      Jake kam die Stufen der Veranda herab. „Frederic hat angerufen. Er hat einen Scheck-Bären in seiner Obstplantage. Einen alten Einzelgänger. Eine Pflückerin wurde angegriffen und schwer verletzt. Die Constables und Jäger sind schon auf dem Weg. Wir sollen die Augen offen halten. Der Bär ist in unsere Richtung gelaufen und er soll verletzt sein.“

      „Verdammt.“ Bernds Gedanken überschlugen sich. „Ins Haus, sofort!“, rief er den beiden zu. Er sah dass Jake an seiner Elektro-Pistole fingerte. „Vergiss, die verdammte Pistole, Jake! Ein verletzter Scheck-Bär ist unberechenbar! Verschwindet ins Haus!“

      Bernd machte sich selbst auf den Weg. Es waren ja nur ein paar Dutzend Meter. Während seine Frau und sein Sohn zögernd ins Haus traten, beeilte Bernd sich, ebenfalls den Schutz des Gebäudes zu finden. Ein normaler Bär ließ sich durch die Elektro-Kugeln vertreiben, aber ein verletztes Exemplar war etwas völlig anderes. Noch dazu, wenn es sich um einen alten Einzelgänger handelte. Scheck-Bären waren

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