Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk
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Bernd war noch zwanzig Meter von der Veranda entfernt, als der Scheck-Bär um die Ecke des Hauses trottete. Es war ein Prachtexemplar, von der Größe eines Pferdes und sicherlich dem dreifachen Gewicht. Das Tier hielt einen der vier Vorderläufe angewinkelt und scheute sich, die Pfote mit den scharfen Krallen auf den Boden zu setzen. Im hellen Sonnenlicht trat die scharfe Zeichnung des gelb und braun gescheckten Pelzes deutlich hervor.
Der Bär erblickte Bernd und stieß das seltsame Pfeifen aus, welches für seine Art typisch war. Prompt richtete er sich auf die Hinterbeine auf. Das Tier schien unsicher, ob es den Farmer angreifen solle.
Bernd verharrte. Schnelle Bewegungen provozierten die Scheck-Bären zum Angriff. Er leckte sich über die Lippen und sah unschlüssig auf die verlockende Haustür. Sie war halb offen und Jake stand in ihrer Deckung, die Elektro-Pistole bereit, allerdings befand sich das Tier außerhalb seines Blickwinkels.
Jake wusste nicht dass der Bär längst da war und wunderte sich wohl, dass sein Vater nicht ins Haus kam. Mit langsamer Bewegung griff dieser an das Holster an seinem Werkzeuggürtel, öffnete es und zog die eigene Elektro-Pistole. An der Waffe befand sich ein federnd gelagerter Impulsschalter. Ruhte die Waffe im Holster, war dieser Schalter gedrückt. Nun federte er nach Außen und die Waffe begann sofort aufzuladen. Innerhalb von knapp vier Sekunden stand die Kugel in der Kammer unter Spannung.
Bernd war unschlüssig. Die Pistole war bereit, doch wenn die Kugel den Bären nicht erschreckte oder betäubte, dann würde ihn das riesige Tier ohne weiteres Zögern attackieren.
„Was ist los, Bernd?“
Die Frage seines Sohnes gab den Ausschlag.
Der Scheck-Bär ließ sich nach vorne fallen, landete auf seinen Vorderpfoten und griff an.
In diesem Augenblick hätte der Farmer lieber eine moderne Militärwaffe verfügbar gehabt, deren Hochrasanz-Projektile den Angreifer bereits aufgrund der Schockwirkung getötet hätten aber Militärwaffen erhielten nicht einmal die Constables. Das Elektroprojektil verließ die Waffe und Jake reagierte blitzartig, als der Bär so unvermittelt in seinem Gesichtsfeld erschien. Beide Kugeln trafen und gaben ihre Ladung ab.
Das Tier knickte ein, rutschte auf dem Bauch, drehte sich dabei leicht und überschlug sich.
Bernd wartete gar nicht erst ab, ob es auch liegen blieb, sondern rannte zur Veranda, die Stufen hinauf und keuchend durch die Tür, die Jake ihm freigab. Sein Sohn warf sie ins Schloss und klappte den Sperrriegel vor, der von Rahmen zu Rahmen reichte.
„Grundgütiger“, ächzte Bernd und lehnte sich an das massive Holz. „Das war knapp.“
Kara sah ihn mit großen Augen an. Ihre Stimme zitterte unmerklich. „Bist du verletzt?“
Er schüttelte den Kopf. „Alles in Ordnung, Liebling.“ Er warf einen Blick zu Jake, der ans Fenster getreten war und hinaus spähte. „Und?“
„Er läuft weg“, berichtete der Sohn. „Oh Mann, der hat zwei Ladungen abbekommen und rennt davon. Den hätten wir auch mit drei oder vier Kugeln nicht erledigt. Was für ein Monstrum.“
„Ja, ein zäher alter Bursche.“ Trotz des Schreckens schwang Bewunderung in Bernds Stimme mit. „Eigentlich hätte er es verdient, zu überleben, denn wir sind Eindringlinge in seinem Revier.“
Jake liebte die Natur und verstand ihre Zusammenhänge, doch er sah es weit pragmatischer, als sein Vater. „Jetzt ist es unser Revier. So ist die Natur nun einmal. Der Schwächere muss dem Stärkeren weichen.“
„Das entschuldigt keine Gewalt“, hielt Bernd dagegen.
Jake grinste. „Keine sinnlose Gewalt, ja. Aber hier geht es ums Überleben. Town-Mayor Winkler sagt doch auch, dass das Alte weichen muss, wenn das Neue Raum zum Überleben braucht.“
Bernd wollte etwas erwidern, doch von draußen drang das auf und ab schwellende Heulen der Sirene eines Polizeifahrzeuges herein. Sie beide öffneten die Tür und traten mit Kara auf die Veranda hinaus. Ein schwarz und weiß lackierter Polizeiturbo fegte mit einer Staubschleppe heran, die von den Turbinen des Luftkissenantriebs hervorgerufen wurde. Auf dem Dach blitzten die typischen roten und blauen Warnlichter des Polizeidienstes der Kolonie. Ein Stück hinter dem Turbo waren Schemen im Staub zu erkennen, die dem Fahrzeug folgten.
Mit leisem Brummen der Turbinen kam das Fahrzeug zum Stehen. Vier Männer in Zivil stiegen aus, an deren Hemden die goldenen Abzeichen der Constables blinkten.
„Hallo, Bernd, wir suchen…“, begann Chief-Constable Dieter Wasmann und wurde auch schon von Jake unterbrochen, der mit dem Arm deutete. „Da lang, Chief.“
Wasmann nickte und gab seinen Männern einen Wink, die wieder in den Wagen stiegen. Die Turbinen heulten kurz auf und das Fahrzeug schoss davon. Es war schneller als der Scheck-Bär und seinen Sensoren und Scannern würde das Tier nicht entgehen.
Der Polizei-Turbo gehörte zu den wenigen modernen Fahrzeugen auf Greenland, die den Ordnungshütern und dem Rettungswesen vorbehalten waren.
Aus dem Staub tauchten Frederic Solmes und seine erwachsene Tochter auf, die auf zwei gezähmten Rindern ritten. Beide zügelten ihre Tiere vor den Raus.
„Er war hier, nicht wahr?“ Vater und Tochter schwangen sich aus den Sätteln. „Ihr habt Glück gehabt. Der Bursche hat sich bei uns zwei Kugeln eingefangen und Jenny trotzdem erwischt. Die Ambulanz hat sie in die Klinik gebracht, aber es sieht schlimm aus.“
„Chief Wasmann wird das Biest erwischen“, meinte Jake im Brustton der Überzeugung.
Solmes nickte. „Das wird er. Der ist genau so ein zäher alter Knochen, wie dieser Bär.“
„Hallo, Jake.“ Piedra strahlte Jake an. „Ich könnte was zu trinken vertragen. Wir haben den Staub vom alten Wasmann schlucken müssen.“
„Etwas mehr Respekt, Liebes“, knurrte Frederic. „Du redest hier immerhin von der einzigen Ordnungsmacht auf Greenland. Na ja, vom Town-Mayor vielleicht abgesehen.“
„Ach, hab dich nicht so, Frederic“, warf Piedra ein. „Wir sind nach Greenland gekommen, weil wir hier frei leben und frei reden können.“
„Das kannst du auch, Pie, aber das bedeutet nicht, dass man es an Respekt fehlen lassen darf. Ohne Respekt und Ordnung entsteht Chaos.“
Jake grinste Piedra an. Dass er etwas für sie empfand war schwerlich zu übersehen. „Wenn wir mit der Natur leben wollen, dann müssen wir uns ans Chaos gewöhnen.“
„Unsinn.“ Bernd schob die Elektro-Pistole ins Holster zurück. „In der Natur hat alles seine Ordnung.“
„Ja, die Großen fressen die Kleinen“, wiederholte Jake im Kern jene Aussage, mit welcher er bereits zuvor den Unmut seines Vaters hervorgerufen hatte. „Ist ja auch eine Art von Ordnung.“
Piedra lachte auf. „Wenn die Großen sterben, werden sie dafür von den ganz Kleinen gefressen.“
„Die