Sky-Navy 06 - Der letzte Pirat. Michael Schenk

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von Kelly´s Rest gehackt und dort alle Daten über die Glennrose gelöscht“, erklärte der Agent. Er sah Anderson lächelnd an. „Natürlich verschafft uns das nur einen Zeitaufschub. Beim nächsten Abgleich, mit dem Zentralregister des Direktorats auf dem Mars, werden die Dateien natürlich wieder hergestellt und wahrscheinlich gibt es auch ein paar Leute, die sich an die Besuche der Glennrose in der Freihandelszone erinnern können, aber jeder Zeitgewinn ist kostbar.“

      „Dem stimme ich zu.“ Anderson erwiderte das Lächeln.

      „Moment, was hat das zu bedeuten?“, fragte Proviantmeister Sloan.

      „Das wir verschwinden müssen“, antwortete Anderson mit harter Stimme. „Und zwar schnell und endgültig.“

      „Ich protestiere.“ Clegg war normalerweise nicht der Mann, der sich so weit aus dem Fenster lehnte und sich gegen eine Entscheidung des Captains stellte. „Selbst wenn Hiveen von der Sky-Navy genommen wurde, so bedeutet das ja nicht, dass alle Kreise und Stationen unserer Bruderschaft…“

      „Die Befehle in der Nachricht sind eindeutig“, unterbrach Susan Horn.

      „Und von wem wurden sie autorisiert?“, erregte sich Clegg.

      „Eine solche Nachricht kann nur mit der Bestätigung eines Ersten der Kreise in eine Boje eingespeist werden“, wandte Ingenieurin Tara ein. „Welcher der Ersten das war, spielt keine Rolle.“

      „Ach, und was sollen wir nun tun?“ Clegg sah die Anwesenden herausfordernd an. „Heißt das jetzt etwa, dass die Bruderschaft nicht mehr existiert?“

      „Genau das“, bestätigte Skeet Anderson. „Sie ist aufgelöst und wir sind jetzt de facto Heimatlos und auf uns selber gestellt.“

      „Also arbeiten wir künftig auf eigene Rechnung“, brummte Prime-Sergeant Ondret.

      „Kann man so sagen.“ Anderson seufzte. „Wobei wir uns natürlich erst über unser künftiges Vorgehen im Klaren sein müssen. Wir werden unsere Aktivitäten im Raum vorläufig einstellen.“ Er straffte seine Haltung. „Es wäre zu gefährlich, die Aufmerksamkeit der Sky-Navy oder der Sky-Marshals zu erregen, indem weiterhin Schiffe verschwinden. Wir haben nun keine starke Organisation mehr im Rücken und auch keine Basis, zu der wir uns zurückziehen könnten. Wie ich schon erwähnte, sind wir auf uns alleine gestellt.“

      „Nun, Sir, Sie sind sicherlich der Captain dieses Schiffes“, begann Clegg zögernd, „allerdings hat mich die Bruderschaft als kommandierender Offizier der Gardisten autorisiert. Da die Garde den weitaus größten Anteil der Besatzung…“

      Clegg kam nicht weiter. Zwei Weichbleikugeln zerschmetterten seine Stirn. Teile der Schädeldecke, Blut und Hirnmasse spritzten über einen Teil der Polster und des Bodens.

      „Es wäre höchst unangemessen, Zweifel an meiner Autorität zu hegen“, sagte Anderson mit ruhiger Stimme.

      „Natürlich“, stimmte Ondret zu.

      „Aber mussten Sie ihn gleich erschießen, Captain?“, seufzte Susan Horn.

      „Nein, das musste ich nicht“, gab Anderson zu. „Aber in diesem Fall war es nützlich. Es lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wer das Sagen an Bord hat.“

      „Leder und Wolle“, brummte Sloan. „Haben Sie eine Ahnung, Captain, wie schwer sich daraus solche Flecken entfernen lassen?“

      Der Angesprochene fragte sich einen Moment, ob Sloan diese Bemerkung wirklich ernst meinte. Der hob beschwichtigend die Hände. „Wie Ondret schon sagte, es ist Ihr Schiff, Captain, und wir sind Ihre Besatzung.“

      Die anderen nickten und vermieden es, die sterblichen Überreste anzusehen.

      „Da Clegg´s Position vakant geworden ist, übertrage ich dessen Aufgaben an Prime-Sergeant Ondret. Ansonsten bleibt alles unverändert. Ondret, Sie sorgen mit Nachdruck dafür, dass die Gardisten bei der Stange bleiben. Machen Sie ihnen klar, dass es keine Alternative gibt. Das Direktorat wird jeden Einzelnen von uns über die Klinge springen lassen, wenn man unserer habhaft wird.“ Anderson steckte die Waffe, in deren Kammern noch zwei Schuss bereit waren, in die Tasche seines Overalls. Er unterdrückte einen Fluch, denn er hatte nicht an die Hitze des Metalls gedacht, die durch die Schüsse entstanden war. „Sie müssen sich über ein paar Dinge im Klaren sein: Wir waren Teil einer riesigen Organisation, in deren Schutz wir uns notfalls zurückziehen konnten. Diese Organisation existiert nicht mehr. Wir alle waren durch den Schwur auf unsere Gemeinschaft verbunden. Dieser Schwur ist nun hinfällig, denn es gibt die Gemeinschaft nicht mehr. Wir sind allein und wir müssen eine Lösung für unsere Probleme finden. Mister Kresser, ich gehe davon aus, dass die Sky-Marshals sich wohl um Richter Tradings kümmern werden.“

      „Darauf können Sie Gift nehmen.“ Kresser lächelte, als er die Anspielung auf sein tödliches Handwerk sah. „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen… Wir haben keine Möglichkeit mehr, uns in einer der Niederlassungen von Richter neu zu versorgen.“

      „Da die Glennrose zudem offiziell ein Schiff von Richter Tradings ist, entfällt für uns auch die Möglichkeit, an einer Freihandelsstation anzulegen. Wenn in den Medien erst berichtet wird, dass Richter die Tarnung einer Piratenorganisation war, dann werden sich die Händler förmlich überschlagen, uns bei Sichtung an die Navy zu verraten.“ Anderson trommelte mit den Fingern auf die Kante des Schreibtisches. „Ich habe keinen Zweifel, dass wir es mit einem Navy-Kreuzer aufnehmen können, doch die Navy hat viele Kreuzer. Ein altes Sprichwort besagt, dass viele Hunde des Hasen Tod bedeuten.“

      Proviantmeister Sloan nickte. „Wir brauchen einen Stützpunkt, Captain.“

      Skeet Anderson sah in die Runde. „Genau das ist der Kern der Sache. Wir brauchen einen Stützpunkt, wo wir uns versorgen und unser Schiff äußerlich ein wenig verändern können. Und wo wir Zeit haben, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Vorschläge?“

      „Auf einem Handelsstützpunkt fänden wir alles, was wir auf absehbare Zeit benötigen“, schlug Ingenieurin Tara vor.

      Susan Horn schüttelte prompt den Kopf. „Ein Handelsstützpunkt wird immer wieder von Schiffen angeflogen. Man würde uns ziemlich schnell auf die Spur kommen und dann hätten wir die Sky-Navy am Hals.“

      „Wir könnten irgendwo landen, unser Schiff mit anderen Farben und einem neuen Logo versehen, und dann als harmloser Händler auf einer Kolonialwelt erscheinen“, meinte Sloan.

      „Zu unsicher“, wandte Kresser ein. „Es gibt nicht viele Frachter mit der typischen Form der Glennrose, die für eine Atmosphärelandung geeignet sind. Alle Daten der Glennrose, zumindest die offiziell bekannten, befinden sich im zentralen Schiffsregister des Direktorats auf dem Mars. Das bedeutet, dass jeder Raumhafen und jede Station diese Daten mit dem nächsten Update wieder empfängt. Das Risiko, dass wir erkannt werden, ist zu hoch.“

      „Trotzdem hat Mister Sloan nicht ganz Unrecht.“ Anderson strich unbewusst über sein Oberlippenbärtchen. „Eine Kolonie wäre ein gutes Versteck. Aber es müsste eine sehr kleine Kolonie sein, die wir mit unseren paar Leuten hundertprozentig kontrollieren können. Am Besten eine, die erst neu gegründet wurde und noch nicht in den interstellaren Handel eingebunden ist, weil sie noch keine Waren zu bieten hat.“

      Susan Horn lachte leise. „Bei der derzeitigen Kolonisationswelle dürfte es kein Problem sein, so eine Kolonie zu finden. Seit der Einführung des Nullzeit-Antriebs gibt es doch jede Menge Spinner und Abenteurer, die sich eine eigene kleine

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