Wenn die Seelen Trauer tragen. Rose Hardt
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Читать онлайн книгу Wenn die Seelen Trauer tragen - Rose Hardt страница 6
„Das klingt nicht nur sehr poetisch, sondern auch sehr wehmütig!“, wobei Clemens sanft mit seinem Zeigefinger über ihren Handrücken streifte.
Nora drehte sich zu Clemens um, ihre Blicke trafen erneut aufeinander, diesmal durchströmten warme Wellen ihren Körper. Gleichzeitig, vielmehr aus einer Verlegenheit heraus, erhoben beide ihre Weingläser und stießen an, ein heller Klang verdrängte das beharrlich aufsteigende und dürstende Verlangen nach körperlicher Liebe.
Mit einem bitteren Lächeln fuhr sie fort: „Hm … sozusagen war ich die Alchimistin, die aus der Begegnung die große Liebe machen wollte … leider bin ich kläglich daran gescheitert. Aber, ich habe andere Dinge daraus gelernt …!“
„Oh … das klingt sehr philosophisch“, bemerkte Clemens, „kann es sein, dass der Rotwein seine ersten Spuren zeigt?“, wobei er sein Glas gegen den Schein des Mondes hielt und dabei den Rest des Weines spielerisch kreisen ließ.
Sie lächelte, wobei sie eigentlich hätte weinen mögen, aber irgendetwas hielt ihre Tränen zurück. Auch war sie kurz davor ihm von dem Toten in ihrem Vorgarten zu erzählen, aber diese Geschichte würde die wundervolle Atmosphäre nur zerstören – und nein, das wollte sie keinesfalls. Diese Augenblicke der völligen Harmonie waren eine Seltenheit in ihrem Leben geworden und verlangten beachtet, ja, gewürdigt zu werden. Sie setzte das Glas an und nahm einen großen Schluck Wein.
„Lebst du alleine hier?“, fragte sie das Thema wechselnd.
Kurz sah er sich suchend um, „ja, so wie es den Anschein hat … oder siehst du noch jemanden?“
„Es gelingt dir immer nur kurz ernsthaft zu bleiben oder …?“, lächelte sie.
Er kam etwas näher, legte zärtlich seinen Arm um ihre Hüfte und flüsterte: „Hey, ich verrate dir etwas, nur wenn ich verlegen bin … oder verliebt!“
„Und was bist du jetzt?“
„Beides!“ flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie dabei auf die Schläfe.
Verlegenheitsröte stieg in ihr auf, sanft stieß sie ihn mit dem Ellenbogen auf Distanz.
Mit einem Lächeln prostete er ihr zu, ihre Gläser trafen kurz aufeinander, ein klirrender Ton verhallte in der Nacht und vibrierte durch ihr eh schon aufgewühltes Innenleben. Doch so schnell würde sie sich nicht verführen lassen, das hatte sie sich nach ihrer letzten Liebe geschworen – die Zeit war noch nicht reif.
Nun, galt es das Thema in eine andere Richtung zu bringen. „Wie finanziert man eigentlich so eine traumhafte Immobilie?“, fragte sie.
„Du bist aber gar nicht neugierig?“, lachte er, „durch Immobilien und Anlageberatungen! Und du? Was machst du beruflich?“
„Nun, ich bin vor einiger Zeit, um es genauer zu sagen, nach den Irrungen meines Herzens, zur Autorin konvertiert.“
„… konvertiert? Hm … interessant!“, wobei er bei dem Wort: konvertiert, sichtlich irritiert schien.
Was sie zwar bemerkte aber ohne Kommentar so stehen ließ. Sie fand das Wort passend!
„Über was schreibst du?“
„Nun, ich schreibe mich durch die ganze Klaviatur der Leidenschaften“, sie nippte an ihrem Wein und beobachtete seine Reaktion. Denn immer wenn sie diese Antwort gab, konnte sie in den Augen des Gegenübers erkennen welche Impulse diese Antwort auslöste. Viele versuchten dann die seltsame Komposition ihrer Wortwahl zu definieren, bei unkreativen Menschen blieb ein Fragezeichen in den Augen zurück; die kreativen begriffen sofort die Vielfalt die sich dahinter verbarg, und manchmal, ja, da ergaben sich auch sehr aufschlussreiche Themen daraus.
„Klaviatur der Leidenschaften! Hm … das klingt in der Tat nicht nur vielversprechend im erotischen Sinne, sondern verspricht auch theatralische Auswüchse!“ In seinen Augen lag nun ein ganz besonderes Strahlen – ein sehnsüchtiges Bedürfnis nach Liebe flackerte auf.
Sie ahnte, nein, vielmehr spürte sie, dass er die Kunst der Liebe beherrschte und lächelte ihm nur wissend zu, was ihn wiederum animierte noch etwas näher an sie heranzutreten, so nahe, dass ihre Körper sich berührten. Und sie musste sich selbst eingestehen, dass sein Körper sich gut anfühlte. In ihren Schläfen pochte bereits aufsteigendes Blut, ihr Körper fing zu beben an. Er spürte ihre Erregung und war sichtlich angetan von dem, was er bei ihr erreicht hatte. In seinem Gesicht lag schon dieses Siegerlächeln und gerade als er im Begriff war seinen Sieg auskosten zu wollen, wandte sie sich mit einem wissenden Lächeln von ihm ab. „Nein, mein Freund“, sagte sie augenzwinkernd, „so war das nicht gemeint“, anschließend nahm sie die Weinflasche, füllte die die Gläser wieder auf und prostete ihm zu.
Er lachte, „Goldmündchen … ich krieg dich noch“, neckte er.
„Mag sein, aber nicht heute Abend. Zum Wohlsein“, sie erhob ihr Glas und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Und nun aber mal zu dir. Du bist mir noch eine Antwort schuldig. Gibt es nun ein weibliches Wesen an deiner Seite … ja oder nein?“
Sein Blick schweifte zum Horizont, „man sagte mir einmal ich sei ein Scheusal“, dann lachte er kurz auf, „ich wäre ein großer Junge – ein Scheusal mit schmutzigen Gedanken“, dann stoppte er, „manchmal denke ich, wir Männer werden nie erwachsen. Ich jedenfalls, ich bin es nie geworden“, er trank einen Schluck Wein und versank in Gedanken.
Nora dachte an ihre erste Begegnung und dachte über seine Anmache nach, sie verkniff sich jedoch eine Antwort und lächelte ihm stattdessen nur zu.
Dann redete er weiter: „Mein Liebesleben verlief eher unspektakulär, genauer gesagt, es gab einige Affären“, achselzuckend fügte er an, „naja, darunter waren auch zwei feste Beziehungen, und die letzte Dame wollte mich besitzen“, ein bitteres Lachen drang aus seiner Kehle. „Ach, ich war einfach zu viel unterwegs und sie fühlte sich halt einsam, so einsam, dass sie nach einem anderen Ausschau hielt, einem der mehr Zeit für sie hatte, einem mit dem sie eine Familie gründen konnte – was sie kurze Zeit später auch tat“, anschließend leerte er sein Glas zur Hälfte, „tja“, seufzte er, „leider habe ich einen Job der mich zum Reisen zwingt. Fazit: keine Zeit für eine feste Bindung!“
„Vielleicht waren es auch immer die falschen Frauen?“, fügte Nora schmunzelnd an.
Er lächelte, sah zu ihr hin und sagte: „Mag sein oder auch nicht. Darüber zu sinnieren ist verlorene Zeit, Zeit die ich nicht habe!“ Doch seine Augen sprachen eine andere Sprache, nämlich die der Sehnsucht, Sehnsucht nach einer festen Bindung, nach Verständnis, nach Geborgenheit und Liebe!
Mit einer zweiten Flasche Rotwein sowie anregenden Gesprächen wurde die restliche Nacht versüßt.