Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang страница 28

Автор:
Серия:
Издательство:
Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

Скачать книгу

getötet hat. Eine Frau, die ins Irrenhaus gehört. Dort werde ich den anderen Insassen von den Bestien erzählen, die auf meiner Haut zu leuchten begonnen haben. Ich glaube es ja selbst nicht, was ich eben erlebt, was ich gespürt habe, getan habe. Ich sinke auf meine Knie und beginne zu weinen. Tränen ergießen sich in Strömen über meine Beine.

      Ich weiß nicht, wie lange ich da schon sitze? Eine Ewigkeit? Es ist dunkel geworden und die ersten Sterne funkeln am Himmelszelt.

      Mein Kopf brummt und mein Gehirn vibriert. Nein, es sind echte Geräusche aus der Außenwelt, nicht aus der kaputten Welt in mir drin.

      Ich höre Helikopter. Wer hat die gerufen? Egal wer es war, ich weiß, dass sie das nicht verstehen werden, dass er tot ist und ich am Leben bin. Ich muss verschwinden, aber nicht so ohne alles. Ich renne los, schneller als ein Mensch rennen kann und bevor die Helikopter über den Hügel fliegen, bin ich schon im Haus, in meinem Zimmer. Ich stopfe alles in einen Rucksack, was ich finden kann. Das Wochenbuch kommt auch mit. Ihm will ich erzählen, was ich getan habe, sollte ich das hier überleben.

      Drei Sprünge genügen und ich bin die Treppe unten. Anziehen kann ich mich später noch, wenn ich in Sicherheit bin.

      Ich will das Haus über die Terrasse zum See verlassen, vorbei an Adams Arbeitszimmer. Doch genau dort bleibe ich stehen. Wie ein Magnet zieht mich die Tür zu seinem geheimen Raum an. Die Helikopter sind nah. Sie müssen schon über dem See sein, haben Adam bestimmt schon gesichtet, als ich die Klinke herunterdrücke.

      Verschlossen!

      Ich trete zu und die Tür fliegt mit solcher Wucht aus den Angeln, dass sie das Bett im Arbeitszimmer aus dem Weg katapultiert. Ein Bett?

      Papier flattert wie Blätter im Herbstwind durch den Raum, Holz splittert und ich stürme hinein und frage mich, was das für ein Arbeitszimmer sein soll?

      Ein Blick aus dem Fenster zum Hof verrät mir, dass sie jetzt landen. Sechs Scheinwerfer, heller als das Tageslicht. Drei Helikopter. Ich weiß nicht, warum so viele kommen, aber ich weiß, weshalb sie hier sind. Sie sind hier, um Adams Mörder zu jagen. Mich?!

      Ich schnappe mir ein paar der Blätter, der Unterlagen, die auf dem Boden liegen. Zeichnungen von Menschen. Menschen, die Tattoos auf ihrer Haut tragen, so wie ich. Was? Was hat Adam gewusst? Wer hat hier geschlafen? War das wirklich das Fenster, aus dem uns jemand beim Küssen zugesehen hat? Habe ich mich nur geirrt?

      Ich wende mich dem Nachttisch zu. Wie ein Käfer liegt er auf dem Rücken, unfähig, vor mir zu flüchten. Ich mache mich an die Schubladen heran. Eine ist verschlossen, hat aber meiner unbändigen Kraft nichts entgegenzusetzen. Ich reiße sie spielend leicht heraus. Ein kleines weißes Buch fällt heraus. Draußen springen Männer, breit wie Schränke, aus den Helikoptern. Sie tragen Helme und Gewehre und rote Mäntel. Vollstrecker, lache ich. Es ist das Lachen einer Verrückten.

      Ich nehme das weiße Buch an mich, drehe es in meiner Hand, während die Zeit abläuft. Ein Stern auf der Vorderseite. Ich drehe es um und gefriere zu Eis. Ich fahre mit meinem Fingernagel die feinen Striche auf dem weißen Leder nach. Alle Striche zusammen ergeben eine Zeichnung, ein Bild. Es ist perfekt, fast wie echt. Eine Frau, eine junge Frau. Ihr ganzer Körper ist voller Tattoos. Sie ist eine Kämpferin und sie hat einen Teddybären mit einem blauen schimmernden Brustpanzer bei sich. Auf ihrer Stirn überstrahlt ein Tattoo alle anderen. Es ist der Stern vom Buchtitel. Und die Frau? Sie sieht aus wie ich!

      Die Haustür wird aufgeschossen! Geschossen?!

      Ich packe das Buch in meinen Rucksack und renne aus dem Arbeitszimmer, auf den Flur und die Vollstrecker schießen ohne Vorwarnung. Kugeln schlagen neben mir in der Wand ein, ohrenbetäubend laut. Ich presse meine Hände auf die Ohren und mache auf dem Absatz kehrt, zurück ins Arbeitszimmer. Der nächste Kugelhagel zerfetzt den Türrahmen, wo ich eben noch war. Sie wollen mich töten, ohne Verhandlung, ohne Fragen.

      Wohin? Wohin?

      Ich renne los, übermenschlich schnell. Will aus dem Fenster springen und dann sehe ich sie. Eine junge Frau, draußen neben dem Steg. Sie trägt Adam in den Wald.

      »Halt!«, ruft es hinter mir, aber ich setze mich schon wieder in Bewegung. Überirdisch schnell springe ich auf die Seite und renne los. Die Wand hoch und während sie den Inhalt ihrer Magazine auf mich abfeuern, renne ich die Wand im Zimmer entlang, als würden für mich keine physischen Gesetze Gültigkeit haben, als gäbe es kein unten und oben. Und dann bin ich schon bei den Vollstreckern, treffe sie mit brutaler Präzision. Durch den Aufprall werden sie entwaffnet und aus dem Zimmer geworfen. Ich kenne mich nicht. Wie kann ich zu so etwas fähig sein?

      Mehr Bewaffnete sind unterwegs, strömen wie Ameisen von der anderen Seite ins Haus. Ich renne los, beschleunige und springe aus der Haustür und lande auf dem Rasen. Vor mir stehen die Helikopter. Vollstrecker in roten Anzügen rennen rechts von mir zum Steg und als sie mich entdecken, rufen sie sich Befehle zu. Aber ich sprinte pfeilschnell über den Rasen, an den Helikoptern vorbei, zurück zum See, über die andere Seite. Zurück zu Adam und der ANDEREN?

      Ich bin so schnell, zu schnell für sie. Erst jetzt höre ich wieder Schüsse, erst jetzt bin ich wieder in ihrer Schusslinie, aber die Bäume am Ufer und die Schatten der Nacht beschützen mich. Stellen sich tapfer meinen Verfolgern in den Weg.

      Ich breche, rausche durchs Unterholz und komme am Steg heraus. An dem Steg, an dem Adam und ich vorhin noch saßen, als die Welt noch in Ordnung war. Einen Moment, den ich nie vergessen wollte. Den ich jetzt garantiert nie mehr vergessen werde. Ich frage mich, ob ich so etwas schon einmal erlebt habe. Schrecklicher Gedanke.

      Mein Blick geht nach rechts zu der Schlammschicht. Dort wo ich SIE mit Adam gesehen habe. Ich sehe die ersten Spuren meiner Flucht, als ich versucht habe, vor Adam wegzukriechen. Dort wo Adam vielleicht getötet wurde. Von mir?

      Ich höre Vollstrecker. Einer von ihnen springt durchs Gebüsch und andere hechten hinterher.

      Ich spurte abartig schnell den Steg entlang, springe über meine und Adams Klamotten, die hier liegen, wo wir sie ausgezogen haben und dann stoße ich mich ab.

      Ich segle über das Wasser, bevor ich kopfüber eintauche. Der Rucksack bremst mich ab und zerrt an meinen Schultern, aber ich tauche unbeirrt hinab. Die Atmosphäre unter Wasser ist mir so vertraut und es geht so leicht, in die Tiefen des Sees zu gleiten, mich vor den Kugeln, die oben in die Wasseroberfläche einschlagen, in Sicherheit zu bringen. Es sind nur wenige kräftige Schläge mit meinen Beinen notwendig, bis ich ganz unten bin. Der See ist höchstens zwanzig, dreißig Meter tief. Aber tief genug. Es ist so einfach, auf seinem Grund entlang zu schwimmen und mich in einer Senke zwischen Pflanzen, die wie Fahnen um mich wehen, auf den weichen Boden zu setzen und zu warten. Zu warten, bis meine Lungen nach Luft verlangen. Die Tattoos leuchten immer noch. Die Bestien sind bei mir und ich weiß, dass sie etwas mit mir anstellen. Dass ich so schnell bin, so stark, so lange ohne Atemluft auskomme.

      Ich hoffe, die Männer in rot denken, dass sie mich erwischt haben, dass mich eine ihrer Kugeln tödlich getroffen hat und meine Leiche nach oben schwebt. Ich hoffe, sie geben die Suche auf, bevor ich Sauerstoff benötige und wirklich wieder hoch muss. Ich hoffe inständig, ich muss nie wieder hoch. Zeit vergeht.

      Wer ist sie? Warum hat Adam sie vor mir im Arbeitszimmer versteckt? Wieso habe ich nicht bemerkt, dass Adam und ich nicht die einzigen in seinem Haus waren?

      So lange wie ich hier schon sitze, kann kein normaler Mensch unter Wasser bleiben. Nicht ohne Sauerstoffflasche. Bin ich normal? Entschieden nein. Die Tattoos leuchten noch immer.

      Was war mit mir los, als ich Adam in die Kehle gebissen

Скачать книгу