Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7. Sophie Lang

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Violet - Die 7. Prophezeiung - Buch 1-7 - Sophie Lang

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war ich in seinem Arbeitszimmer, als ich wie ein Insekt an der Wand entlang gerannt bin. So schnell wie ich gerannt bin, so weit gesprungen, das kann kein normaler Mensch. Ich bin nicht normal! Ich muss noch immer nicht hoch. Der Atemreflex, das enge Gefühl in meinen Lungen, will einfach nicht einsetzen, trotzdem bewege ich mich jetzt. Tauche am Grund weiter entlang, weiter weg von dem Steg, bis auf die andere Seeseite. Erst als ich dort ankomme, ist es soweit. Meine Lunge zieht sich langsam zusammen und gibt mir eindeutig zu verstehen, was ich jetzt dringend benötige. Ich fühle mich geschwächt und weil ich keine andere Wahl habe, tauche ich mit letzten Reserven bis an den Rand, bis ich wieder Schlamm mit meinen Fingern greifen kann.

      In Zeitlupe hebe ich meinen Kopf aus dem Wasser, geschützt von dem Grünzeug der Uferböschung um mich herum. Der Sauerstoff tut gut, aber ich fühle mich trotzdem schwächer. Brauche wieder Blut? Nein!

      Fühle mich nicht so übermenschlich wie vorhin, sondern? Normaler. Ich bin schwach.

      Ich kann sie hören. Die Verfolger sind noch da. Irgendwo im Wald höre ich sie in der Dunkelheit, aber nicht hier in meiner Nähe. Der See ist zu groß und sie können unmöglich alles umstellen.

      Wie eine kleine Eidechse schleiche ich mich aus dem Wasser, durch das Gras, hinauf Richtung Wald. Das Grün um mich herum beschützt mich. Ich kauere mich zwischen Büschen nieder und ziehe meine Jeans und das Top an, das ich von Kristen habe. Die Klamotten sind klatschnass, aber besser so, als im Bikini durch den Wald zu flüchten. Das Adrenalin pulst noch immer durch meine Adern. Ich bin eine Mörderin, eine Bestie. Ich schleiche am Waldrand entlang, weiter weg von meinen Verfolgern.

      Ich fühle mich sicherer, mache mich bereit, tiefer in den Wald einzudringen, mich aus dem Schutz der Büsche zu lösen, als ich einen Ast knacken höre. Sie sind ganz nah, höchstens zehn, zwanzig Meter entfernt. Wie konnte ich sie überhören?

      Ich robbe leise ein paar Meter weiter, an den Rand der Sträucher und dann bleibe ich geschockt liegen. Vor mir auf dem Boden liegt Adam. Blutverschmiert. Aber sein Brustkorb hebt sich und senkt sich. Langsam, sehr langsam, aber er lebt! Ich schaue ihn wie hypnotisiert an. Wie kommt er hierher?

      Wo ist SIE?

      Was habe ich ihm nur angetan?

      Wie konnte das mit mir – mit ihm passieren?

      Ich robbe neben ihn, bleibe flach im Schutz des Baumstamms neben Adam liegen und suche SIE.

      Höre wieder, wie es knackt im Wald. Höre Männerstimmen leise miteinander sprechen.

      Hoffentlich gehen die Vollstrecker einfach vorbei. Die Männer flüstern, aber ich kann hören, wie sie meinen Namen sagen. Sehe das Licht ihrer Lampen zwischen den Bäumen. Sie glauben nicht, dass ich tot bin. Warum nicht?

      Ich bleibe wie eine Tote liegen und höre ihnen zu, wie sie näher kommen, meinen Blick ständig auf der Suche nach IHR. Ich könnte wegrennen, tiefer in den Wald hinein, aber ich bezweifle, dass ich es schaffen könnte und ich will Adam nicht zurücklassen. Er lebt!

      Ich bleibe liegen wie gelähmt. Mir ist kalt und ich habe alle Mühe, meinen Kiefer ruhig zu halten, damit meine klappernden Reißzähne mich nicht verraten.

      Die Vollstrecker kommen näher. Werden sie mich ohne zu zögern erschießen, so wie die Typen, die das Haus gestürmt haben? Mir ist so kalt. Unnatürlich kalt. Kann ich Adam retten? Er braucht medizinische Hilfe, ganz sicher.

      Mir ist so kalt. Ich kenne diese Kälte! Es ist die Kälte der Bestien! Bestien in Reagenzgläsern, Bestien auf meiner Haut. Ich schaue an mir hinab. Hebe mein Top, bin bauchfrei. Das Tattoo ist an seinem Platz, leuchtet kaum. Trotzdem, wird sie womöglich gleich wieder in mir erwachen, damit ich Adam den Rest gebe? Kann ich die Käfigtür in mir verschlossen halten?

      Ich schaue an mir hinab. Nichts. Das Tattoo rührt sich nicht. Ich atme durch. Aber die Kälte bleibt und es ist nicht meine Haut, die kalt ist, es sind nicht meine Tattoos.

      Schnell geht mein Blick zu allen Seiten. Ich könnte schwören, dass eine Bestie in der Nähe ist.

      Die Vollstrecker kommen jetzt ganz nah heran. Jetzt ist es definitiv zu spät, um zu flüchten.

      Ich halte den Atem an und plötzlich bemerke ich SIE. Sie schaut mich an und mit einem Finger vor dem Mund, gibt sie mir zu verstehen, dass ich ganz ruhig bleiben soll. Ich hatte sowieso nichts anders vor. Die Männer stehen jetzt direkt vor dem Gebüsch.

      »Hier muss er sein. Das Signal ist sehr stark«, flüstert der eine, so leise, dass ich ihn kaum verstehe.

      Er? Signal? Ich verstehe gar nichts?

      »Vorsichtig, ich habe keine Lust, von der Verrückten in Stücke gerissen zu werden«, wispert der andere.

      »Wenn sie bei ihm ist, schieße ich sie in tausend Stücke.«

      Ich zittere am ganzen Körper, schaue zu der anderen hoch. Sie sitzt ganz ruhig auf einem dicken Ast auf dem Baum. Vielleicht drei Meter über mir. Ihre langen, schwarzen Haare hängen seitlich von ihrem einfachen aber hübschen Gesicht wie ein seidener Vorhang herunter. Ihre moosgrünen Augen leuchten, sie hat sich geschminkt. Schwarz und braun und sie lächelt, den Finger vor ihren dunkelbraun geschminkten Lippen.

      Es ist Nacht, aber die junge Frau scheint von innen heraus zu leuchten, als hätte jemand in ihr eine Lampe angezündet. Und dann sehe ich es. Sie trägt Tattoos, so wie ich!

      Sie gibt mir zu verstehen, dass ich aufstehen soll. Ich weiß nicht, warum ich es mache, es ist verrückt, töricht, die Vollstrecker können mich dann sehen, aber ich mache es trotzdem. Es wird extrem kalt. Ich habe das Gefühl, als gefrieren alle Kleider auf meiner Haut.

      »Das Signal. Es ist weg!«, sagt einer von ihnen.

      Die Vollstrecker sind bei unserem Baum angelangt, schieben Blätter zur Seite, einer kommt auf meine Seite und ich stehe direkt vor ihm. Hinter mir liegt Adam auf dem Boden. Der Vollstrecker schaut mich an, keinen Meter entfernt. Er schaut mir in die Augen, aber er sieht mich nicht. Ich bin unsichtbar für ihn.

      Ich spüre die frostige Kälte und ich weiß, dass es die Kälte einer Bestie ist, die mich umgibt. Die andere mit den pechschwarzen Haaren, dem geschminkten Gesicht, ist wie ich. Wir sind beide nicht normal. Ist sie auch eine Verrückte?

      »Das Signal kam von hier. Er muss hier sein«, sagt der Riese vor mir.

      »Hier ist nichts. Es gibt kein Signal mehr. War bestimmt eine Störung«, sagt der andere. Er ist es. Der XXXL-Typ mit dem Riesenkinn, aus Kristens Haus. Ich spüre, dass er angespannt ist. Beide sind angespannt. Sie haben Angst. Vor mir? Vor uns? Ein neues Gefühl, das ich nicht einordnen kann, ob ich es gut finden soll oder nicht.

      Der andere zieht an der roten Weste seines Kameraden.

      »Komm, wir gehen zurück.«

      »Warte, es ist hier, ich spüre es. Die Kälte ist nicht normal«, sagt er, schiebt den Busch ganz auseinander und macht einen Schritt auf mich zu. Wir stehen uns Auge in Auge gegenüber und als hätte ich es schon tausendmal zuvor getan, weiche ich seinem Körper, seinem nächsten Schritt aus, ohne dabei ein Geräusch zu verursachen, ohne die geringste Chance, dass er mich hätte berühren können. Ich fühle mich nicht mehr so stark, aber ich bin definitiv nicht mehr die gleiche Freija, die ich war, bevor ich Adam gebissen habe.

      Ich lasse ihn nur wenige Zentimeter an mir vorüberziehen.

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