Vulkanjäger. Катя Брандис

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Vulkanjäger - Катя Брандис

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fast gedacht. Ich würde sagen, stoßen wir gleich mal an auf deine Lavataufe und dein Kameradebüt!“

      Wir hatten zwar keine Sektflöten, aber Zahnputzgläser taten es auch. Sogar Freds Mundwinkel bewegten sich nach oben, als André rief: „Auf den zukünftigen Vulkanbändiger Jan!“

      Der Sekt schmeckte mir nicht besonders, aber das machte nichts, ich schwebte noch immer auf einer Glückswelle. Wir waren erst ein paar Tage unterwegs und schon hatte ich ein tolles Mädchen kennengelernt und Lava in der Hand gehalten. Keine Frage, das würden die besten Ferien der Welt werden, und sie hatten gerade erst angefangen!

      „Wie bändigt man eigentlich einen Vulkan?“, fragte ich André.

      „Durch Wasserreingießen jedenfalls nicht“, brummte Fred. „Das gibt nämlich ´ne Dampfexplosion.“

      „Der wahre Trick ist: Deckel drauf und zuhalten“, behauptete André und ich musste tatsächlich kichern. Holla, der Sekt ging schnell ins Blut!

      Nachdem wir genug herumgealbert hatten, schauten wir uns den Rest unserer Lava-Aufnahmen an. „War das jetzt eigentlich gefährlich oder nicht, was wir gemacht haben?“, fragte ich.

      „Ach, es kommen nicht viele Leute durch Lava um“, bemerkte mein Vater, den Blick wieder auf den Bildschirm gerichtet. „Weitaus mehr erwischt es durch Steine, die während eines Ausbruchs hochgeschleudert werden, durch vulkanische Schlammlawinen oder Glutwolken. Und ich war mal dabei, als ein russischer Student in Kamtschatka in eine Fumarole gefallen ist.“

      Ich wusste schon, was eine Fumarole war – eine Öffnung im Vulkangestein, aus der heiße Gase aus dem Erdinneren hochfauchten. „Hat er es überlebt?“

      „Nein. Er war einfach weg. Um die Fumarole herum war nämlich so eine Art Schlamm, in dem ist er verschwunden wie in Treibsand.“

      Uäh – der arme Student!

      „Aber unser Fred hier“, fuhr André ungerührt fort, „ist schon mal von Lavaströmen eingeschlossen worden.“

      Ich starrte Fred an, der neben uns den Bildschirm beobachtete. „Wie bist du da wieder rausgekommen?“

      „Bin über einen der Ströme drübergelaufen“, erklärte er. „Hast ja gesehen, dass die Lava ziemlich fest ist. Hat mich getragen.“

      „Aber ... hast du dich dabei nicht verletzt?“

      „No. Nur meine Schuhsohlen sind geschmolzen.“

      Allmählich wurde mir klar, warum mein Vater mich gebeten hatte, drei Paar Wanderschuhe mitzubringen. Hatte er vor, mich für den Film über frische Lava zu hetzen?

      Mein Communicator klingelte und ich blickte auf die Anruferkennung. Meine Mutter! „Hi, Mama“, sagte ich betont munter. „Wie geht´s?“

      „Das wollte ich eigentlich dich fragen! Alles klar bei euch? Was habt ihr heute gemacht?“

      Mein Hirn schaltete kurz in den Panik-Modus. Eins war klar, es gab Dinge, die meine Mutter besser nicht wusste – sonst war´s vorbei mit ihrem Seelenfrieden. Aber im Lügen war ich nicht besonders gut. „Wir haben einen Lavastrom gefilmt“, gestand ich.

      „O je! Du hast doch hoffentlich Abstand gehalten?“

      „Äh, ja! Klar!“

      Mein Vater und Fred grinsten sich an. Ich zog eine Grimasse.

      Schon erzählte meine Mutter weiter, von ihrem neuen Auftrag, von einer Kollegin, die unerwartet schwanger geworden war, und dass meine Katze Lucky mich vermisste. „Knuddel sie ordentlich von mir“, sagte ich und war froh, als ich auflegen konnte.

      „Ich fürchte, irgendwann kommt es raus, was wir heute wirklich gemacht haben“, meinte mein Vater und deutete auf den Bildschirm. „Und zwar allerspätestens dann, wenn es gesendet wird.“

      Verdammt! Daran hatte ich nicht gedacht. Mir wurde ganz heiß. „Wann wird das denn sein?“

      „Dauert noch mindestens ein Jahr“, beruhigte mich Fred. „Allein der Schnitt des Films dauert locker ein paar Monate.“

      Ich atmete auf. „Bis dahin bin ich wirklich volljährig und meine Mutter kann mir zumindest keinen Hausarrest erteilen oder so was.“

      Mein Vater reagierte überhaupt nicht, schaute einfach weiter auf den Bildschirm. Vielleicht hatte er schon vergessen, was er der Frau gegenüber behauptet hatte. Und wahrscheinlich betrachtete er sich als nicht zuständig für Erziehungsmaßnahmen.

      Nachdem wir die Aufnahmen fertig gesichtet hatten, kam ich endlich dazu, meine Nachrichten durchzugehen. Nichts Besonderes. Doch dann setzte mein Herzschlag einen Moment lang aus – ich hatte eine Freundschaftsanfrage von einer Giulia Pasotti! Konnte das sein, war das meine Giulia? O mein Gott, und eine Nachricht hatte sie auch geschickt.

       Hi Jan,

       bestimmt bist du jetzt in Hawaii. Hast du gewusst, dass wir nicht mal gleichzeitig den Mond anschauen können? Wenn er bei mir am Himmel steht, ist er bei euch schon längst vorbeigekommen. Oder umgekehrt. Ist das nicht schade?

       Ciao!

       Giulia Pasotti

       PS: Es fühlte sich ein bisschen komisch an, heute im Geschäft zu stehen. Weil ich ja wusste, dass du nicht vorbeikommen würdest.

       PPS: Für diese bescheuerte Nachricht habe ich eine Stunde gebraucht! Ich weiß ja nicht mal, wer du wirklich bist!

      Meine Finger flogen über die Tasten.

       Buon giorno Giulia,

       natürlich kennst du mich nicht wirklich. Ich habe noch ein Dutzend düstere Geheimnisse, die ich dir auf keinen Fall anvertrauen werde. Nicht geheim ist, dass ich heute mit den Händen Lava geknetet habe. Die kam ganz frisch aus dem Kilauea und war noch richtig schön weich.

       Ciao,

       Jan

       PS: Ja, das mit dem Mond nervt, ich hatte schon auf ihn gezählt. Ich denke einfach so an dich, okay?

      Dann lag ich mit einem seligen Grinsen auf meinem Hotelbett und war froh, dass mein Vater mal wieder telefonierte und es nicht bemerkte. Wie kam es, dass Giulia mir über Facebook schrieb? Die Serviette hatte sie ja liegen lassen. Aber wahrscheinlich hatte sie darauf meinen Namen gelesen und dann auf FB nach mir gesucht. Ihre Nachricht klang irgendwie romantisch! Hieß das, sie hielt mich nicht mehr für einen Arsch?

      Am Abend trafen wir uns in einem Restaurant mit Aolani, die mein Vater schon bei einem seiner letzten Besuche auf den Inseln kennengelernt hatte.

      „Und, willst du etwa auch Vulkanologe werden wie André?“ Aolani, die neben meinem Vater saß, strahlte mich an und wartete auf meine Antwort. Sie war etwa Mitte zwanzig, hatte ein rundes Gesicht und strahlend weiße Zähne. Die langen schwarzen Haare fielen ihr bis über den Rücken. Man hätte sie sich prima mit einer Ukulele und einem Blumenkranz vorstellen können, aber hier im Restaurant trug sie einfach ein

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